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Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Titel: Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen
Autoren: Tanja Heitmann
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hingen sie von seinem Rücken herab. Entsetzt schlug ich die Hände vor den Mund.
    Sam sah zu mir herüber - ein Abschied -, dann schlug er einmal mit den Schwingen, um einen rasanten Sinkflug einzuleiten.
    Ich sprang wie von Sinnen auf, stürzte an den Grat, ungeachtet des bröckelnden Gesteins, und sah gerade noch, wie Sam mit Asami in den Armen in die Wellen stürzte. Das dunkle Wasser verschluckte sie und kochte auf, als wäre in der Tiefe plötzlich ein Geysir ausgebrochen. Das Herz schlug mir bis zur Kehle. Waren sie gewechselt oder hatte der unvollendete Bannspruch ein weiteres Mal seine Macht entfaltet und sie beide in einen Kokon aus Schatten gehüllt? Die Tiefe zog mich magisch an und ich verspürte den Drang zu springen, dorthin, wo auch immer Sam nun sein mochte.
    Da wurde ich bei der Schulter gepackt und zurückgerissen. Es war Ranuken, und auf seinen Zügen zeigte sich die pure Panik. »Nicht, Mila! Du bringst dich doch um!«
    Benommen blickte ich ihn an. »Aber Sam …« Meine Stimme brach ab,
    »Was hat Sam getan?«
    Mühsam berappelte ich mich. »Wir beide müssen wechseln, sofort.«
    Als Ranuken nicht reagierte, verpasste ich ihm in meiner Verzweiflung einen groben Stoß vor die Brust. »Sofort, hab ich gesagt.«

33
    Geklärte Fronten
    Sam
    Während der eisige Schnitt des Wechselns durch meine Glieder fuhr, konnte ich mir ein Lächeln nicht verkneifen. Selbst als ich spürte, wie der Bannspruch durch den Schleier schwarzen Haares versuchte, seine Macht zu entfalten, und ich all meine Kraft dafür brauchte, ihn zurückzudrängen, konnte mir das nicht die Genugtuung über meinen Sieg verderben. Sie überlagerte sogar meine Sorge um Mila, die ich schutzlos in der Sphäre hatte zurücklassen müssen.
    Wir durchbrachen den Wasserspiegel und selbst jetzt machte Asami keine Anstalten, sich gegen mich zur Wehr zu setzen, sondern krallte sich voller Verzweiflung an mir fest. Geschieht dir recht, dachte ich mir, während ich uns mit einem leichten Flügelschlag ein Stück über dem tosenden Wasser hielt. Du warst bereit, mir und Mila das Schlimmste anzutun, nun mache ich es mit dir.
    »Willkommen in der Menschenwelt, Asami«, flüsterte ich ihm ins Ohr, woraufhin er aufschluchzte. »Wie sieht es aus: Kennst du die Pforte, die dich zurück in die Sphäre bringt? Nein? Dann sitzen wir beide wohl am Verhandlungstisch, würde ich sagen. Denn ohne meine Hilfe wirst du nicht zurück in deine heiß geliebte Sphäre kommen, sondern in der Menschenwelt festhängen.«
    Endlich hob Asami den Blick, doch was ich sah, gefiel mir ganz und gar nicht. Er glich einem verängstigten Kind, das aus einem Albtraum aufschreckt, aber trotzdem nicht bereit ist, klein beizugeben. Wenn man einem wie Asami beikommen wollte, musste man weiter gehen als bei jedem anderen Sturkopf. Gut, dass das heute Nacht kein Problem für mich war. Gerade eben noch waren seine Hände nur einen Hauch von Mila entfernt gewesen. Es hatte nicht viel gefehlt und er hätte sie erreicht. Ich konnte mir nur zu gut vorstellen, was er mit diesen Händen gemacht hätte, die mich nun so fest hielten, dass es schmerzte. Für ihn wäre Mila so leicht zu zerstören gewesen wie ein Stück Papier, das man einfach zerreißen kann.
    Voller Verachtung erwiderte ich seinen Blick. Angesichts des unverhüllten Hasses, mit dem er Mila attackiert hatte, würde ich nicht zögern, ihn umzubringen, wenn er meinen Forderungen nicht zustimmte - schon allein, um Mila für immer vor ihm zu schützen.
    »Du kannst mich nicht zwingen.« Es gelang Asami kaum, die Worte hervorzupressen, so sehr setzten ihm Schmerz und Verzweiflung zu.
    »Oh, doch, das kann ich. Allerdings habe ich nicht viel Zeit dazu, es dir zu beweisen, weil ich dringend zurück zu Mila muss. Deshalb verkürzen wir dieses Dominanzspiel, das du anscheinend unbedingt brauchst, auch ein wenig.«
    Mit einigen kurzen Flügelschlägen stob ich über die Klippe hinweg und schleuderte Asami auf den Steingrund. Geschickt rollte er sich ab, sprang wie eine Katze auf die Beine, doch ich gab ihm nicht die Gelegenheit, sich zu orientieren. Ich griff ihn von oben an, brachte ihn erneut zu Fall und trieb ihn vor mir her, sein Fluchen und sein schmerzerfülltes Stöhnen ignorierend. Wann auch immer er seine gebrochenen Schwingen einzuziehen versuchte, damit er sich besser zur Wehr setzen konnte, war ich schneller und stieß ihn voran, bis er nur noch taumelte und schließlich ausgestreckt am Boden liegen blieb. Ich stellte mich über
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