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Schicksalspfade

Schicksalspfade

Titel: Schicksalspfade
Autoren: Jeri Taylor
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seinem Kopf. Nach einigen Sekunden übernahm Antonio wieder die Führung und sie setzten den Weg durch den Regenwald fort.
    Im Lauf des Nachmittags wurde Chakotay immer gereizter.
    Ihm war heiß und die schweißfeuchte Kleidung klebte an seinem Leib. Überall juckte es – Dutzende von Insekten Hatten ihn gebissen und gestochen. Er hatte den endlosen Marsch durch den mit Schlangen verseuchten Dschungel satt. Die Kakophonie der Tiere und Vögel um ihn herum bereitete ihm Kopfschmerzen. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als nach Hause zurückzukehren und dort mit seinen Freunden im
    kühlen Wasser des grünen Sees zu schwimmen, der von
    Gebirgsbächen gespeist wurde.
    Allmählich wurde ihm bewusst, dass sein Vater etwas gesagt hatte, doch seine Worte verloren sich im Kreischen der Papageien und Schnattern der Affen. Er drehte sich um und sah, wie Kolopak zum Himmel empor deutete. »Hör ihm zu, Chakotay«, sagte er. »Verstehst du, was er sagt?«
    Chakotay bemerkte einen Falken, der über ihnen kreiste. Sein Krächzen ließ sich kaum von dem der anderen Vögel
    unterscheiden. Er sah seinen Vater an, der jetzt wieder voller Freude strahlte.
    Kolopak wandte sich an seinen Sohn. »Hast du ihn gehört?«
    Chakotay zuckte mit den Schultern und schüttelte den Kopf.
    »Er sagt ›Du bist zu Hause‹«, verkündete Kolopak
    bedeutungsvoll.
    Etwas löste sich in Chakotays Bewusstsein und bewirkte eine Art geistigen Erdrutsch. Er hatte nicht beabsichtigt, dieses Thema ausgerechnet jetzt anzusprechen, doch die Worte formten sich von ganz allein, und er konnte sie nicht zurückhalten.
    »Ich verlasse den Stamm, Vater«, sagte er und wartete gespannt auf die Antwort.
    Es kam keine. Ein bleiernes Schweigen hing zwischen ihnen, noch deutlicher hervorgehoben durch das Summen der
    Insekten und den Gesang der Vögel. Der Umstand, die Sache endlich zur Sprache gebracht zu haben, erfüllte Chakotay mit neuer Kraft, und er fuhr fort: »Ich kenne viele Starfleet-Offiziere, die an der cardassianischen Grenze patrouillieren…
    Ich habe Captain Sulu gebeten, mich für die Starfleet-Akademie vorzuschlagen.«
    Er erwartete, dass sein Vater recht ungehalten auf diese Mitteilung reagierte. Hiromi Sulu, Enkel des legendären Hikaru Sulu von der U.S.S. Enterprise 1701, war zu einer vertrauten Gestalt auf ihrer Heimatwelt Trebus geworden, die sich unweit der cardassianischen Grenze befand. Captain Sulu hatte die indianischen Kolonisten darauf hingewiesen, dass sich Starfleet wegen der zunehmenden militärischen Präsenz der Cardassianer große Sorgen machte. Er hatte ihnen sogar vorgeschlagen, zu einer Welt umzuziehen, die mehr Sicherheit bot. Aber die Ältesten wollten die neue Heimat aus spirituellen Gründen nicht einfach so aufgeben.
    Die Starfleet-Offiziere faszinierten Chakotay. Er bewunderte ihre eindrucksvollen Uniformen und die ihnen zur Verfügung stehende moderne Technik: Tricorder, Phaser, Replikatoren, Transporter. Er sah in ihnen Symbole dafür, wie das Leben sein sollte: Es führte von der Gegenwart in die Zukunft, verharrte nicht auf Dauer in der Vergangenheit.
    Hiromi Sulu war Mitte dreißig, ein geschmeidiger, attraktiver Offizier, der mit den Mitgliedern seiner Crew genauso gelassen umging wie mit den ungewöhnlichen Kolonisten von Trebus. Mehrmals hatte er Chakotays Familie besucht und dabei Freundschaft mit ihm geschlossen. Captain Sulu hatte drei Töchter und schien so etwas wie einen Sohn in Chakotay zu sehen.
    Er hatte auch Kolopaks Freundschaft gewonnen und
    Chakotay ahnte, dass sich sein Vater jetzt vielleicht verraten fühlte – immerhin war Captain Sulu ohne Rücksprache mit Kolopak bereit, ihn an der Starfleet-Akademie zu empfehlen.
    Die erste Reaktion seines Vaters verriet tatsächlich solche Empfindungen. »Dazu wäre er imstande, ohne vorher mit mir zu sprechen?«
    »Ich habe behauptet, du wärst einverstanden. Und ich habe dafür gesorgt, dass es zwischen euch zu möglichst wenigen Kontakten kam.« Das stimmte. Es hatte Chakotay erhebliche Mühe bereitet, bei seinem Vater und Captain Sulu falsche Informationen auszustreuen. Die Manipulationen erfüllten ihn mit Schuldgefühlen, aber jetzt gab es kein Zurück mehr.
    »Vermutlich hast du Grund zu der Annahme, einen Platz an der Akademie zu bekommen«, sagte Kolopak.
    Chakotay nickte. Er musste natürlich die Aufnahmeprüfung bestehen, aber darin sah er kein großes Problem. Wieder folgte längeres Schweigen.
    »Ich weiß, dass du dir nie wirklich die Traditionen
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