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Schlaflos in Schottland

Titel: Schlaflos in Schottland
Autoren: Karen Hawkins
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unaufgeregten Reaktion ein enttäuschtes Gesicht. „Nichts und.
    Sie war einfach fort , und ich habe keine Ahnung, wo sie sein könnte. Also setzte ich mich hier hin, mit meinem Riechsalz, um mich von dem Schrecken zu erholen und darüber nachzudenken, was nun zu tun ist.“
    „Und dann?“
    „Dann muss ich eingeschlafen sein, und als ich wieder aufgewacht bin, warst du hier.“
    Nurse räusperte sich missbilligend.
    „Aber ... woher weißt du denn, dass sie durchgebrannt ist? Könnte sie nicht einfach nur mit Freundinnen ausgegangen sein?“, erkundigte Triona sich.
    „Oh nein! Ich habe die Dienstboten befragt, und sie sagten mir, niemand habe Caitlyn abgeholt. Sie hat auch nicht die Kutsche genommen oder sich ein Pferd satteln lassen ... nichts!“
    Im Stillen ging Triona den Inhalt der vielen Briefe durch, die sie während der vergangenen Wochen von Caitlyn bekommen hatte. „Sie geht doch sehr gern einkaufen. Könnte sie nicht in den Laden dieser Modistin außerhalb von St. James gegangen sein? Oder vielleicht ins Britische Museum? Sie liebt die Porträtausstellung dort.“ „Es ist mir gar nicht in den Sinn gekommen, dort nach ihr zu suchen, meine Liebe“, erklärte Tante Lavinia und stieß einen tiefen Seufzer aus. „Ich nehme an, das hätte ich tun sollen, aber da in der Nachricht stand ...“
    „Sie hat eine Nachricht hinterlassen?“ Trionas Stimme überschlug sich beinahe, und Nurse stieß ein ersticktes Geräusch aus, das irgendwo zwischen verzweifeltem Röcheln und verächtlichem Schnauben anzusiedeln war.
    „Natürlich gibt es eine Nachricht“, erklärte Tante Lavinia und blinzelte vor lauter Verwirrung schon wieder. „Wie hätte ich sonst wissen sollen, dass sie durchgebrannt ist?“
    „Gute Frage“, stieß Triona zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Darf ich die Nachricht bitte sehen?“
    Mit ihrer fleischigen Hand, an der eine erstaunliche Anzahl Ringe funkelten, zeigte Tante Lavinia auf den mit Blattgold verzierten Schreibtisch in einer Ecke des mit Möbeln vollgestopften Wohnzimmers. „Der Brief liegt irgendwo da drüben. Ich konnte es nicht mehr ertragen, ihn zu sehen! Oh, wie übel mir deine Schwester mitgespielt hat! Und das, nachdem ich so großzügig war, sie für die ganze Saison einzuladen und überall einzuführen. Ich wünschte, du hättest mit ihr nach London kommen können, Triona. Sicher hättest du ihr Einhalt gebieten können!“
    Ich hätte es zumindest versucht. Es gelang Triona, ihren Mund zu einem schwachen Lächeln zu verziehen. „Vielleicht gibt es in ihrer Nachricht einen Hinweis, wo sie hinwollte.“
    Sie ging zu dem kleinen Schreibtisch. Ihr Rücken und ihre Beine schmerzten, denn sie hatte sich auf dem Weg nach London nur kurze Pausen und wenige Stunden Schlaf in den harten Betten eines Gasthofs direkt an der Straße gegönnt. Die Reise hatte zwei Tage gedauert, und jeder Stoß der Kutsche, jedes Ruckein auf der unebenen Fahrspur hatten sie und Nurse kräftig durchgerüttelt. Bei ihrer Ankunft waren beide unglaublich erschöpft, und so war es, gelinde gesagt, eine herbe Enttäuschung, feststellen zu müssen, dass Caitlyn verschwunden war.
    Triona ließ ihren Blick über die Schreibtischplatte schweifen und entdeckte auf einem Stapel Briefe und Einladungen einen zusammengefalteten Zettel, der mit den vertrauten krakeligen Buchstaben bedeckt war.
    Liebste Tante Lavinia, stand dort in Caitlyns ungleichmäßiger Schrift, verzeih mir, denn wenn Du dies liest, werde ich schon fort sein. Ich kann Dir nichts Näheres verraten, außer dass Du bei meiner Rückkehr sehr glücklich sein wirst und wir gemeinsam über die Dummheit, die ich gemacht habe, lachen werden.
    Trionas Herz wurde schwer. Caitlyn schien der Meinung zu sein, durchzubrennen sei einfach nur ein großer Spaß. Hatte sie vollkommen den Verstand verloren und ihre Manieren gleich mit?
    Sei ganz beruhigt, bei meiner Rückkehr wird alles gut sein. Das Wort „gut“ hatte Caitlyn so dick unterstrichen, dass das Papier ein Loch hatte. Bis bald, Deine usw. Miss Caitlyn Hurst.
    Das „Miss“ war ebenfalls unterstrichen. Hatte sie das getan, weil sie keine „Miss“ mehr sein würde, wenn sie zurückkehrte?
    Triona reichte den Brief an Nurse weiter, die ihn überflog und dann missmutig feststellte: „Da steht nich’ drin, wo sie is’ oder wo sie nich’ is’.“
    Tante Lavinia stöhnte und wedelte sich mit dem geöffneten Riechsalzfläschchen unter der Nase herum.
    „Wir kommen zu spät“,
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