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Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition)

Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition)

Titel: Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition)
Autoren: Nicola Förg
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Was hat sie da gemacht?«
    »Sich vor dem Brand versteckt? Was woaß denn i?«, murmelte er und schaute grimmig.
    So dumm war doch wohl keiner, sich bei Feuer in ein Silo zu flüchten? Andererseits: Wussten alle Menschen, welche Gefahr von Silogasen ausging?
    »Wo war das Zimmer der Pflegerin? Hat die vielleicht auch einen Namen?«
    »Ionella. Ionella Adami.«
    »Und das Zimmer?«
    »Oben. Aber da können Sie jetzt ned eini!«
    »Sie glauben gar nicht, was ich alles kann!«
    Kathi stampfte davon und auf Herbert zu, der angesichts der herannahenden Rachegöttin unwillkürlich einen Schritt zur Seite machte.
    »Ich muss ins Wohnhaus. Es gibt die berechtigte Sorge, dass eine der Leichen die Pflegerin ist.«
    Herbert sah Kathi in die Augen, und obwohl Kathi alles andere als der sensible Typ war, spürte sie in diesem Blick eine schwere Last. Der Mann machte sich Vorwürfe, und sie hatte auf einmal das Gefühl, ihn trösten zu müssen.
    »Sie konnten nichts tun. Sie haben doch Wärmebildkameras. Die haben ja auch nichts mehr angezeigt. Sie haben das Haus und das Dorf gerettet.«
    »Von mir aus können Sie reingehen. Gefahr besteht jedenfalls keine.« Er zögerte. »Wo ist eigentlich Frau Mangold?«
    »Im Urlaub. Kennen Sie Irmi?«
    »Eher ihren Bruder, den Bernhard. Der ist bei der Wehr in Eschenlohe. Man kennt sich oiwei.«
    Ein kleiner Plausch über Bekannte, wie man das im ländlichen Raum eben so machte. Hätte da nicht die schwarze Ruine gestanden, hätte nicht der Brandgeruch in den Lungen gebissen und wären da nicht zwei Tote gewesen.
    »Wenn wir mal annehmen, die eine Leiche ist die Pflegerin. Wer ist dann die zweite?«, fragte Kathi.
    »Ich bin kein Hellseher.«
    »Aber Feuerwehrkommandant in Ugau. Nicht in New York oder Mexiko City. Sie kennen doch jeden hier. Hatte diese Ionella einen Freund?«
    »Klar san s’ der brutal nachg’stiegen. Schlange san s’ g’standen. Aber es wird ja wohl kaum einer ein Schäferstündchen im Silo ausmachen!«
    Kathi schwieg. »Ich geh dann mal rein«, sagte sie schließlich.
    »Ich komm mit, falls was wär’«, meinte Herbert.
    Kathi widersprach nicht, sondern winkte Andrea heran. Zu dritt gingen sie durch den Bauerngarten und betraten das Wohnhaus. Der Gestank war überall, er würde auch noch eine Weile bleiben und penetrant an den Brand erinnern.
    Im Gänsemarsch stiegen Kathi, Andrea und der Feuerwehrler die kleine Treppe hinauf, die vom Gang aus in den ersten Stock führte. Gleich vorn gab es rechts und links je einen Raum, von denen der eine ein altes Kinderzimmer war. An einem Schrank pappten noch Mainzelmännchen-Sammelaufkleber und Fußballerbilder aus Zeiten, in denen Beckenbauer noch ein Bürscherl gewesen war und Breitner noch nicht gewusst hatte, dass er mal Pädagogik studieren würde. Im anderen Zimmer standen ein altes, mit Bauernmalerei verziertes Doppelbett und ein Bauernschrank, offenbar das Schlafzimmer der beiden Alten. Weiter hinten am Gang befanden sich zwei weitere Räume: ein kleines Duschbad, das neu eingebaut zu sein schien, und ein Zimmer, das ebenfalls mit Jugendmöbeln aus den Siebzigern ausgestattet war. An der Wand hing ein offenbar mehrfach umgeklebtes Pferdeposter von einem Haflinger. Es war zerknittert und hatte abgeschnittene Ecken. Die Einrichtung war spartanisch: Schrank, Bett, ein Schreibtischchen, ein Holzstuhl, ein Regal. Über der Stuhllehne hing ein BH , im Regal lagen ein paar Bücher mit dramatisch anmutenden Umschlägen. Es schien sich um einige rumänische und mehrere deutsche Liebesromane zu handeln. Auch eine Möglichkeit, Deutsch zu lernen, dachte Kathi. Neben den Büchern standen zwei gerahmte Bilder, ein Familienfoto und das Porträt eines Mannes, das mit »Franz Davidis« betitelt war. Darunter stand ein Spruch: Die vom Geist Gottes Erleuchteten dürfen nicht aufhören zu reden, noch dürfen sie die Wahrheit unterdrücken. So ist die Kraft des Geistes, dass der menschliche Verstand, jede falsche List beiseitelassend, allein bestrebt ist, die Ehre Gottes zu vergrößern, sollte auch die ganze Welt toben und sich widersetzen.
    Kathi runzelte die Stirn.
    »War wohl religiös, diese Pflegerin«, sagte Andrea.
    »Und wer ist Franz Davidis?«, fragte Kathi.
    Andrea zuckte mit den Schultern.
    Im Regal lagen außerdem die Tablettenboxen des Ehepaars Schmid. Zumindest nahm Kathi an, dass sich darin deren Medikamente befanden. Wahrscheinlich hatte die Pflegerin sichergehen wollen, dass die beiden Alten nicht versehentlich die
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