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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer
Autoren: Alexey Pehov
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noch auf dem Herzen?«
    »Gold, Elf, ist ein weiches Metall,
    Drum liege ich gut hier und ohne Schmerzen.
     
    Ein Wort noch im Anblick des Todes,
    Das umso mehr doch zählt.
    Auch wenn der Feind übermächtig,
    Ist’s besser, du bist nur auf dich gestellt!«
     
    Sodann ihm die Augen brachen,
    Reglos lag er nach blutiger Schlacht.
    »Lebe wohl denn, Hand«, sprach der König.
    »Wie aber sind deine Worte gedacht?«
     
    »Schwer war der Kampf«, so klagte der Mensch.
    »Unsre Reihen sind stark gelichtet.
    Erbittert muss werden jedes Gefecht,
    Wenn Bronze der Feind auf dich richtet.«
     
    »Euch gilt unser Dank«, hob an der König.
    »Dieser Dienst wird euch nie vergessen.«
    »Ihr seht uns als Diener?«, so der Mensch.
    »Das scheint mir doch arg vermessen!
     
    Ist nur der Söldner von Wert,
    Der sein Glück in der Ferne wagt?
    Den man aber, rückt er zu nah,
    Gleich einem Hund von dannen jagt?«
     
    »Ihr habt euern Sold erhalten!«
    »Und uns wacker im Feld geschlagen!«
    »Verlangt ihr noch mehr? Dann sprich!
    Wir werden’s euch nicht versagen!«
     
    Da lächelte frech der Mensch.
    »O Elf, was wollt ihr noch zollen?
    Gold ist ein weiches Metall.
    Wir nehmen uns, was wir wollen!«
     
    Egrassa verstand es vorzutragen. Die Worte überschlugen sich förmlich, als die Schlacht tobte, die Saiten weinten, als Argad der Ork starb und seinem Erzfeind, dem Elfen, noch einen letzten Rat gab.
    Der Elf entlockte dem G’dal einen traurigen Schlussakkord, dann hing schwermütige Stille über der Lichtung.
    »Eine schöne Legende«, brachte Deler irgendwann heraus.
    »Kein Wunder, dass die Elfen das Lied nicht mögen«, bemerkte Mumr. »Mylord Alistan hat recht: Eure Rasse kommt darin nicht sonderlich gut weg.«
    »Wohingegen die Orks im hellsten Licht erstrahlen«, spie Miralissa aus.
    »Das ist doch nur ein dummes Lied«, polterte Kli-Kli. »Das Ganze hat sich in Wahrheit doch nie zugetragen!«
    »Woher willst du das wissen?« Deler streckte sich auf seiner Decke aus und gähnte herzhaft.
    »Weil das eben nur eine Legende ist, ein Märchen, in dem nicht ein Fünkchen Wahrheit steckt. Als die Elfen in den Goldenen Wald kamen, blieb für Gespräche nämlich gar keine Zeit. Die Orks haben sich sofort auf sie gestürzt. Und ganz gewiss haben die beiden Rassen einander nicht mit Freund angesprochen.«
    »Aber Eldoniessa hat es gegeben. Er war der erste und der letzte Großkönig unseres Volkes«, dämpfte Miralissa den Kobold. »Seine Kinder haben die Elfenhäuser gegründet.«
    »Aber Argad hat erst achthundert Jahre später gelebt und wäre, soweit ich weiß, beinahe in Grüntann eingefallen. Ihr musstet seine Armee am Schwarzen Wald zurückschlagen!«, ereiferte sich Kli-Kli. »Und die Menschen sind überhaupt erst eintausendsiebenhundert Jahre nach den hier besungenen Ereignissen in Siala aufgetaucht, sodass sich Eldoniessa, Argad und ein Mensch gar nicht treffen konnten. Und welcher Elf wäre so dumm, Pfeilspitzen aus Gold anzufertigen? Oder welcher Ork würde seinen Yatagan aus Bronze schmieden? Das ist eine Legende, Trash Miralissa, mehr nicht.«
    »Aber du musst zugeben, dass sie schön ist«, wandte ich mich an Kli-Kli.
    »Das ja«, räumte der kleine Narr großmütig ein. »Und obendrein höchst lehrreich.«
    »Lehrreich?« Alistan Markhouse stocherte mit einem Zweig im Lagerfeuer herum. »Was lehrt sie denn, Kobold?«
    »Dass es sich nicht verlohnt, sich auf ein Bündnis mit den Menschen einzulassen, weil man sein Haus dann nämlich für immer verliert«, antwortete der Kobold.
    Niemand widersprach ihm. In dieser Frage hatte der königliche Narr völlig recht: Ließ man uns die Zügel schießen, mordeten wir erst alle Feinde, dann alle Freunde und schließlich einander.
    In der Nacht suchten mich erneut Albträume heim. Als mir das Gemenge von Träumen allmählich den Kopf zu sprengen drohte, wachte ich glücklicherweise auf. Obwohl es bereits tagte, schliefen außer Lämpler noch alle anderen. Hallas und Deler ratzten, nachdem sie Mumr auch die zweite Wache aufgebrummt hatten. Als er meinen Blick auffing, nickte er mir wortlos zu. Ich blieb noch eine Weile liegen und grübelte darüber nach, warum Miralissa die anderen nicht längst geweckt hatte. Ob uns die Elfin eine Schonfrist gönnte, bevor wir in einem letzten Kraftakt nach Hrad Spine zogen? Möglich wäre es.
    Vom Rand der Lichtung drang das leise Murmeln Kli-Klis heran. Der Kobold strich am Wald herum und trällerte ein Liedchen. Also litt nicht allein
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