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Schenk mir mehr als diese Nacht

Schenk mir mehr als diese Nacht

Titel: Schenk mir mehr als diese Nacht
Autoren: Abby Green
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Auf dem schmalen Gesicht der Braut lag immer noch derselbe gelassene Ausdruck. Doch angesichts der Erkenntnis, dass er nur Fassade war, sträubten sich Sebastians Nackenhaare.
    Und plötzlich fühlte er noch etwas viel Stärkeres in einer ganz anderen Region seines Körpers. Zwischen den vielen Stofflagen des traditionellen Brautgewands konnte er zwar nur schmale Streifen blasser olivenfarbener Haut ausmachen, doch das hinderte ihn nicht daran, sich ihre samtene Konsistenz und köstliche Wärme lebhaft vorzustellen.
    Wie ein frisches, zartes Rosenblatt würde sie sich anfühlen …
    Voller Abscheu vor sich selbst bemerkte Sebastian, dass er nicht davor zurückscheute, eine Braut bei ihrer Hochzeitszeremonie nicht nur zu taxieren, sondern sich von ihrem Anblick auch noch hochgradig erregen zu lassen. Und zwar so heftig wie seit ewigen Zeiten nicht mehr. Zugleich stieg ein absolut unsinniges Gefühl von Eifersucht auf den Bräutigam in ihm hoch. Auf den Mann, dem es vergönnt war, in Kürze den verborgenen Geheimnissen seiner hinreißend exotischen Frau auf die Spur zu kommen.
    Dabei unterschied sich Aneesa Adani bei näherem Hinsehen unter Garantie nicht von anderen hübschen Mädchen, die dem gehobenen Mittelstand angehörten. Eine kleine indische Prinzessin, deren Heirat nur einen weiteren Schritt in den luxuriösen Müßiggang bedeutete – abgesehen von ihrer Karriere als Schauspielerin.
    Außerdem bezweifelte Sebastian ernsthaft, dass sich Aneesa ihrem Gatten in der Hochzeitsnacht als errötende Jungfrau präsentieren würde. Denn trotz des keuschen Images, das die Bollywoodstars in ihren Liebesfilmen hochhielten, standen sie, was heiße Affären im normalen Leben betraf, ihren Kollegen aus Hollywood in nichts nach. Was die viel diskutierte und kommentierte Lovestory zwischen dem Brautpaar bewies, die bereits seit Monaten andauerte …
    Entschlossen wandte er sich um und verließ mit einem grimmigen Lächeln den festlich geschmückten Patio und die atemberaubend schöne Braut. Mit weit ausholenden Schritten durchquerte er die Hotellobby, eine gelungene Mischung aus maurischem und portugiesischem Design, und ignorierte die bewundernden Blicke, die seiner hohen Gestalt folgten.
    An Aufmerksamkeit von weiblicher Seite hatte es Sebastian und seinen Brüdern nie gefehlt. Sie war ihnen schon entgegengebracht worden, als sie noch gar nichts damit anzufangen wussten.
    Nachdem er kurz mit dem Hotelmanager gesprochen hatte, betrat er seinen Privatlift und fühlte sich in seinem maßgeschneiderten Designeranzug plötzlich wie in einer Zwangsjacke. Gleichzeitig verspürte er das drängende Verlangen, sich körperlich auszupowern.
    Extremsport war schon seit Jahren die Droge, die ihm half, den quälenden Erinnerungen seiner Kindheit zu entfliehen und die rigiden Anforderungen und Grenzen, die ihm die Gegenwart aufzwang, zeitweilig zu vergessen. Oder das nagende Gefühl von Unzufriedenheit zu bekämpfen sowie die durchwachten Nächte zu verkürzen, die ihm seine chronische Schlaflosigkeit regelmäßig bescherte.
    Sein Gesicht in dem verspiegelten Lift lies keinerlei Regung auf den harten, attraktiven Zügen erkennen. Sebastian war seit frühester Jugend daran gewöhnt, eine undurchsichtige Maske zur Schau zu tragen, während in seinem Innern Gefühlsstürme tobten.
    Und wieder wanderten seine Gedanken zu den Brautleuten im Patio zurück. Er machte sich keine Illusionen: Auch in dieser Ehe würde nach einer gewissen Zeit romantischer Verblendung die nüchterne Realität einkehren. Und das in einem Land mit der niedrigsten Scheidungsrate der Welt. Fast verspürte er so etwas wie Mitleid mit dem Paar, für das es quasi unmöglich war, sich jemals aus den Ehefesseln zu befreien, besonders wenn auch noch Kinder ins Spiel kamen.
    Aber welches Recht hatte er schon, über das junge Glück zu urteilen? Ausgerechnet er, der aus einer Familie stammte, die man in keiner Weise als normal bezeichnen konnte.
    In seiner Penthouse-Suite angekommen, warf er das Jackett auf einen Sessel und riss sich dann die Krawatte förmlich vom Hals. Dabei wünschte er dem Brautpaar in Gedanken alles Gute und verbannte das beunruhigende Bild der reizenden Braut in den Hinterkopf.
    Aneesa bekam kaum etwas von den langatmigen Hochzeitsritualen um sie herum mit. Sie fühlte sich wie gelähmt – was eine Art Selbstschutz war, wie sie wusste –, aber gleichzeitig auch minderwertig und völlig fehl am Platz.
    Hinter ihren Schläfen hämmerte es noch genauso
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