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Schicksalsfäden

Schicksalsfäden

Titel: Schicksalsfäden
Autoren: Lisa Kleypas
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Fähigkeit Männer glauben zu machen, sie wären mit der Frau ganz allein im Raum.
    »Sie starren mich doch schon die ganze Zeit an«, bemerkte sie.
    »Oh, ich wollte nicht unhöflich sein.«
    »Ich bin daran gewöhnt.«
    »Das kann ich mir vorstellen.«
    Sie lächelte und entblößte dabei eine Reihe strahlend weißer Zähne. »Wir sind uns aber noch nicht vorgestellt worden, oder?«
    »Ich kann den Gastgeber bitten, das nachzuholen.«
    »Nicht nötig.« Ihre weichen Lippen hingen am Rand des Weinglases. »Sie sind Grant Morgan, der Bow-Street-Runner. Das ist natürlich nur eine Vermutung, aber damit liege ich doch gar nicht so falsch, oder?«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Sie entsprechen der Beschreibung. Größe und Augenfarbe haben Sie verraten.« Sie spitzte die Lippen. »Aber da ist noch etwas … ich habe das Gefühl, dass Sie sich in dieser Umgebung eigentlich nicht wohl fühlen. Statt hier steif herumzustehen und Smalltalk zu machen, würden Sie wohl lieber etwas anderes unternehmen. Außerdem sitzt ihre Krawatte zu eng.«
    Grant grinste und lockerte mit einer Hand die Leinenschleife um seinen Hals. Der gesellschaftliche Zwang, sich mit steifen Krägen und Krawatten zu strangulieren, war tatsächlich zu viel für ihn. An einem liegen Sie falsch, Miss Duvall. Ich mache nichts lieber, als mit Ihnen hier herumzustehen und mich zu unterhalten.«
    »Woher kennen Sie meinen Namen, Sir? Von wem haben Sie ihn und was hat Ihnen derjenige über mich erzählt?«
    »Er sagte mir, Sie hätten schon viele Herzen gebrochen.«
    Sie lachte amüsiert und ihre Augen blitzten belustigt und fast böse. »Das stimmt. Obwohl Sie sicher auch Ihren Anteil an weiblichen Herzen gebrochen haben, nehme ich an.«
    »Es ist nicht schwer, Herzen zu brechen, Miss Duvall. Viel spannender ist es, Herzen zu gewinnen.«
    »Sie nehmen die Liebe offenbar viel zu ernst«, sagte Vivien. »Eigentlich ist sie doch nur ein Spiel, stimmt’s?«
    »Ein Spiel, sagen Sie? Und wie lauten die Regeln Ihrer Meinung nach?«
    »Es ist wie beim Schach. Man braucht eine klare Strategie. Ich zum Beispiel zögere nicht einen Bauern zu opfern, sobald er mir nichts mehr nützt. Und natürlich darf man den Gegner nie wissen lassen, was man denkt.«
    »Sie denken sehr pragmatisch.«
    »Das muss man in meiner Situation.« Ihr provozierendes Lächeln schwand etwas, während sie ihn ansah. »Ich bin nicht sicher, ob ich Ihren Gesichtsausdruck mag, Mr. Morgan.«
    Grants erster bezauberter Eindruck hatte etwas gelitten, seit ihm klar geworden war, dass es nichts bringen würde, sich mit Vivien einzulassen. Sie war hart und kalt und verkaufte Sex, ohne sich für die Menschen zu interessieren.
    Das war ihm nicht genug, egal, wie hübsch Miss Duvall verpackt war.
    Ihr Blick suchte seinen und sie zog eine Schnute. »Und wie lauten Ihre Regeln, Mr. Morgan?«
    »Ich habe nur eine«, sagte Grant. »Bedingungslose Offenheit zwischen mir und meiner Partnerin.«
    Ein lautes Lachen perlte von ihren Lippen. »Das kann aber sehr ungemütlich werden, Mr. Morgan.«
    »Ich weiß.«
    Sie stemmte die Hände in die Hüften, streckte die Brüste raus, posierte geradezu vor ihm, ganz und gar eingenommen von ihrer unvergleichlichen Schönheit. Grant wusste, dass sie seine Bewunderung wollte, doch stattdessen fragte er sich nur, warum so viele Frauen so sehr mit sich selbst beschäftigt waren.
    Aus den Augenwinkeln sah er Viviens Begleiter mit einem Tablett voller Leckerbissen vom Büffet zurückkehren.
    Seine energischen Schritte verrieten, dass er sein Revier zu verteidigen beabsichtigte. Grant hatte keine Lust, sich mit ihm in aller Öffentlichkeit zu streiten. Das war Vivien nicht wert.
    Sie war seinem Blick gefolgt und seufzte nun hörbar. »Bitten Sie mich um einen Tanz, bevor es dieser Langweiler tut?«, fragte sie leise.
    »Bitte um Vergebung, Miss Duvall. Aber ich würde ihn nur zu ungern Ihrer Gesellschaft berauben, wo er Ihnen doch unter großen Mühen ein paar Erfrischungen erobert hat.«
    Viviens Augen weiteten sich ungläubig, als ihr klar wurde, dass sie sich soeben einen Korb eingehandelt hatte. Ihr Gesicht errötete, was sehr gut zu ihrem Haar passte, und als sie antwortete, troff ihre Stimme vor Verachtung.
    »Vielleicht sehen wir uns ja mal wieder, Mr. Morgan. Ich werde sicher nach Ihnen schicken, wenn ich von Taschendieben oder anderem Gesindel belästigt werden sollte.«
    »Ich stehe stets zu Diensten«, antwortete Grant freundlich mit einer angedeuteten
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