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Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Schattenmächte: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
Autoren: Jörg S. Gustmann
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einer Selbstverständlichkeit, als gehöre die kalte, feuchte Haut bereits zu ihrem natürlichen Habitat. In diesem Moment sprach Werner Hartleib seinen Kollegen Pohlmann an. Einen geeigneteren Moment hätte er dafür nicht finden können.
    »Und?« Hartleib deutete mit seinem Kinn in Richtung des Toten. »Was hältst du davon?«
    Werner Hartleib drehte den Kuli zwischen den Fingern und bat mit gesenktem Blick um Vergebung. Er wusste um das gespannte Verhältnis Pohlmanns zu Klaus Schöller. Jeder im Präsidium wusste davon. Und doch hatte er es spontan für eine gute Idee gehalten, Martin auf dem Handy anzurufen und ihn in den Tod Schöllers einzuweihen. Auf Martins siebten Sinn war in der Regel trotz aller unzähligen Ecken und Kanten, die dieser Mann besaß, Verlass. Außerdem vermisste er ihn an seiner Seite als Ermittler.
    »Und? Was meinst du?«, fragte er überfreundlich nach, als Martin nicht gleich reagierte.
    Martin schluckte schwer und drehte seinen Kopf von den toten Augen weg.
    »Was soll ich hier?«, zischte er und bedachte Werner mit einem frostigen Blick. »Ich gehöre nicht mehr zum Team, wie du weißt.« Martin zog das Gummiband um seinen Zopf fest, eine Marotte, ähnlich wie das Zwirbeln seines aristokratischen Schnurrbartes. Dann wusste Werner, wann sich Martin dringend von etwas Unangenehmem ablenken wollte.
    Werner blickte über die schillernde Wasseroberfläche der Alster. Eine Entenfamilie zog schnatternd ihre Bahnen.
    »Ich dachte, der Fall interessiert dich vielleicht.«
    »Der Fall ?«, fragte Martin in hanseatischem Hochton. »Das ist Klaus Schöller, dein Chef.«
    Werner zuckte mit den Schultern.
    »Ex-Chef. Ich weiß.«
    »Ja, also, was soll ich meinen?«
    Pohlmann schien den Sinn dieser Frage nicht zu verstehen.
    »Klaus ist ertrunken. Tragisch, ja sicher. Beim Joggen ausgerutscht und in die Alster gekippt. Das passiert, Herrgott noch mal. Gibt es auch nur einen klitzekleinen Hinweis auf Fremdeinwirkung? Einen winzigen Verdacht, der mich an diesem Ort vonnöten macht?«
    »Kannst du bitte leiser sprechen?« Werner sah sich um, er wirkte äußerst besorgt und zog Martin am Arm aus dem Hörradius der Anwesenden bis an die Absperrung zurück. Verschwörerisch dicht kam er an Martin heran.
    »Okay, ich erklär’s dir. Nachdem du deinen Job in Lüneburg begonnen hast, hat sich Klaus in einen neuen Fall reingekniet. Ich kann dir nicht hundertprozentig genau sagen, worum es ging. Er hat nicht mal mit seinem Vater darüber gesprochen. Du weißt ja, er hat gern aus allem ein großes Geheimnis gemacht. Aber diesmal besonders. Er sprach einmal, als er mit mir allein war, von einer ›Liste‹. Es gäbe da eine Liste, die ihn ganz nach oben bringen würde.«
    Martin zog die rechte Braue hoch.
    »Scheiße. Du kannst mir erzählen, was du willst. Schöller war ein Arsch und jetzt ist er tot. Ich kann nicht gerade sagen, dass ich das zutiefst bedauere.«
    »Mann, hör auf. Ja, er war ein Arsch, aber von dir hat er trotzdem in den höchsten Tönen geredet. Jetzt erst, letzte Woche oder so, hat er zu mir gesagt, dass er sich das nicht zugetraut hätte, den Fall mit den alten Nazis so erfolgreich zu lösen.«
    Martin trat einen Schritt zurück.
    »Du willst dich bei mir einschleimen.« Entschieden wehrte er ab. »Vergiss es. Mir ist egal, woran Schöller gearbeitet hat und wer ihm ein Bad verpasst hat – falls es denn wirklich so war. Ich habe in Salzhausen sechs Leute unter mir und wir sind ein prima Team. Lass gut sein, Werner. Ich trinke gerne ein Bierchen mit dir, aber in diese Sache lasse ich mich nicht reinziehen.«
    Pohlmann warf einen letzten Blick auf Klaus Schöllers aufgedunsenes Gesicht und klopfte in Ermangelung einer besseren Idee seinem Freund Werner auf die Schulter.
    »Okay. Ich bin weg. Du schaffst das schon.«
    In diesen wenigen Sekunden des Unverständnisses trafen sich ihre Blicke. Groll und Traurigkeit verdunkelten Werners Stimmung. Gerne hätte er den, den er seit über zwanzig Jahren kannte und dessen Spürnase legendär war, wieder an seiner Seite gehabt.
    Martin Pohlmann drehte sich um, er zögerte, unschlüssig, ob seine Entscheidung richtig war, und entfernte sich von dem rot-weißen Absperrband.
    In diesem Augenblick erschien eine Person auf der Bildfläche, die Martin nach dem letzten Fall unter keinen Umständen wiedersehen wollte. In Begleitung zweier uniformierter Beamter eilte der Vater des Toten, Hamburgs Polizeipräsident höchstpersönlich, zu jener Stelle nahe dem
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