Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer
Autoren: Alexey Pehov
Vom Netzwerk:
auch ein Gutes. Erfüllte ich ihn, sollte ich vom König fünfzigtausend Goldmünzen erhalten. Allerdings war mir bislang nicht zu Ohren gekommen, dass Tote Gold benötigten, in der Regel reicht ihnen ja eine tiefe Grube und ein Grabstein.
    Doch warum erzähle ich das alles? Nur um klarzumachen, dass sämtliche Widrigkeiten, die uns bisher auf unserem Weg von Awendum nach Sagraba widerfahren waren, vergessenswert waren. Die wirklichen Prüfungen kamen erst noch, zunächst in Sagraba, anschließend in Hrad Spine. Und wie die ausgingen, stand für mich außer Frage (oder fast außer Frage)!
    »Über welchem Unsinn brütest du jetzt schon wieder, Garrett?« Kli-Klis Stimme riss mich aus meinen düsteren Gedanken.
    »Unsinn auszubrüten ist deine Aufgabe«, erwiderte ich dem kleinen Nichtsnutz. »Ich bin ein Dieb, kein Hofnarr.«
    »Und eben das ist dein Unglück«, parierte dieser. »Als Narr wärst du nämlich nie im Leben in diese Sache reingerasselt und hättest vom König auch nicht diesen Kontrakt aufgedrückt bekommen. Stattdessen würdest du zu Hause sitzen, ein Bierchen trinken …«
    Mich packte der heiße Wunsch, den grünen Mistkerl zu treten. Kli-Kli musste jedoch meine Gedanken gelesen haben, denn er brachte sich rasch hinter Aal in Deckung. Also durfte ich seine Abstrafung mal wieder auf später verschieben.
    Seit wir nach Sagraba vorgedrungen waren, verlangte uns Miralissa ein wahnwitziges Tempo ab. Am Abend des ersten Tages hatte ich mich kaum noch auf den Beinen zu halten vermocht. Als wir dann auf einer Waldlichtung unser erstes Lager aufgeschlagen hatten, war ich mir sicher gewesen, mich am nächsten Morgen nicht erheben zu können. Wenn die anderen weiterziehen wollten, bitte sehr. Ich aber würde im Gras liegen bleiben und ausruhen. Im äußersten Notfall würde ich mich vielleicht von jemandem Huckepack tragen lassen.
    Doch am Morgen des folgenden Tages hieß es natürlich: die Zähne zusammenbeißen und weiter. Gegen Mittag hatte ich mich immerhin an die gleichbleibend hohe Geschwindigkeit gewöhnt, am nächsten Tag ermüdete sie mich nicht einmal mehr. Freilich hatte ich Miralissa im Verdacht, etwas von ihren magischen Kräutern in den Topf mit der Suppe gegeben zu haben, damit wir unseren Tagesmarsch leichter bewältigten.
    In Sagraba entfachte stets Egrassa das Feuer. So erstaunlich es auch klingen mag, doch von dem Feuer, das Miralissas Cousin entzündete, stieg kaum Rauch auf. In der ersten Nacht fürchtete ich noch, die Flammen könnten unnötige Aufmerksamkeit auf uns lenken. Da sich jedoch nicht einmal der allzeit wachsame Elf sorgte, beruhigte auch ich mich wieder.
    Im Übrigen musste selbst ich die unzähligen Wunder dieser Wälder anerkennen. Wir durchquerten dichte Haine aus schwarzer Sagraba-Eiche, kamen an Kiefern, Lichtungen und Wiesen vorbei, die in Sonnenlicht getaucht und von Blumen übersät waren, und sprangen über rauschende Bäche mit kristallklarem Wasser. So ging es endlos weiter, League um League.
    Und nirgendwo eine Spur von Orks. Nur Eichhörnchen, die uns mit wütendem Geschrei begrüßten und unsere Expedition begleiteten, indem sie von Ast zu Ast, von Baum zu Baum huschten. Einmal gelangten wir auf eine herrliche Lichtung voller Blumen, deren grelle Farben uns in die Augen schlugen. Kaum betrat Egrassa an der Spitze unseres Zuges die Wiese, da bildete sich ein Regenbogen über ihr, da schossen die Blumen gen Himmel auf und verwandelten sich in Tausende von kunterbunten Schmetterlingen. Als Kli-Kli wenigstens einen von ihnen fangen wollte, landete er natürlich prompt in einem Erdloch. Es kostete uns wertvolle Zeit, ihn wieder herauszuziehen. Anschließend lasen ihm sowohl Miralissa als auch Markhouse die Leviten. Daraufhin vermied Kli-Kli es, ihnen unter die Augen zu kommen, und schloss sich lieber meiner bescheidenen Person an.
    An einem Eichenhain mit einem rauschenden Bach, auf dem die Schiffchen herabgefallener Blätter dahinschossen, stießen wir auf einen Eber, ein ausgewachsenes Tier, auf dessen Rücken mühelos zwei Mann hätten Platz finden können. Ein solches Schweinchen würde glattweg zwei Horden halb verhungerter Soldaten sättigen.
    Deler brachte sich denn auch im Nu in einer Baumkrone in Sicherheit. Der Keiler blitzte uns mit seinen schwarzen Augen wütend an und trabte grunzend auf uns zu. Doch Miralissa brauchte bloß mit den gelben Augen zu funkeln und die Hand auszustrecken, da blieb das Wildschwein auch schon wie angewurzelt stehen, grunzte noch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher