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Schicksalsbund

Schicksalsbund

Titel: Schicksalsbund
Autoren: Christine Feehan
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Fluchtwege von hier, nach oben und über die Dächer.«
    Er würde seine Männer nicht in eine Falle führen. Er würde ihnen klare Anweisungen erteilen, notfalls mit Gewalt.
Aber … Er warf einen Blick auf Javier Enderman. Javier sah von ihnen allen am wenigsten wie ein Soldat aus, und doch war er vielleicht der Gefährlichste.
    »Du gehst zurück zu Jaimie, Javier. Du weißt, was du zu tun hast. Es wird ihr nicht gefallen, und sie wird dir die Hölle heißmachen, aber du tötest jeden, der in ihre Nähe kommt. Lass niemanden rein oder raus. Ich brauche dir nicht zu sagen, was Jaimie mir bedeutet …«
    »Was sie uns allen bedeutet«, verbesserte ihn Javier. »Sie ist auch unsere Jaimie, Mack. Ich lasse niemanden an sie herankommen.«
    »Ich will deine Stimme ständig in meinem Ohr hören, Javier. Ich will, dass du mir Bescheid sagst, sowie du den leisesten Verdacht hast. Warte nicht erst, bis sich dein Verdacht bestätigt. Ich will darüber informiert werden, wenn ihr Nachbar auch nur blinzelt oder irgendwo eine Ratte auftaucht. Hast du mich verstanden?« Er wollte selbst hingehen, aber Javier würde wie Leim an Jaimie kleben, und niemand, aber auch wirklich niemand, war auf Tuchfühlung besser als Javier.
    »Ich werde für ihre Sicherheit sorgen, Boss.«
    »Trau keinem, nicht mal denen, die wir kennen. Wir haben einen Spitzel unter uns.«
    Paul rührte sich, zog die Stirn in Falten und sah Mack finster an. »Legst du mir etwas zur Last?«
    »Du bist der neue Junge, Paul, das ist alles«, sagte Mack. »Das macht dich nicht unbedingt zum Verräter. Und wenn wir alle in die Luft gesprengt werden, dann wirst du vermutlich gemeinsam mit uns draufgehen.«
    Javier zwinkerte dem Jungen zu. »Das klingt jetzt nicht gerade verdammt einleuchtend, aber wenn du eine miese Ratte wärst, sähe es vielleicht anders aus.«

    Paul starrte die beiden lange an. Offenbar versuchte er zu entscheiden, ob er gekränkt sein sollte oder nicht. Schließlich gab er sich anscheinend damit zufrieden, dass sie ihn nicht für den Verräter hielten. Er zuckte die Achseln. »Ich bin keine miese Ratte.«
    »Das höre ich gern, Junge. Trotzdem werde ich dich ständig im Auge behalten. Ich rate dir daher, dich mir an die Fersen zu heften«, sagte Mack und zwinkerte ihm zu.
    Javier schlich in die Schatten zurück und arbeitete sich auf der Feuertreppe bis nach unten auf den unebenen Bürgersteig vor. Er blieb in einer kauernden Haltung, presste sich möglichst eng an das Gebäude und ließ seinen Blick ruhelos über die angrenzenden Lagerhallen gleiten. Es gab zu viele Fenster und Türen. Seine Anspannung nahm zu, und seine Eingeweide zogen sich zusammen. Jeder Eingang stellte eine potenzielle Bedrohung dar. Das galt auch für jedes Boot, das am Kai vertäut war. Für jeden Wagen. Wohin er auch sah, ob in die Höhe oder nach allen Seiten  – überall gab es Orte, an denen sich der Feind mühelos verstecken konnte.
    Stimmen ließen ihn sich noch enger zusammenkauern und erstarren. Nicht einmal atmen wollte er in der kühlen Nachtluft, damit die ausströmende Dunstwolke seinen Standort nicht verriet. Seine Nerven waren bis zum Zerreißen angespannt. Zwei Zivilisten, Sergeant. Die beiden Männer waren älter und hatten angegrautes Haar. Anders als bei Terroristen rochen ihre schweren, abgetragenen Pullover nach Fisch und Alter, und doch hing auffallend viel Werkzeug an ihren Gürteln. An ihren Oberschenkeln konnte er Messer sehen, die in Scheiden steckten.
    Das war das Ärgerliche beim Häuserkampf. Man
brauchte gut entwickelte Instinkte, Nerven wie Stahl, gute Augen und eine schnelle Auffassungsgabe, damit man sich durch eine Stadt bewegen konnte, in der jeder, ob Mann, Frau oder Kind, ein potenzieller Feind sein konnte.
    Spiel mir bloß nicht den Helden, Javier. Keiner von uns lässt hier sein Leben.
    Macks Entschlossenheit erfüllte Javier mit Wärme. Er gab es nicht gern zu, aber sogar Macks Strafpredigten konnten ihm ein Gefühl von Dazugehörigkeit vermitteln.
    Javier wartete stumm und regungslos und beobachtete, wie die beiden alten Männer über den Bürgersteig schlurften, bis sie einen Wagen erreichten. Das Fahrzeug wirkte so ramponiert wie die beiden. Er sah zu, wie sie mit stotterndem Motor durch die Straße fuhren und der Auspuff schwarze Rauchwolken ausstieß.
    Hier ist alles in Ordnung. Nur zwei Zivilisten in der Kampfzone. Javier hielt sich in den Schatten, während er sich einen Weg zum anderen Ende der Lagerhäuser bahnte, zurück
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