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Schattenwelten

Schattenwelten

Titel: Schattenwelten
Autoren: Fran Henz
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ließ alle Zugänge der Höhlen und Grotten verschließen. Nur zwei Tore blieben geöffnet und dort standen Wachposten, um jeden, der kam oder ging zu visitieren. Pentara hatte es den ihm ins Exil gefolgten Familien freigestellt, ihre Meinung zu ändern und auf die Seite der Sieger zu wechseln. Niemand machte davon Gebrauch. Stattdessen begannen sie, die alten Stätten, die unter der Erde lagen, aufzubauen. Wie in längst vergangenen Zeiten besannen sie sich darauf, Wasser zu finden und Edelsteine aus dem Fels zu schlagen. In den Nächten, die durch das Licht der Monde erhellt wurden, verließen sie diese Unterwelt und boten die Steine feil. Bald etablierte sich ein reger Handel in den umliegenden Wäldern. Die Normalität, die sich so schnell in das Leben seines Volkes schlich, erfüllte Garek zuerst mit Erstaunen und dann mit Wut.
    „ Vater, lass uns Pläne schmieden. Es gibt bestimmt eine Möglichkeit, das Zepter zurückzubekommen und Karelian die Herrschaft zu entreißen.“
    „ Kein Blutvergießen mehr, Garek. Die Entscheidung ist gefallen und wir müssen sie akzeptieren.“
    „ Nein, Vater. Nur Verrat ist schuld daran ...“
    „ Es ist nicht wichtig, wer die Schuld trägt, nur das Ergebnis zählt.“
    Garek warf die Arme in die Luft. „Das Ergebnis. Wie kannst du dieses Ergebnis annehmen, Vater? Wie kannst du ...“
    „ Ich trage die Verantwortung für all jene, die mir treu gefolgt sind. Ihr Leben liegt mir am Herzen, nicht die Macht, nicht die Kräfte, die der Stab uns schenkt. Du tätest gut daran, dich immer daran zu erinnern. Ein Herrscher trägt die Verantwortung für sein Volk.“
    Pentara wich von seiner Meinung nicht ab und auch unter den Getreuen fanden Gareks Worte kein Gehör. So blieb ihm nichts, als sich dem Willen der Mehrheit zu beugen. Er arbeitete Seite an Seite mit den anderen Männern in den Minen, baute Kamine und Wasserspeicher, jagte mit seinen Leuten in den nächtlichen Wäldern und versuchte, zu vergessen.
    Doch es gelang ihm nicht. Es gelang ihm nicht zu vergessen, wie warm die Sonne strahlte und wie er mit Delandra durch den Park des Schlosses geschlendert war.
    Delandra gehörte zu den Hofdamen und seit er sie zum ersten Mal gesehen hatte, wich ihr Bild nicht mehr aus seinen Gedanken. Er folgte ihr auf ihren Wegen durch die langen Gänge des Schlosses, durch den Park und in die Stadt. Aber sie ließ ihn nicht an sich heran. Kein ermutigender Blick, keine Geste, kein Lächeln, das mehr als höflich war.
    Zuerst hatte ihn ihr Widerstand belustigt, er dachte nicht, dass sie ernst meinte, sondern vermutete eine neue Art des alten Spiels. Als er begriff, dass sie nicht spielte, war sein Ehrgeiz geweckt. Bisher hatte er jede Frau bekommen, die er wollte, und keine wollte er so sehr wie Delandra.
    Er überschüttete sie mit Aufmerksamkeiten, mit kleinen Geschenken, die er ihr unbemerkt zusteckte und die sie erst abends finden würde, wenn sie ihre Röcke ablegte. Er malte sich aus, dass sie an ihn dachte und sich über die winzigen, aufwendig verschnürten Päckchen freute.
    Wie falsch er mit dieser Annahme lag, wurde ihm klar, als sie eines Morgens unangemeldet in seine Gemächer stürzte. Er prüfte gerade die schriftlichen Eingaben der Bürger, über die Recht gesprochen werden sollte und zauberte ein Lächeln auf sein Gesicht, als er ihrer ansichtig wurde.
    „ Delandra, der Morgen wird noch schöner durch deine Gesellschaft.“
    Sie knickste nachlässig und nicht tief genug, ehe sie vor dem Tisch stehen blieb, an dem er saß. Die Schürze über ihren Röcken hielt sie mit einer Hand zusammengerafft. Der Ausdruck auf ihrem Gesicht verhieß nichts Gutes.
    „ Hoheit“, begann sie mit ausdrucksloser Stimme, „es ist an der Zeit, Euch alle Eure verlorenen Eigentümer zurückzugeben.“
    Mit diesen Worten hob sie die Schürze an und ließ sie vor Garek auf dem Tisch auseinanderfallen. Alle Geschenke, die er ihr jemals zugesteckt hatte, lagen vor ihm. Und kein einziges davon war ausgewickelt worden.
    Sprachlos blickte er auf die bunten Päckchen und fühlte, wie eine Ader in seiner Stirn anschwoll. Langsam hob er den Kopf. „Delandra, diese Geschenke sind ein Ausdruck meiner Zuneigung.“
    „ Ein Zuneigung, die ich nicht wünsche“, erwiderte sie scharf und fügte im Tonfall einer Beleidigung hinzu: „Hoheit.“
    Er betrachtete sie prüfend. „Bist du jemandem versprochen?“
    „ Nein.“
    „ Gibt es jemandem, dem dein Herz gehört?“
    „ Nein.“
    Er lehnte sich im Sessel
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