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Schicksalsbund

Schicksalsbund

Titel: Schicksalsbund
Autoren: Christine Feehan
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zu Jaimie.
    Bisher hatte er gute Deckung gehabt, und um diese späte Stunde waren nur wenige Leute unterwegs. An der Mole ging es ruhig zu, doch irgendwo weiter rechts war lautstarke Musik zu hören, und Javier drang der unverwechselbare Geruch von Marihuana in die Nase. Jugendliche, vermutete er, die einen Ort gefunden hatten, wo sie abhängen konnten und es warm hatten, wenn sie nirgendwo anders eine Bleibe hatten. Er erinnerte sich noch gut an die Zeiten, in denen der Wind kühl und grausam geweht und er zu den Fenstern aufgeblickt hatte, die ihn mit Wärme und Gelächter verhöhnten, die Zeiten, in denen seine Welt so rau und er ganz allein und
begierig gewesen war. Damals hatte er Steine geworfen und Scheiben eingeschlagen, wütend und hungrig nach Nahrung und Zuwendung gleichermaßen, bis Mack eingeschritten war, als sich zwei brutale Schläger an ihn angeschlichen hatten. Er hatte Mack nicht gesagt, dass die Rohlinge den Kampf verloren hätten. Er hatte nicht riskieren wollen, dass er nicht zu ihnen passte und Mack ihn verstieß.
    Er hatte sich still verhalten und darauf geachtet, dass er möglichst jung und weltfremd wirkte. Er sah überdurchschnittlich gut und verbarg seine dunklen Augen doch oft hinter dicken Brillengläsern. Er war klüger als so ziemlich jeder andere gewesen, bis er Mack begegnet war. Der Mann hatte sein Leben verändert. Er hatte ihm ein Ziel gegeben und ihn vor einer Verbrecherlaufbahn bewahrt.
    Er fühlte, wie sich ein Lächeln auf sein Gesicht stahl. Er hatte all die Dinge tun können, die er tun wollte, und zwar nun ganz legal. Natürlich hielt Mack ihn fest an der Kandarre. Und das war auch gut so. Manchmal drehte er total durch und verlor jeden Funken Verstand. Mack war immer die Stimme der Vernunft, und Aufträge wie dieser  – wenn Mack ihn dazu auswählte, Jaimie zu bewachen  – waren ein Zeichen von Hochachtung und führten nur dazu, dass er Mack noch lieber mochte als ohnehin schon.
    Jetzt erreichte er das offene Gelände. Jaimie hatte ihren Standort sorgsam gewählt. Ihr Lagerhaus konnte auf einer Seite vom Wasser und auf drei Seiten vom Land aus erreicht werden. Zwei dieser drei Seiten waren so offen wie möglich. Jeder, der es auf sie abgesehen hatte, würde sich zeigen müssen. Sie konnte dort oben in ihrem Turm
sitzen und hätte sie einen nach dem anderen abknallen können, wenn das ihre Art gewesen wäre, doch sie wussten alle, dass es nicht ihre Art war. Mit Sicherheit hatte sie einen Fluchtweg. Mehr als einen. Jaimie war die größte Pazifistin, die er kannte. Was sie in ihnen allen sah  – und an ihnen liebte  –, hatte er nie begriffen. Sie alle waren Kämpfer, aber wie Mack gehörte auch Jaimie zur Familie, und für seine selbst gewählte Familie wäre er durch die Hölle gegangen.
    Er hielt ganz still und suchte systematisch die Gegend ab, erst die Dächer und die Fenster und dann den Bürgersteig. Zwei Männer bogen um die Ecke und blieben stehen, um sich Zigaretten anzuzünden; die Hände, die sie schützend um die Flammen hielten, verbargen ihre Gesichter im kurzen Aufflackern des Lichts, aber nicht, bevor er einen Blick auf ihre Augen erhascht hatte. Sie waren gekleidet wie Fischer, doch zwei Dinge zogen seine Aufmerksamkeit auf sich. Ihre Stiefel und ihre Augen. Mit ihren Blicken suchten sie ihre Umgebung ebenso sorgfältig ab wie er, und er sah, dass sich diese Blicke mehrfach nach oben richteten, zum zweiten Stockwerk des Gebäudes, in dem Jaimie Fielding wahrscheinlich gerade einzuschlafen versuchte.
    Jaimie bekommt demnächst Besuch, Mack, meldete er.
    Mack fluchte leise. Kannst du es zu ihr schaffen, ohne dich zu erkennen zu geben?
    Javier blickte auf die freie Fläche, die sich vor Jaimies Gebäude erstreckte, und auf die beiden Männer, die sich zwischen ihm und seinem Ziel befanden. Das ist machbar, Boss.
    Wir räumen hinter dir auf, Javier. Bring keinen von uns um.

    Sag den Jungs, sie sollen sich melden, ehe sie einen Fuß in Jaimies Haus setzen.
    So ist es richtig. Pass bloß auf, bis Verstärkung kommt, warnte ihn Mack noch einmal.
    Vorsicht wurde mir in die Wiege gelegt, Sergeant.
    Javier grinste breit und ließ die beiden Männer, die Jaimies Gebäude beobachteten, nicht aus den Augen, als er seine Wendejacke rasch umdrehte. Die schwarze Bomberjacke sah jetzt aus wie eine typische Teenie-Jacke, mitsamt Kapuze. Er zog die Brille mit dem dicken schwarzen Gestell aus der Tasche und setzte sie auf die Nase. Seine MP7 mit dem
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