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Schlaflos in Tofuwuerstchen

Schlaflos in Tofuwuerstchen

Titel: Schlaflos in Tofuwuerstchen
Autoren: Nancy Salchow
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Süße, aber dein perfektes Gegenstück vögelt im Moment gerade eine Andere."
    "Dein Einfühlungsvermögen habe ich schon immer besonders zu schätzen gewusst."
    "Als deine beste Freundin ist es meine Pflicht, dir die Augen zu öffnen."
    "Meine Augen sind offen, Julia. Nur was soll ich tun, wenn ich ihn noch immer liebe?"
    "Du hast gesagt, du hasst ihn."
    "Das eine schließt das andere nicht aus."
    "Egal, ob du ihn nun hasst oder liebst. Fakt ist, dass er dich betrogen hat."
    "Das weißt du nicht."
    "Willst du etwa behaupten, dass er vorher nicht mit ihr im Bett gewesen ist? Er hat die hübsche kleine Praktikantin in der Redaktion gesehen, sich vorgestellt, dass er eventuell auf sie stehen könnte und dann vorsorglich mit dir Schluss gemacht, ohne vorher überhaupt abgeklärt zu haben, ob sein Verlangen auf Gegenseitigkeit beruht?"
    "Er hätte mich immerhin viel länger belügen können."
    "Hör auf, es dir schönzureden, Eve. Der Typ ist ein Arsch. Finde dich damit ab."
    "Selbst, wenn ich mich damit abfinden könnte, dass er ein Arsch ist, heißt das noch lange nicht, dass ich mich damit abfinden kann, dass er nicht mehr mir gehört."
    "Verstehe. Das alte Prinzip. Du hast mir meinen Typen weggenommen, das bedeutet Krieg. Aber glaub mir, Eve, verletzte Eitelkeit ist nicht immer der beste Ratgeber."
    Ich schaue Julia schweigend an und frage mich, ob sie meint, was sie sagt.
    "Verletzte Eitelkeit? Was hat das bitte mit meinen Gefühlen für Peter zu tun?"
    "Süße." Julia drückt ihre Zigarette aus und beugt sich ein Stück über den Tisch des Cafés. Es scheint, sie möchte den folgenden Worten mehr Nachdruck verleihen. "Dieser Typ hat dich nicht verdient. Nicht an seinen schlechten Tagen und auch nicht an seinen guten. Er ist unter deinem Niveau. So weit darunter, dass es eigentlich an ein Wunder grenzt, dass er dir damals überhaupt aufgefallen ist."
    "Unter meinem Niveau? Ich arbeite als Rezeptionistin einer Eventagentur. Er ist ein angesehener Redakteur."
    "Du hast selbst gesagt, dass der Beruf nicht zwangsläufig auch was mit der Persönlichkeit zu tun haben muss. Fest steht, dass er dir nicht das Wasser reichen kann. Selbst wenn du Putze in einer öffentlichen Toilette wärst. Und überhaupt: was könnte bitte cooler sein, als in einer Eventagentur zu arbeiten?"
    "Der Empfang ist sicher nicht der coolste Bereich der Agentur. Die richtig spannenden Sachen erleben immer nur die anderen."
    "Aber gerade dein Job am Empfang muss dir die interessanten Typen doch geradezu vor die Füße werfen. Musiker, Bandmanager, muskulöse Bühnenbauer."
    "Wenn es mal so wäre."
    "Vermutlich fallen sie dir gar nicht auf, weil du immer nur an Peter denken musst."
    "Ich bin eben nicht der Typ Frau, der den Kerlen hinterher starrt, wenn sie einen tollen Hintern haben. Für mich zählen eben andere Dinge."
    "Aber gibt es denn überhaupt niemanden, der für dich in Frage kommen könnte? Ich meine, du kannst doch nicht völlig blind für den Rest der Männerwelt sein."
    "Na ja, vor zwei Tagen hab ich mit so nem Typen gechattet. Der war schon ganz interessant."
    "Echt? Erzähl!"
    "So viel gibt’s da nicht zu erzählen. Ich war im Literatur Chat. Du weißt schon, das Portal, in dem ich immer nach neuen Literatur-Tipps Ausschau halte. Und ab und zu bin ich dort halt auch im Chat. Zwar nicht, um Typen kennen zu lernen, aber genau das ist diesmal eben passiert."
    "Und? Worüber habt ihr erzählt?" Julia schaut mich erwartungsvoll an, während sie einen Schluck von ihrem Capuccino nimmt.
    "Über Bücher. Immerhin ist es der Literatur Chat."
    "Nur über Bücher?"
    "Die meiste Zeit über schon. Aber eben auf besondere Weise. Er hatte wirklich Charme. Charme mit Stil. Man merkt, dass er was im Kopf hat."
    "Und jetzt?"
    "Was und jetzt?"
    "Na ja, wann lest ihr euch wieder? Das nächste Treffen im Chat. Das kann es doch jetzt nicht gewesen sein."
    "Ich hab keine Ahnung. Ich war seitdem nicht mehr online. Außerdem musste er so abrupt aus dem Chat, dass ich die Lust verloren habe, ihn wieder zu sehen. Sofern man überhaupt von Wiedersehen sprechen kann."
    "Wieso musste er denn weg?"
    "Er sagt, er hat Besuch bekommen."
    "Und das glaubst du ihm nicht?"
    "Ich bin nicht sicher."
    "Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden. Geh wieder in den Chat."
    "Aber ich hab doch gar keine Ahnung, wann er auch da sein wird und ob überhaupt."
    "Na ja, von hier aus wirst du es jedenfalls nicht herausfinden."
    Sie hat recht. Sie hat immer recht. Aber irgendwie fehlt
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