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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem
Autoren: Gregory Benford , William Rotsler
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bedeutsam an und ging.
    »Ist das alles, Sir?« fragte die Adjutantin, und Knowles nickte. Sie folgte Murray und schloß die Tür.
    Knowles schwang in seinem Drehsessel herum und blickte auf den dunkler werdenden Himmel. Da – eine Sternschnuppe. Blinkre, zwinkre, kleiner Stern – triffst du nah oder triffst du fern? dachte er, das alte Kinderlied abwandelnd. Wieder wurde ihm übel, wie damals im Krieg vor einem Angriff – hilflos war man, wollte ins Gras kotzen, in den Sumpf, in eine Ecke des Hubschraubers. Aber das war immer rasch vorbeigegangen. Oder doch fast immer.
    Das hier ist ein Fall von »fast immer«, dachte er trübe.
    Ein diskretes Klopfen, und Barbara Carr trat ein. Sie sah gespannt und besorgt aus. »Mr. Präsident?«
    Er zwang sich ein Lächeln ab. Es fühlte sich an wie aufgenäht. »Hallo, Barbara. Kommen Sie rein.« Während sie die Tür schloß und über den dicken Teppich schritt, ließ er sie nicht aus den Augen. Er sah sie gern an. Sie war Anfang Dreißig, eine eher hübsche als schöne Frau, und er wußte, daß sie tüchtig war. »Das ist aber ein entzückendes Kleid«, sagte er.
    »Danke, Sir«, antwortete sie, doch ihre Miene blieb forschend und wachsam.
    »Sie haben einen ausgezeichneten Geschmack.«
    »Danke, Mr. Präsident.«
    John Caleb Knowles seufzte. »Wissen Sie, ich glaube, an diese Anrede werde ich mich nie gewöhnen. Es erinnert mich immer an den Tag, an dem ein junges Mädchen zum erstenmal ›Sir‹ zu mir gesagt hat.«
    Sie lächelte, schwieg jedoch. Beide hatten ein Gefühl der Gezwungenheit, wie auf Stelzen. Knowles riß sich zusammen. »Also – ich will Steve Banning sprechen, sowie er von der Küste zurück ist.«
    »Entschuldigung, Sir, aber ich… es gibt da so Gerüchte… diese vielen Meteoreinschläge…« Fragend hob sie die Brauen, und der Präsident nickte.
    »Sagen Sie Myron, er soll Sie ins Bild setzen. Wir sind auf Kollisionsorbit mit einem Meteorschwarm. Einem großen Schwarm. Was wir jetzt bekommen, ist nur vom Rande.«
    Ihre Augen wurden weit, doch sie bewahrte Haltung. Dann, zu Knowles’ Überraschung, lächelte sie plötzlich. »Entschuldigung, Sir, ich kann nicht umhin, mich zu fragen, wie das wohl die Wahl beeinflussen wird.«
    Er wurde sehr ernst. »Wenn… wir diese Geschichte nicht in den Griff bekommen, dann gibt’s keine Wahl – und keine Wähler.«
    Sie versuchte, auf muntere Weise abzulenken. »Meine Stimme haben Sie, Mr. Präsident.«
    »Die Ihres Mannes hatte ich auch, als er noch lebte.« Ihr Lächeln verlor ein kleines bißchen von seinem Charme. »Das hat er damals für mich fein hingekriegt, das mit dem Landwirtschaftsgesetz. Und diese wilde Geschichte mit der Raumfahrtindustrie auch.«
    Ihr Lächeln verging. »Ja, er war ein tüchtiger Kongreßmann.«
    Caleb Knowles jedoch lächelte um so herzlicher und winkte ihr zu. »Nun, lassen Sie sich nicht aufhalten durch meine alten Geschichten. Es ist nur…« Er lehnte sich zurück; aus seinem Lächeln wurde ein ziemlich klägliches Grinsen. »Ach, mir ist das alles so zuwider. Sie wissen, es heißt ›ganz oben ist es einsam‹. Und verdammt, das stimmt auch.«
    Barbara zog die Brauen hoch. »Und Sie haben nicht einmal mehr Ihre Frau, mit der Sie reden könnten…« Sie schluckte mühsam und verbarg ihre Nervosität, indem sie sich im Sessel zurechtsetzte.
    Er sah sie scharf und forschend an. »Ja. Ja, Sie haben recht. Verdammt kluges Frauenzimmer, die Catherine. Sehr empfänglich für die Schwingungen der Menschen, irrte sich selten, und wenn, dann nicht sehr. Na ja…« Er kam Barbara ungewöhnlich nervös vor, und sie machte Anstalten zu gehen. »Nein, warten Sie noch«, sagte er. »Äh… Sie kennen doch Chuck Bradshaw, nicht wahr?« Sie nickte. »Was halten Sie von ihm?«
    Sie fuhr sich mit der Zunge über die Oberlippe und begann: »Tüchtig. Hat nicht soviel Vertrauen in seine Fähigkeiten, wie man auf Grund seiner Laufbahn meinen könnte. Klug. Hat Hemmungen. Vorsichtig, aber durchaus bereit, ein kalkuliertes Risiko einzugehen. Guter Verwaltungsmann. Kommt besser mit solchen Leuten aus, die seine Sprache sprechen, als mit anderen – aber das geht uns ja allen so, nicht wahr?«
    Caleb Knowles nickte mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. »Danke, Barbara. Erinnern Sie mich gelegentlich daran, daß wir uns mal über seine weniger gehemmten Seiten unterhalten.«
     
    Draußen, in dem weißen Korridor mit der leicht gewölbten Decke, blieb sie bei einem Wandbrunnen stehen. Habe ich
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