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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer
Autoren: Alexey Pehov
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gewahrte ich, dass auf dem Hals des Libzicks ein Menschlein von der Größe meines kleinen Fingers hockte. Es hatte goldene Locken, trug einen fliederfarbenen Samtanzug und hielt einen kleinen Bogen in der Hand. Das Männlein bedachte mich mit einem außerordentlich verärgerten Blick.
    »Ein Phlini!«, rief ich.
    »Da sollen die Waldgeister doch mein Blut trinken, was für ein Verstand! Zeichnet dich diese Klugheit den ganzen Tag aus? Oder nur morgens? Bring mich auf der Stelle zur Elfin!«
    »Zu welcher Elfin?«, fragte ich begriffsstutzig.
    Der Libzick erhob sich in die Luft, um frech vor meiner Nase herumzuschwirren. Der Phlini auf seinem Hals sah mich voller Herablassung an. »Sind alle Langlatten so dämlich, oder bist du der Einzige, auf den ich in meinem Unglück treffen musste? Trash Miralissa aus dem Haus des Schwarzen Mondes selbstverständlich. Sagt dir der Name was?«
    »Ja.«
    »Dann halt hier keine Maulaffen feil, sondern bring mich zu ihr, du Stumpfhirn!«, ranzte mich der Phlini an.
    »Was ist das für ein Lärm?« Unbemerkt hatte sich uns Kli-Kli genähert. »Ah, der Phlini ist eingetrudelt!«
    »Eingetrudelt!«, empörte sich der Phlini. »Dir werd ich was, Grünling!«
    » Grünling ?« Kli-Kli verengte die Augen bedrohlich zu Schlitzen. »Überleg dir besser, was du sagst, du goldlockiger Winzling, sonst kannst du was erleben!«
    »Schon gut«, gab sich der Phlini sogleich friedfertig. »Gestattet, dass ich mich zunächst vorstelle.«
    »Spar dir die Mühe!«, erwiderte Kli-Kli schroff. »Also, weshalb bist du eingetrudelt?«
    »Mitteilungen. Unterrichtung. Neuigkeiten«, überging der Phlini die grobe Unhöflichkeit.
    »Dann geh und übermittle alles! Die Elfen sind bereits wach!«
    »Ihnen muss ich aber erst vorgestellt werden. Als würdest du unsere Bräuche nicht kennen!« Der Phlini verzog das Gesicht, als habe er auf eine saure Stachelbeere gebissen.
    »Ja! Ja!«, seufzte Kli-Kli. »Ihr habt zu viel Libzickmilch abbekommen, so verpäppelt wie ihr seid! Na los!«
    Der Libzick surrte mit den Flügeln und flog auf Schulterhöhe des Kobolds neben ihm her. Ich schritt als Ehrengarde hinterdrein.
    »Lady Miralissa, gestattet, Euch den Phlini … wie heißt du, Winzling?«
    »Aarroo g’naa Spock aus dem Zweig des Kristalltaus, du Hohlhirn«, fauchte der Phlini und verzog die Lippen zu einem breiten Lächeln, das für Miralissa bestimmt war.
    »… Euch den Phlini Aarroo g’naa Spock aus dem Zweig des Kristalltropfens …«
    »Taus, du Banause!«, zischte der Phlini wütend.
    »Ach? Da gibt es einen Unterschied, ja?« Mit einer Handbewegung scheuchte Kli-Kli den Libzick von seinem Ohr weg. »… aus dem Zweig des Kristalltaus vorzustellen!«
    »Ich freue mich, einen Bruder aus dem kleinen Volk an meinem Feuer begrüßen zu dürfen. Was führt dich zu uns, Aarroo g’naa Spock aus dem Zweig des Kristalltaus?«, erwiderte Miralissa freundlich.
    »Mitteilungen. Unterrichtung. Neuigkeiten«, antwortete Aarroo mit der zeremoniellen Floskel und landete den Libzick.
    »Sind deine Neuigkeiten für mich bestimmt?«
    »Ja. Das Haupt aus dem Hause des Schwarzen Mondes hat einige meiner Brüder ausgeschickt, um Euch zu suchen, Trash Miralissa, doch mir allein war es vergönnt, Euch zu finden. Freilich nimmt das kein Wunder, schließlich weiß ich meinen Kopf zu gebrauchen!«
    »Das Glück ist nur dem Klugen hold«, bestätigte die Elfin in äußerst ernstem Ton. »Möchtest du nicht unser Essen und unseren Wein mit uns teilen?«
    »Gern«, sagte Aarroo und rieb sich in Vorfreude auf das Gelage die kleinen Hände.
    Egrassa kümmerte sich bereits um das Essen, sodass vor dem zufriedenen Phlini schon bald ein kleiner goldener Teller mit Grütze, die Hallas gekocht hatte, sowie ein winziger Becher mit aromatischem Wein erschienen. Dieses Geschirr im Miniaturformat führten die Elfen stets für die kleinen Schwatzschnäbel bei sich, die auf ihren Libzicks durch die Lande zogen.
    Ich berührte Kli-Kli am Ellbogen und führte ihn zur Seite, damit der Phlini – da sei Sagoth vor! – nicht hörte, worüber wir sprachen.
    »Warum gehen die Elfen dem Winzling so um den Bart?«, fragte ich. »Warum hören sie sich nicht erst einmal an, was er zu sagen hat? Danach können sie ihn ja immer noch bewirten.«
    »Och, Garrett!«, seufzte Kli-Kli theatralisch. »Das ist ein Phlini! Denen gegenüber darfst du nicht unhöflich sein, sonst wirst du diese neugierigen Flugreisenden nie wieder los. Außerdem sollte man doch
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