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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem
Autoren: Gregory Benford , William Rotsler
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Copilot packte ihn am Arm, seine Lippen bewegten sich, er deutete auf die sich vor ihnen ausbreitende rötliche Glut. Dem Piloten fiel der Unterkiefer herab. Er war taub.
     
    Caleb Knowles’ Hand ruhte noch immer auf dem roten Telefon. Er starrte auf die bräunlichen Altersflecke des Handrückens und seufzte kurz, fast scharf. Dem Frage-und-Antwort-Spiel zwischen Murray und Swjatopolk hörte er nur mit halbem Ohr zu.
    Eine lange Zeit, dachte er. Sehr lange. Schon als Catherine starb, war es lange. Er war ihr treu gewesen, trotz mancher Versuchungen. Politiker haben Groupies, genau wie die Popstars. Caleb Knowles war ein außergewöhnlich attraktiver Kandidat gewesen und war jetzt ein ebenso attraktiver Präsident. Das wußte er auch und hatte es ausgenutzt – zielbewußt, unbekümmert, oft rücksichtslos.
    Jeder gebraucht, was er hat, um zu kriegen, was er haben will, dachte er. Jeder. Da gibt es keine Spielregeln. Kann es auch keine geben. Menschen sind Menschen. Sie wollen um ihrer selbst willen geliebt werden, nicht wegen ihres Geldes, ihrer Macht, ihrer sexuellen Anziehungskraft, ihrer Verbindungen, ihrer Taten. Jeder wünscht sich die reine Liebe, Liebe um Liebe, ohne Qualifikationen, ohne Hintergedanken.
    Aber die kriegt man nicht.
    »Mr. Präsident!«
    »Wie – ja?«
    Murray blickte ihn besorgt an, und Knowles wurde gewahr, daß Brigadegeneral Sandra Cohen vor ihm stand. Sie sah sehr blaß aus. Ärgerlich verzog Knowles das Gesicht; er hatte gar nicht bemerkt, daß seine Adjutantin das Oval Office betreten hatte, oder daß der Dolmetscher still hinausgegangen war.
    »Ja, Sandy?«
    »Sir… ach, Sir…« Sie starrte auf das Blatt Papier in ihrer Hand. Eilig aus dem Fernschreiber gerissen. Eine Nachricht.
    »Was ist?«
    »Cleveland, Sir.«
    »Was heißt das – Cleveland?«
    »Ausgelöscht, Mr. Präsident. Weg. Vor zwanzig Minuten.« Mit tränenden Augen hielt sie ihm das Blatt hin. »Verifiziert von Station I, und einer Verkehrsmaschine aus…«
    »Cleveland? Die ganze Stadt?«
    Bleich und verzerrt nickte sie. »Total. Anscheinend kam der Meteor über Pennsylvanien herein. Es lagen Berichte vor, aber zur Zeit gibt es ja soviele Sternschnuppen, daß – «
    »Ja. Ja.«
    »Der – dieser Meteor… wir haben keine Ahnung, wie groß er… traf in Cleveland Hights auf und… und pflügte die ganze Stadt um, Sir, bis kurz vor Lakewood.«
    »Jesus Christus«, sagte der Präsident ganz leise. »Anderson, Petrie, Darrell, Ellison… die waren alle da… und Fielder Elliot…«
    »Und noch etwas, Sir«, setzte die Brigadierin wieder an.
    » Noch etwas?«
    »Aus dem Norden der Quebec-Provinz werden Einschläge gemeldet… aber es handelt sich um ziemlich unbewohnte Gebiete. Waldbrände allerdings. Ein paar ganz geringfügige Schäden in West-Kansas. Und… hm…«
    »Na, sagen Sie schon!« Knowles blickte sie scharf an.
    »Der Mond, Sir. Direkt wurde er nicht getroffen; aber durch seismische Beben ist die russische Station auf der erdabgewandten Seite außer Betrieb gesetzt. Die Kuppeln sind gerissen, der Massenakzelerator ist aus den Fugen.«
    Der Präsident stöhnte auf. Es war, als ob er plötzlich viel älter geworden, als ob ihm sein Anzug zu weit geworden sei. Seufzend rieb er sich das Gesicht mit der altersfleckigen Hand.
    »Der Vizepräsident?« fragte Murray.
    »Ist in Sicherheit. Er ist mit dem Raumfahrt-Minister auf Transit nach Station I!«
    »Hat man eine Vorstellung, mit wie vielen Treffern noch zu rechnen ist?« fragte der Präsident mit müder Stimme.
    »Nein, Sir, aber es wird angenommen, daß wir vom äußeren Rand des Schwarmes im Vorbeifliegen gestreift werden. Wenn er zurückkommt… äh…« Sie schluckte mühsam. »Wir haben ja noch fast elf Monate, Mr. Präsident, bis…«
    »Ich weiß, wieviel Zeit wir haben: elend wenig. So eine Operation kann man nicht über Nacht starten.« Unvermittelt hob er den Kopf und wandte sich an Myron Murray. »Ist Mrs. Carr noch im Gebäude?«
    »Ich weiß nicht, Sir. Ich frage mal nach.« Er nahm den Telefonhörer auf.
    »Sie möchte bitte zu mir kommen. Danke, Sandy. Halten Sie mich auf dem laufenden.«
    Ein paar Sekunden lang starrte er auf die leere Tischplatte. Dann legte Murray den Hörer wieder auf. »Sie kommt, Sir.«
    »Danke, Murray. Gehen Sie die Lahmärsche mal ein bißchen antreiben, ja, ich will keine Bummelei. Ich hab’s ihnen gesagt, aber mir ist verdammt klar, daß ich’s nochmal sagen muß.«
    »Gewiß, Mr. Präsident.« Er sah General Cohen
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