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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer
Autoren: Glen Cook
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längste legale Klinge an den Gürtel und nahm mein nützlichstes Gerät vom Haken. Einen dreißig Zentimeter langen Totschläger aus Eiche. Er hat am operativen Ende eine Füllung von einem Pfund Blei. Und er wirkte wahre Wunder für mein Selbstbewußtsein, wenn ich in eine Schlägerei geriet.
    Und? Was hatte ich vor? Wollte ich ein paar Gauner aufmischen, einfach so? Klar, genau. Bei meinem Glück würde mir wahrscheinlich ein Hochhaus auf den Kopf fallen, bevor ich irgendeinen Bösewicht mit meinem Arsenal überrumpeln und verärgern konnte.
    Statt dessen schlug ich die Zeit tot, bis das Abendessen fertig war. Bis dahin beschäftigte ich mich hauptsächlich mit der Frage, warum ich so gereizt und ruhelos war. Tinnie war verletzt, aber sie würde es schaffen. Eierkopf und ich hatten dafür gesorgt, daß der Angreifer kein Wiederholungstäter wurde. Alles war bestens. Alles würde gut.
    Klar doch!
     
     

 
6. Kapitel
     
    In dieser Nacht bekam ich nicht viel Schlaf.
    Es herrschte irgendwie eine seltsame Atmosphäre in TunFaire. Vielleicht lag es am Wetter. Die ganze Welt war verdreht, nicht nur ich. Trotz meines Joggens und der Tatsache, daß ich früh ins Bett ging und so früh morgens aufwachte, daß ich draußen war, bevor irgendein geistig gesunder Mensch in die Vertikale kam.
    Man hatte Mammuts vor den Stadtmauern gesehen und eine große Anzahl Säbelzahntiger, die nur eine Tagesreise entfernt umherstreunten. Es kursierten Gerüchte über Werwölfe … und angeblich hatte man in der Nähe von KirtchHeis Donnerechsen gesehen. Das lag nur sechzig Meilen nördlich von TunFaire. Also hielten sich die Biester über zweihundert Meilen südlich ihres Territoriums auf. Im Süden entflohen Zentauren und Einhörner dem mörderischen Gemetzel im Cantard und drangen bis auf karentisches Gebiet vor. Und in der Stadt selbst bevölkerten jede Nacht zänkische morCartha den Himmel, üble Viecher, die ihre Raufereien gewöhnlich in den Tälern der Regenwälder in den Gebieten der Donnerechsen austrugen.
    Wohin die morCartha tagsüber verschwanden, wußte niemand, und keinen interessierte es so brennend, daß er ihnen nachgegangen wäre. Aber des Nachts segelten sie über die Hausdächer, trugen alte Stammesfehden aus, beraubten Bürger und klauten, was nicht niet- und nagelfest war. Die meisten Leute nahmen ihre Anwesenheit als Beweis dafür, daß die Donnerechsen fortzogen. In ihren Gründen lebten die morCartha in den Baumwipfeln und schliefen während des Tages. Dadurch waren sie ein willkommener Imbiß für die riesigen Donnerechsen, die zum Teil größer als zehn Meter wurden.
    Trotz all der Aufregungen versuchte ich zu einer – wie Dean und der Tote Mann perverserweise sagen – ›vernünftigen‹ Zeit schlafen zu gehen. Ich hatte die Theorie entwickelt, daß ich durch frühes Aufstehen vermeiden konnte, zur Belustigung meiner Nachbarn beizutragen, wenn ich joggte. Aber in dieser Nacht kam der fliegende Wanderzirkus der morCartha in meine Gegend. Es klang wie die Luftschlacht des Jahrhunderts. Blut und Leichenteile regneten vom Himmel, und die Nacht war erfüllt von Kampfgeschrei.
    Immer wenn ich kurz davor war, einzunicken, starteten sie direkt vor meinem Fenster irgendeine absurde, schrille Keilerei.
    Es wurde langsam Zeit, daß einem aus der Oberstadt ein Licht aufging, er sie alle als Söldner verpflichtete und in den Cantard schickte, um Glanz Großmond zu finden. Sollte der doch schlaflose Nächte haben, in denen sie über seinem Kopf krakeelten.
    Der alte Glanz bekam wahrscheinlich sowieso nicht viel Schlaf. Die karentischen Streitkräfte hatten Mann und Maus in den Hexenkessel da unten geworfen. Sie pulverisierten seine aufkeimende, nette Republik, unerbittlich und unausweichlich. Und sie ließen ihm keine Chance, Luft zu holen und sein Genie gegen ihre Verzweiflung einzusetzen.
    Der Krieg zwischen Karenta und Venageta tobte schon seit der Jugendzeit meines Großvaters. Er gehörte zum Alltag wie das Wetter. Glanz Großmond war Söldnerhauptmann in Diensten der Venageti gewesen, hatte sich dann mit den Chefs der Venageti überworfen und war zu uns übergelaufen. Er hatte bittere Rache geschworen. Nachdem er niedergeworfen hatte, was sich ihm in den Weg stellte, hatte er plötzlich den Cantard, um dessen Besitz der ganze Krieg überhaupt ging, zur autonomen Republik erklärt. Alle nichtmenschlichen Rassen im Cantard standen hinter ihm. Also zogen für den Augenblick Karenta und Venageta an einem Strang, um
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