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Schimmer (German Edition)

Schimmer (German Edition)

Titel: Schimmer (German Edition)
Autoren: Ingrid Law
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Teufelsschwanz schlug. »Ihre Geheimwaffe will sie auf keinen Fall verlieren.«   
    »Was habt ihr zwei überhaupt vor?« Bobbi nahm den rosa Kaugummi aus dem Mund, drückte ihn an die Seite vom Bus und verpasste dem i von Bibel damit einen Punkt. Dann ging sie zur Bustür, während Will einstieg. Durch die Windschutzscheibe sah ich Fish aus der Kirche kommen, dunkel und stürmisch, er suchte mich.  
    »Mibs muss nach Salina und ich fahre mit und passe auf sie auf«, sagte Will junior zu Bobbi, als hätten Gott der Allmächtige und der große Staat Nebraska ihn damit beauftragt und als würden Pastor Meeks und Miss Rosemary ihm nicht den Hintern versohlen, wenn er ohne ein Wort verschwände.  
    »Was glaubst du, wer du bist? Mibs’ persönlicher Sicherheitsbeauftragter?«, schrie Bobbi ihren Bruder an. »Findest du nicht, dass ein Polizist in der Familie genug ist?«  
    Einen Moment lang sah Will aus, als würde er in die Luft gehen. Wäre der oberste Knopf an seinem Hemd nicht schon offen gewesen, wäre er möglicherweise abgesprungen, weil Will sich so aufblies.  
    »Halt die Klappe, Bobbi«, sagte er. »Bis nach Salina sind es nur hundertfünfzig Kilometer. Wir sind im Nu da.«  
    Fish hatte uns von der anderen Seite des Parkplatzes aus gesehen und kam jetzt auf den rosa Bus zu. Das Gras am Gehweg neben ihm wogte und legte sich nieder wie unter dem wirbelnden Propeller eines Hubschraubers. Fish war fuchsteufelswild.  
    » Du fährst nicht nach Salina«, sagten Bobbi und ich genau gleichzeitig zu Will junior. Dann schauten Bobbi und ich uns mit zusammengekniffenen Augen wütend an – Bobbi stand immer noch unten vor der Bustür, ich oben neben dem Fahrersitz, Will junior stand zwischen uns, und Fish kam eilig näher.  
    Die meisten der ramponierten Sitze im Bus waren mit Kisten und Schachteln bepackt, und hinten waren anscheinend einige Sitze rausgenommen worden, um mehr Laderaum zu schaffen. Ohne Bobbi und Will junior zu beachten, ging ich nach hinten durch, weil ich mir dachte, dass ich mich dort ganz gut verstecken könnte, bis der Bus nach Kansas fuhr. Will junior folgte mir, Bobbi hinterher.  
    »Ohne mich fährst du nirgendwohin«, sagte sie, und jetzt stapfte auch sie die Stufen hoch in den Bus, mit dem ganzen Mumm und Schwung ihrer sechzehn Jahre. »Wenn ihr beide verschwindet, wer muss dann wohl dafür geradestehen? Wer kriegt dann eins aufs Dach? Ich, ganz klar. Und wenn ich schon eins aufs Dach kriege, soll es sich wenigstens lohnen. Ich fahre mit.«
    »Kommt nicht in Frage, Bobbi«, setzte Will an. Doch Bobbi brachte ihren Bruder mit einem erhobenen Finger zum Schweigen.  
    »Irgendwer muss auf euch Kinder aufpassen. Mom und Dad bringen mich um, wenn ich euch allein fahren lasse.«  
    »Sie bringen dich so oder so um«, sagte Will. »Sie bringen uns beide um.«  
    »Was ist hier los?«, wollte Fish wissen und stieg ebenfalls in den Bus.  
    »Ich komme nicht mit nach Hause, Fish«, rief ich meinem Bruder über die Schulter zu und kletterte über Kisten, die im Gang gestapelt waren. »Ich fahr zum Krankenhaus nach Salina. Ich fahr nach Kansas und dann gehe ich zu Poppa.«  
    »Mit diesem Bus?« Fish schnaubte verächtlich.  
    »Ja«, sagte Bobbi, und ihr aufmüpfiger Spott klang beinahe fröhlich, so dass es jetzt so aussah, als stünde sie auf meiner Seite. »Wir fahren alle nach Salina, Fishy-Boy. Wenn du zu viel Schiss hast, um mit uns gegen den Strom zu schwimmen, dann mach jetzt lieber die Biege.« Bobbi warf einen kurzen Blick über Fishs Schulter zur Windschutzscheibe hinaus. »Aber entscheide dich schnell, ich glaub nämlich, der Fahrer des Busses kommt gerade aus der Kirche.«  
    Wir alle wirbelten herum und sahen, dass Bobbi Recht hatte. Der Bote mit dem traurigen Gesicht kam gesenkten Blickes aus der Kirche, zwei schwere Kisten mit rosa Bibeln in den Armen. Wir schauten uns an, ich und Will junior und Bobbi und Fish, um zu sehen, wer als Erster aus dem Bus sprang und wer den Mut hatte drinzubleiben.  
    Der Bote war schon fast am Bus, als Miss Rosemary in der offenen Flügeltür der Kirche erschien und über den Parkplatz schaute wie ein Gefängniswärter.  
    »Schnell! Versteckt euch!«, rief Bobbi. »Sie darf uns nicht sehen!«  
    Panisch kletterten die anderen mir nach in den hinteren Teil des alten Busses, alle stolperten und holperten, stießen gegen Kisten und verstreuten Bibeln wie rosa Trittsteine auf dem Boden. Plötzlich war ich mir nicht mehr
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