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Scherbenhaufen

Scherbenhaufen

Titel: Scherbenhaufen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Nach unbestätigten Hinweisen soll es sich bei der männlichen Leiche um einen italienischen Staatsangehörigen handeln. Zur Identität der Frau liegen bisher keine Angaben vor.‹ «
    »Therese und Enrico?«
    Weihermann schluckt leer. »Sie haben den Anfeindungen nicht standgehalten. Mit dem Rufmord und der Anzeige hat Adam Füssli das Liebespaar in den Tod getrieben. Und dafür habe ich ihm damals Vergeltung geschworen!«
    Ich wundere mich. »Stattdessen ist er jedoch Stammkunde in Ihrer Töpferei geworden?«
    »Richtig, Herr Feller. Und dieser Umstand mag Sie eigenartig anmuten. Sie müssen mich aber verstehen: Als Adam Füssli anfing, Majolika zu sammeln und bei mir großzügige Einkäufe zu tätigen, begann mein Groll etwas zu schwinden.«
    »Das tönt gut. Passt jedoch nicht«, wende ich ein.
    Robert Weihermann fixiert mich.
    Ich präzisiere: »Der geschwundene Groll passt nicht zur gestandenen Tat.«
     
     

32
    Wie und wo werden Sorgen entsorgt? Vor diesem Dilemma stand Robert Weihermann, als er feststellen musste, dass der einstige Jugendgefährte Adam Füssli die Freundin seines Sohnes begehrte.
    Die Lösung lautete: Indem man das Übel an der Wurzel packt! Der üble Rechtsverdreher sollte für den Tod seiner Lieblingsschwester und ihres italienischen Freundes büßen. In erster Linie aber suchte Robert Weihermann mit der Liquidation des teuflischen Winkeladvokaten Niklaus und Eva vor weiterem Unheil zu bewahren.
    Der Töpfermeister grübelte über endgültige Mittel und finale Wege nach. Er verwarf die meisten seiner mörderischen Szenarien, ohne deren Inszenierung konkretisiert zu haben.
    Sollte er Adam Füssli in der ›hohlen Mäz‹ am Schlossberg auflauern, wie einst Wilhelm Tell dem Gessler in der hohlen Gasse? Musste ein Gerichtspräsident im noblen Eigenheim an der Goldküste sein schillerndes Leben lassen? Oder eignete sich allenfalls das rekonstruierte Chalet im Saanenland als Richtstätte?
    Er überlege und überlegte. Dann fand er die Lösung: Die Sorgen würden mit Adam Füssli im See versinken.
    Die gemeinsame Mitgliedschaft im Ruderclub sollte sich dabei als Vorteil erweisen. Robert Weihermann konsultierte das Fahrtenbuch. Leicht fand er heraus, an welchem Wochentag und zu welcher Tageszeit Adam Füssli sein Training in der Regel absolviert hat. Mittwochabend zwischen 19 und 21 Uhr hatte der Gerichtspräsident fix einen Skiff reserviert.
    Robert Weihermann trug seinen Nachnamen in die leere Zeile unter die Reservation für die kommende Woche.
    Erst zu Hause meldeten sich Zweifel. Würde Adam Füssli überhaupt ertrinken, nachdem sein Boot gekentert war? Vielleicht konnte sich das Opfer am Rumpf festhalten? Musste der Gegner darum unter Wasser gedrückt werden, bis er keinen Widerstand mehr leistete? Welcher der beiden Kontrahenten würde die größere Ausdauer beweisen? Auf welcher Seite konnten die letzten Reserven des entscheidenden Lebens- oder Überlebenswillens mobilisiert werden?
    Robert Weihermann gelangte zur Überzeugung, dass er Adam Füssli töten musste, bevor er ihn samt Kahn würde absaufen lassen.
    Sollte er ihm dazu ein Ruder über den Schädel schlagen? Skull on skull, sozusagen? Die beiden Ruder lagen in den Dollen, deren Überbügel mit Rändselschrauben fixiert waren. Würde es Robert Weihermann gelingen, diese vorgängig zu lösen?
    Da erinnerte sich Robert Weihermann an das alte Schießeisen in der Töpferei. Die Ordonanzwaffe stammte aus dem Besitz eines Onkels, der als Offizier in der Schweizer Armee gedient hatte. Es handelte sich um eine der drei Pistolen, die vor Jahren beim Drama im Gwattlischenmoos abgefeuert wurden. Nach Abschluss der Untersuchung wurden die Waffen dem Bruder der Toten ausgehändigt, Robert Weihermann. Damit plante er jetzt, Adam Füssli als den eigentlich Schuldigen zu durchsieben. Seine perforierte Leiche würde umso leichter auf den Seegrund sinken. Wer konnte dann noch beweisen, dass der Gerichtspräsident nicht bloß Opfer eines tragischen Ruderunfalls geworden war?
    Am frühen Mittwochnachmittag entnahm Robert Weihermann die SIC dem hellbraunen Lederholster, setzte das Magazin mit acht Teilmantelgeschossen ein und wickelte beides in ein graues Frottiertuch. Zusätzlich versteckte er das schwere Bündel in einem bedruckten Plastiksack. Dann machte sich der entschlossene Töpfer auf, sein Urteil zu vollstrecken. Auf kürzestem Weg begab er sich in die Nähe des Clubhauses und wartete im Gebüsch eines benachbarten Gartens auf den
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