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Schlaflos in Tofuwuerstchen

Schlaflos in Tofuwuerstchen

Titel: Schlaflos in Tofuwuerstchen
Autoren: Nancy Salchow
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dir noch einen schönen abend. vielleicht lesen wir uns bald mal wieder
    Eve78: ähm ... ja klar ... dir auch nen schönen abend.
    Rafael verlässt den Chat.
     
    Von wegen Besuch. Ich fahre meinen Laptop schlecht gelaunt herunter. Die virtuelle Unterhaltung, die so viel versprechend begonnen hat, ist mit einem Schlag zu Ende und erinnert mich unsanft an meine Einsamkeit. Ist das die Strafe für meine arroganten Bemerkungen gegenüber Eddie the Teddy ? Was, wenn Rafael tatsächlich Besuch bekommen hat? Möglich. Bei meinem derzeitigen Glück allerdings eher unwahrscheinlich. Sehr viel wahrscheinlicher ist, dass Rafael in zwanzig Minuten das erkannt hat, wofür Peter drei Jahre gebraucht hat: Ich bin eine Schlaftablette. Noch dazu eine besserwisserische.
    Aber wie passen Langeweile und Besserwisserei zusammen? Ist es tatsächlich möglich, dass ihn meine Verteidigungen des Septemberschattens eingeschüchtert haben? Habe ich seine Anmerkungen zu schroff abgewiesen? Andererseits muss es doch möglich sein, auch als Frau die eigene Meinung äußern zu können, ohne einen Mann gleich zu verjagen. Muss man zwangsläufig zum charakterlosen Mäuschen mutieren, das jeden Vertreter des anderen Geschlechts mit klimpernden Wimpern bewundert und jeden Anflug eigener Ansichten wegwischt, nur um einem Mann zu gefallen?
    Ich lasse den Kopf auf meine Handfläche fallen und starre auf den dunklen Bildschirm des Laptops. Was nun? Ist das mein Samstagabend? Mein zukünftiges Leben?
    In der Küche wartet noch immer das Steak. Was hat mich dazu verleitet, es zu kaufen? War es meine Wut auf alles, das mich an Peter erinnert? Fleischlos muss fleischhaltig werden, nun da er weg ist? Ich seufze. Der einzige Zustand, der dem Weinen im Moment am nächsten kommt. Widerstandslos gebe ich mich meiner Sehnsucht hin. Der Sehnsucht nach seinen Socken in der Sofaritze. Nach dem Kaffeetassenrand auf dem Sportteil der Tageszeitung. Nach seiner Hand, die meine Hand eine entscheidende Sekunde länger als gewöhnlich festhält, um zu signalisieren, dass wir das Schlafzimmer aufsuchen sollten. Nach der Art, wie er mich immer genau dann fotografiert, wenn ich mich gerade am scheußlichsten finde. Nach dem grinsenden Kopfschütteln, wenn er mich beim nächtlichen Plündern der Süßigkeiten-Schublade erwischt. Ich sehne mich nach allem. Und mindestens genauso sehr verfluche ich es. Er hat es nicht verdient, dass ich ihn vermisse.
    Ich muss an das Tofuwürstchen in seinem Hals denken. Liegt er vielleicht in diesem Augenblick nach Luft lechzend auf dem Küchenfußboden seiner neuen Wohnung, während eine weinende Clara neben ihm steht, aufgrund der eigenen Charakterlosigkeit unfähig, einen Krankenwagen zu rufen? Nicht einmal diese Vorstellung verschafft mir Genugtuung. Ich will ihn zurück. Ich will diesen verlogenen Scheißkerl zurück. Und zwar besser gestern als heute.

Kapitel 2 : Beste Freundinnen haben immer recht
     
     
    "Du musst diesen Arsch vergessen, Eve. Jede Sekunde, die du an ihn denkst, ist vergeudete Zeit."
    Julia redet selten um den heißen Brei herum.
    "Du hast ja recht. Aber sein Auszug ist gerade mal einen Monat her. Ich kann nicht einfach so tun, als hätte es ihn nie gegeben. Es waren immerhin drei Jahre."
    "Drei Jahre, die es nun aufzuholen gilt."
    "Was meinst du mit aufholen?"
    "Das Nachtleben unsicher machen. Singlebars abklappern. Messerscharfe Klamotten kaufen, die deine Vorzüge endlich einmal besser zur Geltung bringen." Sie nimmt einen Zug von ihrer Zigarette. " Das meine ich mit aufholen."
    "Soll das heißen, ich bringe meine Vorzüge nicht richtig zur Geltung?" Ich schaue auf mein graues Halbarmshirt herunter.
    "Du siehst bezaubernd aus, Schätzchen. Es könnte aber sicher nicht schaden, deine Reize ein wenig mehr hervorzuheben. Du hast schließlich keinen Grund, dich zu verstecken."
    "Um ehrlich zu sein habe ich keine Lust, irgendwelche Reize hervorzuheben. Im Moment habe ich echt andere Sorgen."
    "Genau. Eine Sorge namens Peter. Und die gilt es auszublenden."
    "Das sagst du so einfach."
    "Weil es einfach ist . Sicher ist es im Moment noch schwer für dich. Aber mit ein bisschen Abstand wirst du erkennen, dass er nichts hat, was andere Kerle nicht auch haben. Ich meine, was ist er schon? Sportredakteur. So spannend ist das nun auch wieder nicht."
    "Mich interessiert auch nicht sein Beruf. Es ging mir immer nur um ihn. Er ist einfach das perfekte Gegenstück zu mir."
    "Es tut mir ja leid, dir das so direkt sagen zu müssen,
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