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Schau mir ins Herz

Schau mir ins Herz

Titel: Schau mir ins Herz
Autoren: Daphne Hope
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„Bleib bei mir. Ich will, dass du bleibst.“
    „Warum?“, fuhr Carol auf. „Damit du weiterhin Macht über mich ausüben kannst? Um deinen Stolz zu befriedigen? Und mich wieder und wieder zu demütigen, wenn du dir das, was du Liebe nennst, in den Armen anderer Frauen suchst?“
    „Carol!“ Nicolas packte sie so grob bei den Schultern, dass Carol für einen Moment glaubte, er wolle sie schütteln. „Siehst du denn nicht … Weißt du wirklich nicht warum?“
    „Nein“, gab Carol heftig zurück. „Ich wüsste keinen vernünftigen Grund. Nenn mir einen, einen einzigen, der mir einleuchtet.“
    „Weil ich dich liebe!“, schrie Nicolas sie an. „Weil ich dich brauche! Weil ich ohne dich nicht leben kann!“
    Seine Stimme ging in einem ohrenbetäubenden Donnerkrachen unter, und Carol hatte das Gefühl, in eine endlose, schwarze Tiefe zu fallen.
    Als sie zu sich kam, spürte sie, dass sie von starken Armen gehalten wurde. Sie öffnete die Augen und registrierte benommen, dass die Besorgnis in Nicolas’ über sie gebeugtem Gesicht einem Ausdruck der Erleichterung wich.
    „Carol“, sagte er mit brüchiger Stimme. „Meine geliebte Kalypso …“ Ein Lächeln huschte über seine Züge. „Es scheint eine Angewohnheit von dir zu sein, in Ohnmacht zu fallen, sobald es aufregend wird. Was würde nur aus dir werden, wenn ich nicht da wäre, um dich aufzufangen?“
    Nach und nach nahm Carol wahr, dass Nicolas sie unter einem Felsvorsprung getragen und auf das kleine Stück trockenen Sand gebettet hatte. Er hielt sie fest an sich gedrückt, und sie hätte für alle Ewigkeiten in seinen Armen bleiben können.
    „Ich verstehe gar nichts mehr.“ Sie sah Nicolas fragend an. „Woher wusstest du, dass ich hier war?“
    „Von Ta Dentella“, antwortete er. „Ich habe nach dir gesucht. Keiner konnte mir sagen, wo du bist. Als irgendjemand, Rosaria, glaube ich, meinte, du könntest auf den Klippen von Ta Cenc sein, geriet ich in Panik, und erst recht, als ich dich dort nicht fand. Dann fiel mir ein, dass Ta Dentella erwähnt hatte, du wärst in Richtung Nadur gefahren.“
    „Hat sie dir erzählt …?“
    „Dass du unser Kind erwartest? Ja. Ich weiß es auch von dir selber. Es ist dir vorhin entschlüpft, als du so außer dir warst. Aber Ta Dentella hat mir noch etwas anderes erzählt. Etwas, von dem ich nicht glauben konnte, dass es wahr ist. Sie sagte mir, dass du mich liebst.“ Die kühle Zurückhaltung, die Carol so sehr an ihm fürchten gelernt hatte, war völlig aus Nicolas’ Zügen gewichen. „Warum hast du deine Gefühle vor mir verborgen?“, fragte er weich.
    „Weil du nur Hass und Verachtung für mich zu empfinden schienst“, antwortete sie. „Jedenfalls am Anfang. Aber das völlige Desinteresse, mit dem du mir nach unserer Hochzeit begegnet bist, war noch viel schlimmer.“
    „Und ich glaubte, du hasst mich“, sagte Nicolas. „Ich dachte, dass du schon allein meinen Anblick verabscheust. Du hattest jedes Recht dazu, ich weiß“, er drückte sie fest an sich, „doch ich konnte es kaum ertragen, als deine ganze Haltung mir signalisierte, dass ich dir absolut gleichgültig bin.“
    „Zumindest habe ich so getan“, räumte Carol ein. „Was blieb mir anderes übrig, nachdem ich wusste, mit welcher Kaltblütigkeit du mich glauben gemacht hattest, dass du mich liebst?“
    „In unserer Hochzeitsnacht habe ich dir nichts vorgespielt“, beteuerte Nicolas rau. „Es stimmt, ich wollte dich bestrafen für das, was du mir und meiner Familie vermeintlich angetan hattest, und dafür musste ich dich in mich verliebt machen. Aber dann erkannte ich, dass ich dich wollte – nicht um meinen Stolz zu befriedigen, auch nicht, um Rache zu nehmen, sondern weil ich mich so sehr zu dir hingezogen fühlte. Es machte mich wütend, als mir in dieser Nacht klar wurde, dass ich dich liebte, und ich kämpfte dagegen an, tat alles, um dir nicht zu zeigen, was ich empfand. Ich wusste, ich würde am nächsten Morgen nicht mehr verbergen können, wie es um mich stand.“
    Er starrte aufs Meer hinaus. „Ich lag stundenlang da und versuchte, mir einzureden, dass ich dich hasse, aber je öfter ich es tat, umso deutlicher spürte ich, dass ich dich liebte. Ich fing an, mich selber zu hassen, weil es mir nicht gelang, das Gefühl zu besiegen.“
    „Also hast du den Brief geschrieben und bist fortgegangen.“
    Nicolas nickte. „Ich sagte mir, dass du nichts anderes verdient hättest.“ Er fuhr sich mit der Hand über die
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