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Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Titel: Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen
Autoren: Tanja Heitmann
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ihn und öffnete meine Schwingen in voller Weite, um mehr Druck auf ihn ausüben zu können. Obwohl sich alles in mir dagegen wehrte, setzte ich meinen Fuß auf die Stelle zwischen seinen leblosen Schwingen.
    »Wie sieht es aus, Asami? Soll ich dich auf diese Weise bis nach St. Martin treiben, damit du dir dein künftiges Zuhause einmal in Ruhe anschauen kannst? Es ist eine warme Sommernacht, die Stadt wird voll von Menschen sein und sie werden sich sehr über deinen Auftritt wundern. Möchtest du das riskieren oder gibst du klein bei?«
    Asami setzte schwer atmend zu einer Antwort an, doch jemand anders kam ihm zuvor.
    »Sam, was zum Teufel …«
    Ich war beim Klang von Rufus’ Stimme so perplex, dass ich meinen Fuß beinahe von Asami zurückgezogen hätte. Schnell zog ich meine Schwingen ein, doch es war zu spät. Mein bester Freund - oder viel mehr ehemals bester Freund, wie er mir gestern eröffnet hatte - stand nur einige Schritte von mir entfernt und starrte mich mit offenem Mund an.
    »Dreck.« Etwas Besseres fiel mir einfach nicht ein. Unter mir setzte Asami zu einem Fluchtversuch an, doch ich fuhr schlagartig wieder meine Schwingen aus und presste ihn mit aller Gewalt zu Boden.
    »Runter von mir«, brachte Asami zwischen zusammengepressten Zähnen hervor.
    »Keine Chance, bevor du nicht offiziell aufgibst.« Asami stöhnte und versuchte, meinen Fuß abzuschütteln. Dass Asami selbst in dieser für ihn ausweglosen Lage immer noch nicht aufgab - fast, als würde er es genießen, mich zu noch mehr Grausamkeiten zu zwingen - machte mich wütend. Erneut verstärkte ich den Druck auf seine gebrochenen Schwingen. Unter mir streckte Asami sich aus, sogar die Augen schloss er. Bei jedem anderen Gegner hätte ich nun den Griff gelockert, aber ich hatte zu gut begriffen, dass Asami nach anderen Regeln funktionierte. Erst wenn es keinen anderen Ausweg mehr gab, würde er seine Unterlegenheit akzeptieren.
    »Sag, dass du aufgibst«, forderte ich ihn erneut auf, den Gedanken an Rufus verdrängend, der zweifelsohne immer noch dastand und diesem brutalen Schauspiel beiwohnte.
    »Ich unterwerfe mich dir, Herr«, brachte Asami mit der letzten Luft hervor, die in seinen Lungen war.
    Erst jetzt bemerkte ich, dass ich selbst vollkommen außer Atem war. Auf einen Schlag begannen meine Muskeln zu schmerzen, als habe jemand eine Ladung Strom durch sie gejagt. Stöhnend richtete ich mich auf und hielt Asami die Hand hin. Nach einem kurzen Zögern nahm er sie und ließ sich auf die Beine helfen. Mit einem schmerzerfüllten Schrei zog er seine verletzten Schwingen ein, dann stand er am ganzen Leib bebend da, so elend, dass ich seine Nähe kaum ertrug. Ein erdrückendes Schweigen breitete sich zwischen uns aus, wie wir keuchend und ziemlich zerschlagen voreinander standen.
    »Das mit dem ›Herr‹ hätte es nicht gebraucht«, erklärte ich Asami, immer noch unangenehm berührt von dieser Wortwahl. Zugleich war mir klar, dass ein solcher Titel aus seinem Mund mehr wert war als sämtliche fein ausgeklügelten Treueschwüre. Von nun an brauchte ich keine Angst mehr zu haben, dass Asami Mila etwas antun könnte. Er würde es schlicht aus dem Grund unterlassen, weil es nicht meinem Willen entsprach. Den Blick zu Boden gerichtet, mit herabhängenden Armen stand er vor mir, Strähnen seines langen Haares klebten an seiner verschwitzten Brust und am Bauch. Weder in der Welt noch in der Sphäre wollte Asami Farbe annehmen. Schwarz oder Weiß, etwas anderes gab es für ihn nicht.
    Erschöpft wendete ich den Kopf ab, um mich dem nächsten Problem zu widmen. Wie erwartet stand dort wie angewurzelt Rufus, voll Unglauben über das soeben Gesehene. Jeden Schritt besonders sorgfältig setzend, ging ich auf ihn zu. Ich war kurz davor, das beruhigende Brummen von mir zu geben, mit dem ich Sinas Kinder immer zum Schlafen gekriegt hatte. Aber als ich Rufus so nah war, dass ich nur noch meinen Arm nach ihm ausstrecken musste, wich er zurück. Die Augen verrieten seine Fassungslosigkeit, aber um den Mund zeigte sich schon ein harter Zug, der die Wut verriet, die sich gerade ihren Weg bahnte. Ich konnte es ihm nicht verübeln.
    »Scheiße noch mal, was bist du? Irgendeine Höllenbrut, ein geflügelter Dämon wie in Chris’ dämlichen Horrorfilmen?«
    »Ein Dämon?«, wiederholte ich ungläubig. An diesen Vergleich hatte ich noch gar nicht gedacht.
    »Mann, bleib bloß weg von mir«, forderte Rufus mich auf, während er rückwärts taumelte. »Gleich geht
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