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SchattenTod | Ein Weserbergland-Krimi

SchattenTod | Ein Weserbergland-Krimi

Titel: SchattenTod | Ein Weserbergland-Krimi
Autoren: Nané Lénard
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helfen.“
    Während Wolf mit Seppi telefonierte, der mehr als genervt klang, probierte Bernhard noch einmal, Felix zu erreichen.

    „Was wollen Sie denn schon wieder?“, fragte ein ebenfalls unleidlicher Heranwachsender, der die Nummer im Display erkannt hatte.
    „Würdest du uns bitte mal reinlassen, Felix? Hauptkommissar Wolf Hetzer ist auch hier.“
    „Mann, ich hab nix mehr zu sagen. Muss das sein?“, maulte Felix.
    „Ja, das muss sein. Du machst jetzt sofort auf!“, sagte Dickmann mit einem Unterton, der keinen Widerspruch zuließ. Felix schlappte zur Haustür und ignorierte das weiße Stück Papier, das im Flur lag.
    „Bitte leise sein“, sagte Felix, „meine Schwester schläft im Wohnzimmer.“
    „Hol sie bitte, wir müssen auch mit ihr sprechen“, bat Wolf. Bernhard bückte sich und hob den Zettel auf. Er steckte ihn ungesehen in die Hosentasche.

    Widerwillig schlurfte Felix ins Wohnzimmer.
    „Hier ist sie nicht!“, rief er.
    „Dann such sie“, gab Bernhard zurück und der Junge stapfte missmutig davon.
    „Sie ist nirgendwo!“, rief Felix leicht beunruhigt von oben.
    „Lena, wo bist du?“, rief er. Doch es kam keine Antwort.
    „Könnte sie im Garten sein?“, fragte Wolf, der bemerkt hatte, dass die Terrassentür nur angelehnt war.
    „Unwahrscheinlich“, sagte Felix.
    „Würdest du bitte trotzdem nachsehen?“, drängelte Bernhard, dem das pubertäre Verhalten auf den Zwirn ging.
    Felix murmelte irgendetwas Unverständliches und schob ab.
    „Ich glaube, sie ist auch weg“, sagte Wolf, als der Bruder draußen war. „Sie sitzt doch im Rollstuhl. Ich habe sie in der Kirche beim Konzert gesehen.“
    „Ach, du heilige Scheiße!“, entfuhr es Bernhard. „Das fehlte noch.“
    Felix schüttelte den Kopf, als er wieder ins Haus kam. „Draußen ist sie auch nicht! Aber ich habe echt keine Ahnung, wo sie sein könnte. Sie geht normalerweise nie alleine weg.“
    „Gut, gibt es einen Freund, wo du selbst jetzt erst mal hingehen könntest?“
    „Wieso?“
    „Wir möchten nicht, dass du hier auf dem Grundstück bleibst. Das hat mehrere Gründe!“, gab Wolf zurück.
    Dickmann lachte und sagte: „Ach, jetzt wachst du plötzlich auf? Tut mir leid, wir können dir zum jetzigen Zeitpunkt nichts sagen, aber du kannst uns vielleicht helfen. Wann hast du Frank Habichthorst zum letzten Mal gesehen?“
    Felix verbarg seinen Adrenalinschub, so gut er konnte, und antwortete möglichst unbeteiligt: „So gegen Mittag!“ Er hatte wahnsinnige Angst, dass herauskam, was er und Lena mit Frank gemacht hatten.
    „Ist dir sonst noch etwas aufgefallen?“, fragte Wolf.
    „Nee, nix, ich hab ihn gesehen, mehr nicht.“
    „Dann pack dir jetzt bitte eine Tasche, wir bringen dich zu einem deiner Freunde“, bat Bernhard Dickmann.
    „Und was ist mit meiner Schwester?“, fragte Felix.
    „Wir werden sie schon finden, genauso wie deine Mutter!“, sagte Wolf und klopfte dem Junge beruhigend auf die Schulter.
    Aber in Felix war gar nichts ruhig. Zu viel zufälliges Verschwinden und ein Toter in der Scheune, von dem er nicht wusste, wie er ums Leben gekommen war.

Lena
    Die Räume waren kahl und schrecklich. Überall hellgrüne Fliesen, wie in einem OP. Das war ein merkwürdiges Versteck, in das sie der Kommissar da gebracht hatte.
    Lena saß auf einem Metallbett. Von den Wänden hallte jedes Geräusch mehrfach wider. Merkwürdige Gerüche, die sie nicht einordnen konnte, schlugen ihr auf den Magen. Sie stiegen von unten hoch und lagen wie eine Wolke im Raum. Ihre Mahlzeit hatte sie nicht angerührt. Sie hatte keinen Appetit.
    Langsam erhob sie sich und ging zum Fenster. Sie waren alle vergittert. Um sie herum war nichts als Wald und Wildnis. Das Gebäude musste irgendwo ganz einsam liegen. Sie bekam Angst. Was, wenn er doch kein Kommissar war? Eine Visitenkarte konnte leicht beschafft oder nachgemacht werden. So genau hatte sie sich die Karte auch nicht angesehen. Trotzdem kannte sie den Mann irgendwie. Sie hatte ihn beim Konzert in der Kirche gesehen, wusste aber nicht mehr, ob er im Orchester oder im Publikum gesessen hatte.
    Vielleicht war sie einfach zu misstrauisch. Vielleicht hatte er die Tür wirklich nur zu ihrem Schutz abgeschlossen.

Er
    Aufgeregt saß er unten in der alten Schlachterei und atmete auf. Sie war bei ihm. Er liebte sie. Sie war noch schöner, als er sie in Erinnerung gehabt hatte. So zerbrechlich, so zart war sie. Eine Kostbarkeit, wie aus Porzellan. Ihre Haut war durchscheinend, das
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