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Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition)

Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition)

Titel: Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition)
Autoren: Nicola Förg
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Schlacht stürzen will. Dadurch wurden unnötig Sanitäter abgezogen, die den übereifrigen Kollegen mit einem Krankenwagen abtransportieren mussten.
    Einige Kollegen aus Altenau hielten dicke Decken hoch, um damit die heranbrandende Flut von Dorfbewohnern abzuhalten. Der Atemschutztrupp hatte abgeklärt, dass nun niemand mehr im Wohnhaus war. Zwei benachbarte Bauern waren in den Stall des Schmid-Hofs gelaufen, der einen kleinen Teil der brennenden Tenne bildete, und hatten die Tiere herausgetrieben. Es waren zum Glück nicht mehr viele: sechs Kühe, ein Geißbock, sieben Schafe. Eine Frau, die über dem Nachthemd eine Daunenjacke trug und deren nackte Beine in den viel zu großen Latschen ihres Mannes steckten, versuchte die flatternden und gackernden Hühner zusammenzuhalten. Bei Katastrophen taten Menschen oft instinktiv das Richtige, das wusste Herbert.
    Irgendwo war ein Schrei zu hören: »Da kommt nix!« Wie so oft hatte jemand im Durcheinander die Schläuche an den falschen Verteiler angeschlossen, Schlauchordnung war eben nicht jedermanns Sache. Die Nachbarhäuser standen unter Wasserbeschuss, und Herbert befürchtete nun kein Übergreifen der Flammen mehr aufs Wohnhaus.
    Es war drei Uhr zwanzig, als plötzlich alle in eine Richtung starrten: Im linken Teil der Tenne brannte es auf einmal taghell. Das Licht schmerzte in den Augen wie bei einer Explosion. Herbert, der erste Kommandant, vermutete Metallbrand, womöglich auch Kunstdünger oder Ammoniak, irgendetwas in der Art, und das war schlecht, sehr schlecht sogar. Dennoch gelang es der Feuerwehr, den Brand unter Kontrolle zu bringen. Herberts Adrenalinspiegel war weiterhin auf Spitzenniveau.
    Drei Stunden später hatten sie schließlich jeden Balken abgelöscht, und die Wärmebildkamera zeigte keine Brandnester mehr an. Zwei Journalisten vom Garmischer Tagblatt waren inzwischen aufgelaufen, hatten fotografiert und waren im Weg herumgestanden. Herbert hasste ihre hartnäckigen Fragen, ob man zu diesem Zeitpunkt schon etwas über die Brandursache sagen könne. Die vordringlichste Aufgabe der Feuerwehr war es schließlich, Menschenleben zu retten und die Flammen zu löschen, und in dieser Hinsicht war heute ja einiges geboten gewesen.
    Bevor die Brandermittler aus Garmisch eintreffen würden, wollte Herbert eine erste Inspektion in dem abgebrannten Gebäude machen. Doch plötzlich fragte ihn ein Kollege: »Wo is eigentlich die Pflegerin? Du woaßt scho, des Madel. Wo is die?«
    Das Adrenalin, das eine kurze Pause eingelegt hatte, schoss wieder ein. Aus Herberts Magen stieg Säure auf.
    »Such den Franz«, antwortete er. Franz Schmid, einen der Söhne der beiden Alten, hatte er vorhin noch irgendwo im Getümmel gesehen.
    Der erste Kommandant stieg über die vor sich hin dampfenden Balken. Wo der blendend helle Schein ins Schwarz der Nacht herausgefahren war, hielt Herbert inne. Es war offensichtlich, dass hier etwas mit gewaltiger Wut und Hitze gebrannt hatte. Die genauen Umstände zu untersuchen würde Aufgabe der Brandermittler sein, aber Herbert war sich sicher, dass hier etwas den Brand in Gang gesetzt und beschleunigt hatte.
    Der Schmid hatte noch ein altes Holzhochsilo in seiner Tenne gehabt, auch das war fast vollständig heruntergebrannt. Draußen gab es noch ein neueres Fahrsilo, aber der alte Xaver hatte immer noch das unpraktische Holzmonstrum mit Silage vollgepackt. Von dem einst fünf Meter hohen Turm war nur noch ein Ring von etwa einem Meter fünfzig übrig geblieben, und lediglich die untere der beiden Entnahmeluken war erhalten. Herbert spähte über den Rand, und sein ganzer Körper war auf einmal stocksteif. Die Magensäure schwappte ihm bis in die Kehle, sein Herz raste.
    »Alle zruck!«, rief er. »Zruck!«
    Im Silo lagen zwei verkohlte verbogene Gestalten, die gerade noch als Menschen zu erkennen waren. Das war nun Sache der Kriminaler. Herbert informierte die Polizisten, und schon war ein zweites Feuer entfacht: ein Lauffeuer, das von den Kollegen sofort auf die Neugierigen übergriff. Zwei Tote im Silo! Wer? Warum? Was war passiert? Das Lauffeuer eilte durch das Dorf.
    Es war halb acht, als Kathi Reindl und ihre Kollegin Andrea in Unterammergau eintrafen. Zehn Minuten später spähten sie über den Rand des Silos.
    »Scheiße!«, entfuhr es Kathi. »Irgendeine Idee, wer das sein kann? Wird jemand vermisst?«
    »Es gibt eine rumänische Pflegekraft, über deren Aufenthaltsort momentan nichts bekannt ist«, meinte Herbert langsam.
    »Und
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