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Schattenstürmer

Schattenstürmer

Titel: Schattenstürmer
Autoren: Alexey Pehov
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den ersten Stock, und die dritte Tür rechts ist es.«
    »Danke. Wenn uns Alistan sucht, sag ihm, dass du uns nicht gesehen hast. Und jetzt schwing die Hufe, Garrett, wir haben wenig Zeit!«
    Mumr warf mir einen mitleidigen Blick zu. Auch er wusste, was Kli-Kli für eine Plage sein konnte.
    Mets Zimmer fanden wir ohne Mühe. Über Nacht war der Soldat so abgemagert, als hätte er einen ganzen Monat nichts gegessen. Der Kraftprotz, den wir kannten, war zum Skelett geworden. Eine pergamentartige Haut umspannte seine Knochen und drohte  jeden Moment zu zerreißen. Seine Augen glänzten fiebrig, die gelben Haare wirkten wie von der Sonne ausgebleicht. Ich schien einen steinalten Mann vor mir zu haben. Der Schamane der Orks hatte ganze Arbeit geleistet. Ohne Miralissa und den Magier aus dem Grenzkönigreich läge Met jetzt neben Marmotte im Grab.
    Er schlief nicht. Als er uns sah, lächelte er schwach. »Freut mich, euch zu sehen.« Seine Stimme klang kratzig und brüchig.
    »Wie geht es dir?«, fragte Kli-Kli.
    »Schlecht.« Er grinste. »Hab ich es doch tatsächlich geschafft, mich von diesem Mistding erwischen zu lassen!«
    »Hauptsache, du lebst, Met«, sagte ich.
    »Danke, Garrett«, erwiderte er. »Deler hat gesagt, Marmotte und Ell wären … Ist das wahr?«
    »Ja«, sagte ich.
    »Dann bin ich also wirklich noch mal glimpflich davongekommen … Ihr wollt schon heute weiter …«
    »Ja«, sagte Kli-Kli.
    »Tut mir leid, dass ich euch nicht begleiten kann«, bemerkte Met seufzend.
    »Zerbrich dir darüber bloß nicht den Kopf! Werd lieber wieder gesund«, sagte Kli-Kli. »Ich hab dir auch was mitgebracht, damit du zu Kräften kommst.« Kli-Kli holte einen großen, reifen Apfel unter seinem Umhang hervor und legte ihn auf den Tisch neben Mets Bett. Nach kurzem Zögern gab er ihm eine Mohrrübe zur Gesellschaft bei. »Es kommt von Herzen.«
    »Ich weiß, Kli-Kli«, sagte Met ernst und nickte. »Du bist ein guter Junge.«
    »Und wie!« Der Kobold grinste über beide Backen. Er sah sich mit verschmitztem Blick nach mir um, beugte sich zu Met vor und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
    Met riss die Augen auf und starrte den Kobold fassungslos an.
    »Das ist die reine Wahrheit«, versicherte Kli-Kli. In seinen Augen tanzten vergnügte Dämonen.
    Woher Met die Kraft nahm, war mir schleierhaft – aber er brach in ein schallendes Gelächter aus. »Na, das ist ja …! Und niemand weiß es?«
    »Niemand«, grinste der Kobold.
    »Wovon redet ihr denn?«, fragte ich verärgert.
    »Über nichts. Wir schwatzen nur so … wie Backfische«, sagte Kli-Kli und setzte ein dämliches Lächeln auf.
    Met wieherte noch lauter. Oje! Der Kobold schien mal wieder in Hochform zu sein.
    »Kannst du auf den hier aufpassen, Met?« Ich nahm Triumphator von der Schulter und setzte ihn auf den Tisch, unmittelbar neben die Mohrrübe, die der Ling sogleich beschnupperte. »Hier geht es ihm viel besser als mit uns im Wald.«
    »Natürlich. Lass ihn hier.«
    »Gut. Wir müssen jetzt los. Lass es dir gut gehen, Met.«
    »Werd gesund!«
    »He!«, rief er uns nach, als wir schon fast aus dem Zimmer waren. »Dass ihr mir auch Erfolg habt!«
    »Ganz bestimmt!«
    Ich weiß nicht, warum, aber ich verspürte eine merkwürdige Gewissheit: Allen Feinden und dem Schicksal zum Trotz würde ich dieses verdammte Horn für den Orden beschaffen.
    Fernan und einige der Soldaten, die mit uns aus dem Maulwurfsschloss aufgebrochen waren, begleiteten uns bis zum Waldrand. Sagraba empfing uns mit dem Schweigen des schlummernden Waldes.
    »Von nun an müsst ihr euch allein durchschlagen«, sagte Fernan. »Ich weiß nicht, was euch in diesen Wald treibt, aber ich wünsche euch gutes Gelingen.«
    »Sorgt dafür, dass Marmotte eine angemessene Beerdingung erhält«, bat Lämpler und schob sich den Birgrisen über die Schulter.
    »Ich werde mich persönlich darum kümmern«, versprach Fernan.
    »Erwartet uns Ende September«, sagte Miralissa zu ihm.
    »Ja, Trash Miralissa«, erwiderte der illegitime Sohn Algert Dallys. Dann wendete er sein Pferd und ritt zum Schloss zurück.
    Wir schienen die ganze Welt hinter uns zu lassen, die ganze bekannte und vertraute Welt. Sagraba wartete auf uns. Das dunkle, unwirtliche und fremde Land.
    Eine Weile sah ich den abziehenden Reitern nach. Als ich mich dann wieder umdrehte, war fast unsere ganze Gruppe im Wald verschwunden.
    »Willst du hier Wurzeln schlagen, Garrett?« Kli-Kli trippelte ungeduldig von einem Bein aufs andere. Auf dem Rücken
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