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Schicksalsfäden

Schicksalsfäden

Titel: Schicksalsfäden
Autoren: Lisa Kleypas
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aus, als habe jemand die arme Miss … ,als hätte jemand versucht sie …«
    »… zu erdrosseln«, vollendete Grant den Satz.
    »Aber wer würde so etwas tun?« Der Schrecken stand Mrs. Buttons ins Gesicht geschrieben.
    »Wenn Frauen ermordet werden, ist der Täter meistens der Ehemann oder ein Liebhaber. Und dabei haben Frauen immer Angst vor gefährlichen Fremden.«
    Mrs. Buttons schüttelte traurig den Kopf. »Wenn es Ihnen recht ist Sir, lasse ich Salben für die Verletzungen der Miss hochbringen, und warte dann unten auf die Ankunft des Arztes.«
    Grant nickte nur mechanisch, während er auf Viviens regloses Gesicht starrte, und die Haushälterin verließ den Raum. Mit der Spitze eines Fingers strich er ihr übers Gesicht als er leise sagte: »Ich habe dir geschworen, dass du den Tag verfluchen würdest an dem du mich zum Narren gemacht hast. Aber der Tag der Vergeltung kam früher, als ich dachte.«

Kapitel 2
    Vivien war kalt und sie hatte Schmerzen. Sie fühlte sich wie in einem schlaflosen Albtraum. Das Luftholen kostete viel Kraft. Hals und Brust brannten wie Feuer, und als sie zu sprechen versuchte, gab sie nur ein gequältes Krächzen von sich.
    Starke Hände richteten sie auf und schoben ihr ein Kissen unter Kopf und Nacken. jemand strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Wie von weiter Ferne hörte sie eine Stimme: »Versuchen Sie nicht zu sprechen. Hier, das wird Ihnen gut tun.« Eine warme Löffelspitze berührte ihre Lippen und eine Hand stützte ihren Nacken. Ihre Zähne schlugen gegen das Metall, als sie von einem Zittern geschüttelt wurde. Sie trank einen Schluck heißen Tee und nahm noch einen Löffel, obwohl das Schlucken sehr weh tat.
    »So ist’s gut. Und noch einen.«
    Sie zwang sich zu weiteren Schlückchen. jemand legte ihren Kopf wieder auf das Kissen und zog die Decken über sie. Nun erst versuchte sie, die Augen zu öffnen, doch das Licht der nahen Lampe schmerzte sie schon beim ersten Blinzeln. Sie sah ein fremdes Gesicht über sich gebeugt, halb im Schatten, halb angestrahlt. Er hatte dunkles Haar, sah gut aus, sehr männlich und stark. Seine Haut war gebräunt und hatte um das Kinn herum einen dunklen Schatten. Er hatte eine lange Nase, einen gütigen Mund und lebhafte grüne Augen, die einen spöttischen, durchdringenden Blick auf sie warfen.
    »Sterbe ich?«, krächzte sie. Das Sprechen war qualvoll, jeder Muskel tat ihr weh. Aber am schlimmsten war das Zittern das alle Glieder durchfuhr, und wenn sie versuchte, es unter Kontrolle zu bekommen, schüttelte es sie noch heftiger.
    »Nein, Sie werden nicht sterben«, sagte er leise. »Und auch das Zittern wird bald aufhören. Das ist in Ihrem Zustand ganz normal.«
    Ihrem Zustand? Was war passiert? Warum war sie hier? In ihrer Verwirrung und Verzweiflung kamen ihr die Tränen, und sie biss sich auf die Lippen, um nicht zu weinen. »Danke«, ächzte sie, obwohl sie nicht wusste, wofür sie dem Fremden dankte. In ihrem Bedürfnis nach menschlicher Nähe und Wärme suchte sie seine Hand. Er saß auf dem Bettrand, und sie spürte die Bewegung der Matratze, als er sich bewegte, um ihre Hand zu greifen. Die Hitze seiner Haut war für sie wie ein Schock.
    »Nicht loslassen«, flüsterte sie und hielt so fest sie konnte. »Bitte.«
    Sein schönes, männliches Gesicht leuchtete sanft im Lampenschein, seine tiefen grünen Augen schienen fast belustigt. »Ich kann Frauen nicht weinen sehen. Wenn Sie nicht aufhören, muss ich gehen.«
    Sie biss sich noch fester auf die Lippen, aber die Tränen ließen sich nicht zurückhalten. Da hob er sie mitsamt dem Bettzeug hoch und presste das zitternde Bündel fest an sich. Wie stark er war, dachte sie und legte ihren Kopf an seine Schulter, grub das Gesicht in den Leinenkragen seines Hemdes, war ihm nun ganz nah: Sie sah jedes Detail seiner glatten, braunen Haut, sah die seidigen dunklen Locken seines Haars, das er entgegen der Mode sehr kurz trug.
    »Mir … Mir ist so kalt«, hauchte sie ganz nah an seinem Ohr.
    »Tja, so ist das nun mal nach einem Bad in der Themse. Besonders um diese Jahreszeit.«
    Sie spürte die Hitze seines Atems an ihrer Stirn und war erfüllt von fast verzweifelter Dankbarkeit. Nie wollte sie diese Arme wieder verlassen.
    Mit ihrer geschwollenen Zunge versuchte sie die Lippen zu befeuchten. »Wer sind Sie?«
    »Das wissen Sie nicht mehr?«
    »Nein, ich …« Gedanken und Bilder huschten ihr durch den Kopf, aber sie konnte sich an nichts erinnern. Da war nichts als
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