Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenwandler 05. Noah

Schattenwandler 05. Noah

Titel: Schattenwandler 05. Noah
Autoren: Jacquelyn Frank
Vom Netzwerk:
auslöst?«
    »Das kann ja nicht so schwer sein.«
    »Und ohne erwischt zu werden?«
    »Mmm.«
    »Und ohne dabei das Grundstück in die Luft zu sprengen …?«, fügte Jim hinzu.
    »Jawohl.«
    »Und ohne erwischt zu werden«, wiederholte er wichtigtuerisch.
    »Jaaa.«
    Fast genau zwanzig Minuten später sprang Kestra vom Dock in das Heck eines Schnellboots, das dort befestigt war. Sie machte die Leine los und drückte den Startknopf. Der Motor erwachte brummend zum Leben; das einzige Geräusch, das wahrscheinlich noch lauter war, war das Heulen des Alarms in der Ferne.
    Kestra steuerte das Boot direkt aus dem Hafen auf die offene See hinaus. Sie blickte hinab zur Kabine, als James seinen Kopf aus der Luke steckte.
    »Du hast vergessen, die Lagerhäuser in die Luft zu sprengen.«
    »Ja, ich weiß.«
    In diesem Moment gingen die Lagerhäuser in die Luft.

 
    1
    Die unglückliche Prinzessin
    Ein Dämonenmärchen
    Es war einmal vor langer, langer Zeit, da lebte eine Prinzessin. Diese Prinzessin brauchte einen Ehemann, jedenfalls dachte ihr Vater so. Es war ihre Pflicht, einen rechtschaffenen Gemahl zu ehelichen, der womöglich eines Tages König des ganzen Volkes werden würde. Es war ihre Pflicht, Kinder zu gebären, die einmal bedeutende und einflussreiche Mitglieder der Gesellschaft werden sollten. Das war es, wozu Prinzessinnen damals, vor langer, langer Zeit, verpflichtet waren.
    Und obwohl diese Prinzessin freundlich und gutherzig war, wollte sie diese Pflichten nicht erfüllen, sie ließ sich nicht gern etwas vorschreiben und wollte vor allem keinen Ehemann.
    Eines Tages sah sich die Prinzessin, die Sarah hieß, dazu verpflichtet, sich einen Wettkampf zwischen den Mannen ihres Vaters anzusehen. Sie wollte nicht, doch ihr Vater ließ ihr mitteilen, dass er im Falle ihres Fernbleibens einen Ehemann für sie aussuchen würde und sie sich mit seiner Wahl zufriedengeben müsste. Er würde auf ihre Einwände nicht mehr eingehen, weil er die Geduld mit seiner starrköpfigen Tochter verloren hatte.
    Die Prinzessin begab sich also zur königlichen Loge und ließ sich mit finsterer Miene auf ihrem Platz nieder. Sie musste zwar da sein, doch sie brauchte nicht auch noch so zu tun, als ob sie glücklich wäre. Ihr Vater hatte nichts davon gesagt, dass sie glücklich oder nett zu sein habe.
    Prinzessin Sarah blickte mit ihren kornblumenblauen Augen gelangweilt über den Wettkampfplatz. Nachlässig strich sie sich die goldenen Locken zurück und seufzte. Das war jetzt der dritte Wettstreit, den ihr Vater ausgerichtet hatte. Die Prinzessin wusste, dass er hoffte, irgendeiner der Dämonen auf dem Feld dort draußen würde schließlich ihre Aufmerksamkeit erregen. Es gab keinen wirklichen Grund, warum das nicht geschehen sollte, denn die Dämonen waren so unglaublich attraktiv, wie die Dämoninnen atemberaubend schön waren. Gewiss waren sie umgänglich, galant und hatten nach so vielen Jahrzehnten unsterblichen Lebens die besten Umgangsformen.
    Die Prinzessin war allerdings erst hundertzehn Jahre alt. Sie fand, sie war noch viel zu jung, um sich an einen Mann zu binden, der wahrscheinlich Babys und Gehorsam erwartete. Dämonen waren berühmt für ihre Arroganz und für ihr Bedürfnis nach totaler Kontrolle über alles, was sie kontrollieren zu dürfen glaubten. Die Prinzessin brauchte niemanden, der ihr sagte, was sie zu tun hatte. Sie wollte selbst entscheiden, wann sie sich dazu bereit fühlte und wann sie einen Mann gefunden hätte, der sie als gleichwertig betrachtete und nicht als Dienstmagd, der man Anweisungen geben musste.
    Sarah erschauerte bei ihren eigenen Gedanken.
    Trotz ihrer Selbstherrlichkeit waren die Männer aus ihrem Volk viel besser als menschliche Sterbliche, wenn es ums Heiraten ging. Die Vorstellung, wie ein Eigentum behandelt zu werden, der Besitz eines Mannes zu sein, über den dieser nach eigenem Gutdünken verfügen konnte, war ein Albtraum.
    Was Ephraim betraf, den anfangs erwähnten König der Dämonen, wusste sie, dass er große Hoffnungen darauf setzte, dass sie zu den wenigen Dämonen gehören würde, die das Glück hatten, der Prägung teilhaftig zu werden.
    Die Prägung war das Verschmelzen von Herz, Geist und Seele eines Mannes und einer Frau, die vollkommen zueinanderpassten. Es war eine Verbindung, die über die Vielschichtigkeit und die Tiefe bloßer Liebe weit hinausging. Es war eine machtvolle Verbindung, von der ihr Vater hoffte, dass sie eines Tages in ihrem Leib verschmelzen und die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher