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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer
Autoren: Alexey Pehov
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würden.
    »Heute Nacht bleiben wir hier«, entschied Miralissa.
    Alistan nickte. Im Wald hatte er das Kommando vorbehaltlos an Miralissa und Egrassa abgetreten. Man mochte von Mylord Ratte halten, was man wollte, aber Verstand besaß er. Und die Elfen kannten den Wald nun einmal wesentlich besser als er.
    »Egrassa, du hast uns ein Lied versprochen«, quengelte Kli-Kli nach dem Essen.
    »Lasst uns lieber schlafen«, gähnte Hallas. »Ist ja schon stockdunkel.«
    Der Gnom mochte nur die Lieder seines eigenen Volkes. Etwas wie den Hammerschlag gegen das Beil oder das Lied der wahnsinnigen Bergleute . Jedes andere Liedgut konnte ihm gestohlen bleiben.
    »Kommt nicht infrage!«, protestierte der Kobold.
    »Hallas, du musst heute Nacht noch Wache stehen«, erinnerte ihn Aal. »Du brauchst dich also gar nicht erst hinzulegen, du kriegst ohnehin keine Mütze Schlaf mehr.«
    »Und ob ich die bekomm! Die erste Wache hast du, zusammen mit Lämpler! Deler und ich sind erst in der zweiten Hälfte der Nacht dran! Da bleibt noch genug Zeit!«
    Hallas haute sich aufs Ohr und schnarchte unverzüglich los.
    »Hören wir jetzt das Lied?«, wollte Mumr wissen, dem Miralissa gerade die Fäden seiner Stirnwunde gezogen hatte.
    Dank dem Schamanismus der Elfin lief keine tiefe und hässliche Narbe über Lämplers Stirn, sondern lediglich ein kaum zu erkennender rosafarbener Strich.
    »Ich habe es doch versprochen«, antwortete Ell. »Aber für dieses Lied brauchen wir Musik.«
    »Das lässt sich machen! Wozu habe ich denn meine Flöte?« Lämpler kramte in seinem Sack nach der Tröte.
    »Ich fürchte, für dieses Lied ist etwas zartere Musik vonnöten«, lehnte der Elf Mumrs Angebot ab. »Besser, ich kümmere mich darum.«
    Egrassa erhob sich behände aus dem Gras, ging zu seinem Sack und entnahm ihm ein handtellergroßes Brett. Darauf waren hauchdünne, in der Dunkelheit kaum auszumachende silbrige Saiten gespannt.
    »Was ist das?«, erkundigte sich Deler.
    »Ein G’dal«, antwortete Miralissa. »Egrassa spielt auf ihm, wann immer er Gelegenheit findet.«
    Das war mir neu. Bisher hatte ich diese Vorliebe noch nicht an ihm bemerkt.
    Die kräftigen Finger des dunklen Elfen strichen überraschend geschmeidig über die Saiten. Das seltsame Instrument gab einen leisen Ton von sich. Nach einer Weile wogte eine Melodie über die Lichtung.
    »Eigentlich muss man dieses Lied auf Orkisch singen«, sagte Egrassa. »In eurer Sprache klingt es nicht ganz so schön.«
     
    Elfen aus Gold ihre Pfeile schmieden,
    Derweil die Orks auf Bronze schwören,
    Sobald im Goldnen, im Schwarzen Wald,
    Der Zweige eiskaltes Lied zu hören.
     
    An der Spitze der Elfen der König ritt,
    Den Orks Argad als Hand vorstand.
    Bis Aug in Aug sie sich blickten,
    Die beiden Mannen, König und Hand.
     
    »Der Wald ist unser«, so sprach der König.
    »Drum, Freunde, zieht euch zurück!
    Denn spicken euch erst unsre Pfeile,
    Rettet die Orks kein Glück.«
     
    »Leere Worte sprichst du, o König!«,
    Hand nicht lange auf Antwort sann.
    »Zweitausend Orks sind aufgeboten,
    Du aber stehst hier mit zweihundert Mann.
     
    Wo Härte das Schicksal entscheidet,
    Was käme der Bronze gleich?
    Drum werden wir euch vernichten!
    Das Gold eurer Pfeile ist viel zu weich!«
     
    Eldoniessa, der Elfen König,
    Schwieg lange und sagte nichts mehr,
    Bis schließlich er lächelnd sich wandte zum Ork
    Und wies auf den Köcher, der leer.
     
    »Wo sind deine Pfeile?«, so fragte Argad.
    »Bist gekommen gar, um dich zu ergeben?«
    Der König lachte. »Träum weiter, Hand!
    Doch wirst du ein schlimm Erwachen erleben!
     
    Hörst du nicht der Hörner Klang?
    Und siehst nicht den Staub von der Stiefel Tritt?
    Die Menschen sind’s, die da kommen
    Und bringen euer Verderben mit!
     
    Ihr vertraut auf der Bronze Härte,
    Die wahrlich euch manchen Sieg beschert.
    Doch ich hab das Gold unsrer Pfeile gegeben
    Und mein Heer um die Zahl der Menschen vermehrt.«
     
    Hoch hoben die Orks ihre Schilde
    Und schlossen die Reihen dicht.
    Der König frohlockte, doch Hand
    Maß ihn mit finstrem Gesicht.
     
    »Deine Dummheit, o Elf!«, so sprach Argad,
    »Deine Dummheit ist ohnegleichen.
    Glaubst du denn, sobald wir besiegt,
    Werden friedlich die Menschen weichen?«
     
    So entbrannte voll Wut der Kampf,
    Die Klingen klirrten, ein Lärmen stieg auf.
    Zwölf Wunden trug Argad der Ork davon,
    Dann sank er nieder und stand nicht mehr auf.
     
    Der König der Elfen nahte sich dem besiegten Feind.
    »Liegt etwas dir
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