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Schau mir ins Herz

Schau mir ins Herz

Titel: Schau mir ins Herz
Autoren: Daphne Hope
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Frau in ihrem Haar festgesteckt hatte.
    „Hören Sie auf“, erwiderte er. Seine Stimme hatte einen so gebieterischen Unterton, dass Carol, ohne es zu wollen, die Luft anhielt. „Es ist schon genug Zeit verschwendet worden, und ich kann Ihnen versichern, dass ich keineswegs verrückt bin. Fragen Sie Ta Dentella. Ich werde Ihnen alles erklären, sobald wir losgefahren sind.“
    „Ganz sicher nicht.“ Carol stemmte die Arme in die Seiten. „Sie stürmen hier herein, begehen eine Körperverletzung …“, sie warf einen sprechenden Blick auf das Handgelenk, das er so grob ergriffen hatte, „… und meinen, Ihre fadenscheinige Entschuldigung genügt, damit ich Ihnen widerspruchslos folge. Sind Sie es gewöhnt, dass man Ihren Befehlen gehorcht? Oder zählen Sie einfach auf Ihren umwerfenden Charme?“
    Sie hatte damit gerechnet, dass er verärgert auf ihre sarkastische Bemerkung reagieren würde. Stattdessen erschien ein Funke Humor in seinen Augen, und seine Mundwinkel zuckten.
    „Wenn Sie mich charmant erleben wollen“, erwiderte er, „müssen Sie warten.“ Er tat einen Schritt auf sie zu und hob sie hoch, als wäre sie ein Kind. „Sie sind klein, und ich bin groß. Und aller Wahrscheinlichkeit nach bin ich auch stärker als Sie. Machen Sie sich das klar. Lassen Sie mich Ihnen sagen, dass ich für meine Rücksichtslosigkeit bekannt bin, wenn es um Dinge geht, die mir wichtig sind, und vergessen Sie nicht, dass ich ein Mann bin und Sie …“, er hielt inne, trug sie nach draußen und stellte sie draußen neben einem roten Sportwagen auf die Füße, „… eine Frau. Also, steigen Sie jetzt ein?“ Er öffnete die Beifahrertür und wartete.
    „Sie könnten mich wenigstens bitten“, gab Carol zurück. Sie war ärgerlich und durcheinander, aber sie würde diesem unberechenbaren Irren gegenüber keine Angst zeigen.
    Er runzelte kurz die Stirn, dann breitete sich ein so offenes, warmes Lächeln auf seinen Zügen aus, dass Carols Furcht augenblicklich schwand.
    „Bitte“, sagte er. Sein Lächeln vertiefte sich, und sein Blick hielt ihren in einer Weise fest, als sei er darauf aus, sie seinem Willen zu unterwerfen. „Steigen Sie ein. Sie würden mir damit einen Gefallen tun. Einen großen Gefallen.“
    Carol lachte. „Sie haben mich überredet“, erwiderte sie, „aber Sie müssen mich in spätestens einer halben Stunde zurückbringen. Mein Bruder ist unten am Strand, und er wird die Polizei alarmieren, wenn ich zu lange wegbleibe. Könnte ich ihm nicht wenigstens eine Nachricht zukommen lassen, wo ich bin?“
    „Dafür ist keine Zeit“, antwortete der Fremde, „und es ist auch nicht nötig. Ta Dentella kann ihn beruhigen, falls er hier hochkommt und nach Ihnen sucht.“ Die alte Frau stand am Fenster und blickte zu ihnen heraus. Sie nickte lächelnd und hob ihre Hand, beinahe so, als wolle sie sie segnen.
    „Sehen Sie? Sie wird Ihrem Bruder sagen, dass Sie in guten Händen sind. Und wir werden nicht lange brauchen. Ich habe es genauso eilig wie Sie.“
    Das stimmt, dachte Carol ein paar Minuten später, als er das Auto mit kreischenden Reifen durch die erste Kurve jagte und eine gelbliche Staubwolke hinter ihnen aufwirbelte. Es erstaunte sie, dass sie keine Angst hatte, sondern nur ein eigentümlich erhebendes Gefühl von Freiheit und Abenteuer.
    „Und in wessen guten Händen bin ich?“, wollte sie wissen. Sie passierten zwei Männer, die unweit der Straße, in die sie abgebogen waren, gelbe Steinquader zurechtschnitten, eine Schar Schulkinder und schließlich einen alten Bauern auf einem hoch mit Heu beladenen Eselskarren.
    „Ich heiße Nicolas de Piro, Barone de Comino“, sagte der Mann an ihrer Seite. „In meiner Familie werde ich Nick gerufen, und meine Freunde …“, er lächelte und entblößte dabei seine strahlend weißen Zähne, „nennen mich Diablo, glaube ich. Aber hinter meinem Rücken. Und wie heißen Sie?“
    Carol sagte ihm ihren Namen, während sie im Stillen befand, dass „Diablo“ hervorragend zu seinem dunklen Typ passte. Sie kamen durch eines der kleinen Städtchen, die auf Gozo nicht größer waren als ein Dorf, und fuhren an einer Gruppe schwarzhaariger Frauen vorbei, die strickend unter einem Baum auf dem Platz in der Mitte des Ortes saßen. Die Frauen blickten von ihrer Arbeit auf, doch sie hatten sie hinter sich gelassen, bevor Carol sehen konnte, ob ihr ungewöhnlicher Anblick sie überraschte.
    Sie hielt den wehenden Schleier mit einer Hand zusammen und klammerte sich
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