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Scheibenwelt 01 - Das Meer und kleine Fische

Scheibenwelt 01 - Das Meer und kleine Fische

Titel: Scheibenwelt 01 - Das Meer und kleine Fische
Autoren: Terry Pratchett
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stieß... nun. dann bekam man es mit einer Hexe zu tun, die man gerade vor den Kopf gestoßen hatte.
    »Sie ist keine nette Person«, trällerte Lätizia. Aber es war das Trällern eines großen Raubvogels.
    »Damit haben Sie recht«, sagte Nanny. »Aber...«
    »Es ist höchste Zeit, dass sie ein bisschen zurechtgestutzt wurde.«
    »Nu-un... «
    »Sie schubst Sie auf übelste Art herum, Frau Ogg. Und das bei einer verheirateten Dame in Ihrem reifen Alter!« Nur einen Moment kniff Nanny die Augen zusammen.
    »So ist sie eben«, sagte sie.
    »In meinen Augen eine ziemlich kleinkarierte und garstige Art!«
    »O ja«, sagte Nanny nur. »Wie Arten nun mal so sind. Aber sehen Sie, Sie... «
    »Wirst du etwas zum Verkaufsstand beisteuern, Gytha?« fragte Gammer Beavis hastig.
    »Oh, ein paar Flaschen, denke ich«, sagte Nanny und regte sich wieder ab.
    »Oh, selbstgemachter Wein?« sagte Lätizia. »Wie schön.«
    »So etwas wie Wein, ja. Nun, da ist die Straße«, sagte Nanny. »Ich werde nur... ich werde nur auf einen Sprung zurückgehen und gute Nacht sagen.«
    »Wissen Sie, es ist erniedrigend, wie Sie ihr nachlaufen«, sagte Lätizia.
    »Ja. Nun. Man gewöhnt sich an die Leute. Gute Nacht euch allen.«
    Als sie in die Hütte zurückkam, stand Oma Wetterwachs mit einem
    Gesicht wie ein ungemachtes Bett und verschränkten Armen mitten in der Küche. Mit einem Fuß klopfte sie auf den Boden.
    »Sie hat einen Zauberer geheiratet«, sagte Oma, kaum dass ihre Freundin eingetreten war. »Erzähl mir nicht, dass das richtig ist!«
    »Nun, Zauberer können heiraten, weißt du. Sie müssen nur den Stab und den spitzen Hut an den Nagel hängen. Es gibt kein Gesetz, das es ihnen verbietet, vorausgesetzt, dass sie der Zauberei abschwören. Sonst sollen sie mit ihrer Arbeit verheiratet sein.«
    »Ich könnte mir denken, dass es eine Arbeit ist, mit ihr verheiratet zu sein«, sagte Oma. Sie verzog das Gesicht zu einem sauren Lächeln.
    »Hast du dieses Jahr viel eingemacht?« fragte Nanny und verband eine Menge neue Assoziationen mit dem Wort >Essig<, das ihr gerade in den Kopf gekommen war.
    »Meine Zwiebeln haben alle die Goldlarve.«
    »Jammerschade. Du magst doch Zwiebeln.«
    »Selbst Goldlarven müssen essen«, sagte Oma. Sie sah finster zur Tür. »Nett«, sagte sie.
    »Sie hat einen gestrickten Bezug auf dem Deckel ihrer Toilette«, sagte Nanny.
    »Rosa?«
    »Ja.«
    »Nett.«
    »Sie ist nicht schlecht«, sagte Nanny. »Sie macht gute Arbeit drüben in Fiedlers Ellenbogen. Die Leute sprechen gut von ihr.«
    Oma schniefte. »Sprechen sie auch gut von mir?« fragte sie.
    »Nein, sie sprechen leise von dir, Esme.«
    »Gut. Hast du ihre Hutnadeln gesehen?« »Ich fand sie ziemlich... nett, Esme.«
    »So ist das heute mit der Hexerei. Nur Juwelen und keine Unterwäsche.«
    Nanny, die der Meinung war, dass beides annehmbare Alternativen waren, bemühte sich, einen Damm gegen die steigende Flut des Zorns zu bauen.
    »Eigentlich könntest du es als Ehre betrachten, wenn sie nicht wollen, dass du teilnimmst«, sagte sie.
    »Das ist nett.«
    Nanny seufzte.
    »Manchmal lohnt es sich, nett zu sein, Esme«, sagte sie.
    »Ich tue nie jemandem was Böses, wenn ich ihm was Gutes tun kann, Gytha, das weißt du. Ich brauche nur keine Rüschen und schicken Etiketten.«
    Nanny seufzte. Das stimmte natürlich. Oma war eine altmodische Hexe. Sie tat den Leuten nichts Gutes, sie tat, was richtig für sie war.
    Aber Nanny wusste auch, dass die Leute nicht immer zu schätzen wussten, was richtig für sie war. Wie neulich der alte Pollitt, als er vom Pferd gefallen war. Gewollt hatte er ein Schmerzmittel. Gebraucht hatte er die paar Sekunden Qual, als Oma das Gelenk wieder eingerenkt hatte.
    Das Problem war, die Leute erinnerten sich an die Schmerzen.
    Man kam viel besser mit den Leuten zurecht, wenn man alles ein bisschen verbrämte, Interesse vorgab und Sachen sagte wie: »Wie geht es Ihnen?« Esme schenkte sich das alles, weil sie es sowieso wusste. Nanny Ogg wusste es auch, aber sie wusste gleichermaßen, dass es den Leuten echt an die Nieren ging, wenn man durchblicken ließ, dass man es wusste.
    Sie legte den Kopf schief. Oma klopfte immer noch mit dem Fuß.
    »Schmiedest du Pläne, Esme? Ich kenne dich. Du hast diesen Gesichtsausdruck.«
    »Was für einen Gesichtsausdruck, sag?«
    »Den Gesichtsausdruck, den du hattest, als dieser Bandit nackt auf einem Baum gefunden wurde, wo er die ganze Zeit weinte und von dem schrecklichen Ding faselte, das
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