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Schlag auf Schlag

Schlag auf Schlag

Titel: Schlag auf Schlag
Autoren: Harlan Coben
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benannten »Food Court«. Wenn man viel Arbeit und Geduld investierte, durfte der »Food Court« darauf hoffen, eines Tages das gastronomische Niveau eines Selbstbedienungsrestaurants im Kaufhaus zu erreichen.
    Myron und Win drängelten sich durch die Menge. Einige Leute waren richtig hysterisch, andere hatten sich überhaupt nicht gerührt. Man war schließlich in New York. An den Ständen mit Erfrischungsgetränken standen lange Schlangen. Niemand wollte seinen Platz aufgeben.

Die junge Frau lag mit dem Gesicht nach unten vor einem Stand, der für 7 Dollar 50 pro Glas Moet-Champagner verkaufte. Myron hatte sie bereits erkannt, bevor er sich bückte, um sie auf den Rücken zu drehen. Doch als er ihr Gesicht sah, als er dem unabänderlichen toten Blick ihrer eisblauen Augen begegnete, traf es ihn wie ein Stich ins Herz. Er sah Win an. Der verzog wie üblich keine Miene.
    »So viel«, sagte Win, »zu ihrem Comeback.«

2
    »Vielleicht solltest du es einfach dabei bewenden lassen«, sagte Win.
    Er riss seinen Jaguar XJR auf den Franklin-D.-Roosevelt-Drive in Richtung Süden. Das Radio war auf WMXV, 105,1 FM eingestellt, wo etwas namens »Soft Rock« lief. Jetzt spielten sie gerade Michael Bolton, ein Remake von einem alten Klassiker der Four Tops. Schauderhaft. Als würde Bea Arthur ein Remake eines Marilyn-Monroe-Films drehen.
    Vielleicht bedeutete Soft Rock einfach nur Wirklich Schlechter Rock.
    »Was dagegen, wenn ich eine Kassette reinschiebe?«, fragte Myron.
    »Nur zu.«
    Mit einem Schlenker wechselte Win die Spur. Wenn man ihm wohlgesinnt war, konnte man Wins Fahrstil als kreativ bezeichnen. Myron versuchte, nicht auf die Straße zu sehen. Er steckte eine Kassette mit der Originalaufnahme von How to Succeed in Business Without Really Trying in den Recorder. Win hatte, genau wie Myron, eine riesige Sammlung von Aufnahmen alter Broadway-Musicals. Robert Morse sang etwas über ein Mädchen namens Rosemary. Doch Myron bekam das Mädchen namens Valerie Simpson nicht aus dem Kopf.
    Valerie war tot. Eine Kugel in die Brust. Jemand hatte sie im Food Court des National Tennis Centers der United States Tennis Association während der ersten Runde des einzigen Grand Slam Turniers in Amerika erschossen. Aber niemand hatte etwas gesehen. Zumindest sagte niemand was.
    »Du machst wieder so ein Gesicht«, sagte Win.
    »Was für ein Gesicht?«
    »Dein Ich-will-der-ganzen-Welt-helfen-Gesicht«, sagte Win. »Sie war nicht deine Klientin.«
    »Sie wollte es aber gerade werden.«
    »Ein großer Unterschied. Ihr Schicksal geht dich nichts an.«
    »Sie hat heute drei Mal bei mir angerufen«, sagte Myron. »Als sie mich nicht erreicht hat, ist sie zum Tennis Center gekommen. Und da hat sie dann jemand erschossen.«
    »Eine traurige Geschichte«, bestätigte Win, »die dich allerdings nichts angeht.«
    Die Tachonadel pendelte bei 130 Stundenkilometern. »Ah, Win?« »Ja.«
    »Die linke Straßenseite ist für den Gegenverkehr.«
    Win warf das Lenkrad herum und scherte über zwei Spuren hinweg auf eine Ausfahrt. Nur Minuten später bog der Jaguar in die Kinney-Garage an der 52nd Street ein. Sie gaben Mario, dem Parkplatzwärter, die Schlüssel. Es war heiß in Manhattan. Stadthitze. Selbst durch die Schuhsohlen versengte einem der glühende Gehweg die Füße. Abgase verfingen sich in der stehenden Luft und hingen darin wie reife Früchte an einem Baum. Das Atmen fiel schwer. Das Schwitzen umso leichter. Der Trick war, beim Gehen so wenig zu schwitzen wie irgend möglich und zu hoffen, dass die nächste Klimaanlage einem die Kleider trocknete, ohne dass man sich dabei eine Lungenentzündung holte.
    Myron und Win gingen die Park Avenue Richtung Süden entlang zum Gebäude von Lock-Horne-Investments&Securities. Es gehörte Wins Familie. Der Fahrstuhl hielt im zwölften Stock. Myron stieg aus. Win blieb drin. Sein Büro war zwei Etagen höher.
    Direkt bevor die Fahrstuhltür sich schloss, sagte Win: »Ich kannte sie.«
    »Wen?«
    »Valerie Simpson. Ich hatte sie zu dir geschickt.«
    »Warum hast du mir nichts davon gesagt?«
    »Warum sollte ich?«
    »Wart ihr Freunde?«
    »Kommt auf die Definition an. Sie stammt aus einer der reichen alten Familien Philadelphias. Genau wie ich. Wir waren in denselben Clubs, denselben Wohltätigkeitsorganisationen und so weiter. Als wir Kinder waren, sind unsere Familien im Sommer gelegentlich zusammen in den Urlaub gefahren. Aber ich hatte seit Jahren nichts von ihr gehört.«
    »Und sie hat dich einfach
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