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Scheibenwelt 01 - Das Meer und kleine Fische

Scheibenwelt 01 - Das Meer und kleine Fische

Titel: Scheibenwelt 01 - Das Meer und kleine Fische
Autoren: Terry Pratchett
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sind«, sagte Lätizia mit dem natürlichen Talent für den erzwungenen Themenwechsel, das jede Komiteevorsitzende besitzt, »dachte ich mir, ich könnte mit Ihnen das Thema Ihrer Teilnahme an dem Wettstreit besprechen.«
    »Ja?«
    »Finden Sie... äh... halten Sie es nicht für unfair anderen Leuten gegenüber, dass Sie jedes Jahr gewinnen?«
    Oma Wetterwachs sah zum Boden und dann zur Decke. »Nein«, sagte sie schließlich. »Ich bin besser als sie.«
    »Glauben Sie nicht, dass das für die anderen Teilnehmer ein bisschen entmutigend ist?«
    Wieder der Blick vom Boden zur Decke. »Nein«, sagte Oma.
    »Aber sie treten mit dem Wissen an, dass sie nicht gewinnen werden.«
    »Ich auch.«
    »O nein, Sie sind bestimmt...«
    »Ich meinte, dass ich auch mit dem Wissen antrete, dass sie nicht gewinnen werden«, sagte Oma trocken. »Und sie sollten mit dem Wissen antreten, dass ich nicht gewinnen werde. Kein Wunder, dass sie verlieren, wenn sie nicht von sich überzeugt sind.«
    »Es dämpft ihren Enthusiasmus schon ziemlich.«
    Oma sah aufrichtig verwirrt drein. »Was ist schlimm daran, wenn sie versuchen, zweite zu werden?«
    Lätizia ließ nicht locker.
    »Wir hatten gehofft, Esme, Sie davon zu überzeugen, dass Sie den Status einer Emeritierten akzeptieren. Sie könnten vielleicht eine nette kleine Ansprache zur Ermutigung halten, den Preis überreichen und... und möglicherweise sogar eine der, ähem, Jurorinnen sein...«
    »Es wird Jurorinnen geben?« fragte Oma. »Wir hatten noch nie Jurorinnen. Alle haben einfach gewusst, wer gewonnen hat.«
    »Das stimmt«, sagte Nanny. Sie erinnerte sich an die Szenen am Ende von einem oder zwei Wettstreiten. Wenn Oma Wetterwachs gewann, wussten es alle. »Oh, das stimmt wahrhaftig.«
    »Es wäre eine sehr noble Geste«, fuhr Lätizia fort.
    »Wer hat entschieden, dass es Jurorinnen gibt?« fragte Oma.
    »Ähem... das Komitee... das... es... ein paar von uns haben sich zusammengesetzt. Nur um die Sache ein wenig zu steuern...«
    »Oh, ich verstehe«, sagte Oma. »Wimpel?«
    »Pardon?«
    »Werdet ihr diese Leinen mit kleinen Wimpeln haben? Und vielleicht jemanden, der Äpfel am Stiel verkauft, so etwas?«
    »Ein paar Girlanden könnten sicher nicht...«
    »Richtig. Und vergesst das Freudenfeuer nicht.«
    »Solange es hübsch und sicher ist.«
    »Oh. Richtig. Alles muss hübsch sein. Und sicher«, sagte Oma.
    Frau Ohrwurm seufzte sichtlich vor Erleichterung. »Nun, das hätten wir ja schnell geklärt«, sagte sie.
    »Wirklich?« fragte Oma.
    »Ich dachte, wir wären uns einig gewesen...«
    »Waren wir das? Wirklich?« Sie nahm den Schürhaken vom Herd und stocherte heftig im Feuer. »Ich werde über die Angelegenheit nachdenken.«
    »Ich frage mich, ob ich einen Moment ganz offen sprechen darf,
    Frau Wetterwachs?« sagte Lätizia.
    Der Schürhaken erstarrte mitten in der Bewegung. »Ja?«
    »Sehen Sie, die Zeiten ändern sich. Nun glaube ich zu wissen, warum Sie es als notwendig erachten, so dominant und unfreundlich zu allen zu sein, aber glauben Sie mir, wenn ich Ihnen als Freundin sage, dass alles viel einfacher für Sie wäre, wenn Sie sich ein wenig entspannen und versuchen würden, etwas netter zu sein, so wie unsere Schwester Gytha hier.«
    Nanny Oggs Lächeln war zu einer Maske erstarrt. Lätizia schien es nicht zu bemerken.
    »Sämtliche Hexen im Umkreis von fünfzig Meilen scheinen Ehrfurcht vor Ihnen zu haben«, fuhr sie fort. »Nun will ich nicht leugnen, dass Sie einige brauchbare Fähigkeiten besitzen, aber bei der Hexerei geht es heutzutage nicht mehr darum, ein alter Sauertopf zu sein und die Leute zu erschrecken. Ich sage Ihnen das als Freundin...«
    »Schauen Sie jederzeit wieder rein, wenn Sie in der Nähe sind«, sagte Oma.
    Das war das Zeichen. Nanny Ogg stand hastig auf. »Ich dachte, wir könnten uns unterhalten...«, wandte Lätizia ein.
    »Ich begleite euch bis zum Weg hinunter«, sagte Nanny und zerrte die anderen Hexen von ihren Stühlen.
    »Gytha!« sagte Oma schneidend, als die Gruppe an der Tür angekommen war.
    »Ja, Esme?«
    »Ich nehme an, du kommst danach wieder zurück?«
    »Ja, Esme.«
    Nanny sputete sich, um das Trio auf dem Pfad einzuholen. Lätizia hatte einen entschlossenen Schritt am Leib, fand Nanny. Es war falsch gewesen, sie nach den schwabbeligen Wangen, dem übertrieben toupierten Haar und der albernen Art zu beurteilen, wie sie beim Reden mit den Händen fuchtelte. Sie war immerhin eine Hexe. Und wenn man eine Hexe vor den Kopf
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