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Schicksalsfäden

Schicksalsfäden

Titel: Schicksalsfäden
Autoren: Lisa Kleypas
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habe zwar keine großen Erfahrungen mit Fällen von Amnesie, aber ich weiß, dass der Geist ein zerbrechliches Ding ist.« Seine sachliche Stimme hatte einen warnenden Ton bekommen. »Miss Duvall sollte sich keinesfalls aufregen müssen. Wenn sie sich besser fühlt kann sie Sie vielleicht zu Orten begleiten, die ihrer Erinnerung auf die Sprünge helfen. Aber Ihnen muss klar sein, dass Sie ihr sehr schaden können, wenn sie sich zu früh an die falschen Dinge erinnert.«
    »Ich werde ihr nicht schaden.« Grant kniff die Augenbrauen zusammen.
    »Na ja, Ihre Verhörmethoden sind berühmt Morgan. Sie sollen ja noch aus den verstocktesten Kriminellen Geständnisse herauspressen können. Und falls Sie bei Miss Duvall an diese Art von Verhör gedacht haben sollten …«
    »Ich habe verstanden«, sagte Grant beleidigt. »Mein Gott Sie tun gerade so, als sei ich ein Kinder schreck.«
    Linley gluckste belustigt über Grants Reaktion. »Ihr Ruf eilt Ihnen voraus, Mann. Dann gute Nacht. Ich schick Ihnen meine Rechnung.«
    »Machen Sie das«, sagte Grant der den Knochenflicker jetzt offensichtlich loswerden wollte.
    »Noch etwas«, sagte Dr. Linley. »Patienten mit Gehirnerschütterung sind sehr verwundbar. Ein weiterer Schlag auf den Kopf, zum Beispiel bei einem Sturz, könnte schwerere Verletzungen oder gar den Tod zur Folge haben.«
    »Ich werde schon aufpassen.«
    »Gut Morgan.« Dr. Linley blickte noch einmal auf Vivien. »Au revoir, Miss Duvall. Ich werde in ein paar Tagen noch mal nach Ihnen sehen.«
    In diesem Moment kam Mrs. Buttons Gesicht um die Ecke. »Sir«, sagte sie zu Grant »brauchen Sie irgendetwas?«
    »Jetzt nicht, danke.«
    Die Haushälterin führte schließlich Dr. Linley hinaus.
    »Welcher Ruf eilt Ihnen denn voraus?«, fragte Vivien leise.
    Grant setzte sich zu ihr ans Bett, legte die Hände zusammen und streckte die Beine aus. »Keine Ahnung. Ich bin ein Bow-Street-Runner, die Leute belügen und betrügen mich und weichen mir aus. Mein Beruf ist es, die Wahrheit herauszufinden, und das macht die Leute misstrauisch.«
    Trotz ihrer Schwäche blickten Viviens blaue Augen amüsiert. »Wie weit gehen Sie, um die Wahrheit herauszufinden?«
    jetzt lächelte auch er und näherte sich ihrem Gesicht. »Bis zum Ende.«
    »Oh!« Sie gähnte. »Grant. Welcher Ruf eilt mir voraus?«
    Bevor er etwas sagen konnte, war Vivien eingeschlafen.

Kapitel 3
    Grant erwachte im Licht der ersten schwachen Sonnenstrahlen, die durch sein Fenster fielen. Noch etwas benommen starrte er an die blaue Decke des Gästezimmers, wo eigentlich. der burgunderrote Baldachin seines Bettes sein sollte. Es dauerte einige Sekunden, bis er sich an die Ereignisse der vergangenen Nacht erinnern konnte.
    Aus seinem Zimmer nebenan in dem Vivien lag, war kein Laut zu hören. Wie sie wohl die Nacht verbracht hatte?
    Nach allem, was sie durchgemacht hatte, wäre es kein Wunder, wenn sie den ganzen Tag schlafen würde.
    Grant verschränkte die Hände hinter dem Kopf und blieb noch ein paar Minuten liegen. Er genoss das Wissen um Viviens Nähe. Es war lange her, dass eine Frau unter seinem Dach geschlafen hatte. Vivien Duvall war auf seine Hilfe angewiesen … der Gedanke gefiel ihm sehr. Und dass sie sich nicht mehr an das erinnern konnte.. was zwischen ihnen damals vorgefallen war, machte die Situation natürlich umso erfreulicher.
    Schließlich streckte sich Grant gähnend und kratzte sich die dunklen Haare auf der Brust. Er läutete nach dem Kammerdiener, stapfte zu einem Stuhl in der Nähe des Bettes und zog sich die dort bereitgelegten blassgrauen Hosen an. Seit Jahren hatte er morgens immer dieselbe Routine. Aufstehen bei Sonnenaufgang, gewaschen und angezogen in zwanzig Minuten, eine halbe Stunde frühstücken und die Times lesen, dann zu Fuß zur Bow Street.
    Sir Ross erwartete alle Runner, die nicht eingeteilt waren, zum Rapport um neun.
    Nach kaum fünf Minuten erschien sein Kammerdiener mit dem Rasierzeug. In der Zwischenzeit schürte eines der Hausmädchen. das Feuer im Kamin an.
    Grant schüttete dampfendes Wasser in eine Schüssel und spritzte sich mit beiden Händen Wasser auf den wohl widerspenstigsten Bart in ganz London. Nach der Rasur schlüpfte er in ein weißes Hemd mit schwarzer Seidenkrawatte und eine graue Weste. Die offizielle Kleidung der Bow-Street-Runner bestand aus einer roten Weste, einem blauen Rock, navyblauen Hosen und hohen, glänzenden schwarzen Stiefeln. Grant hasste diese ›Uniform‹. Schon bei einem Mann von
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