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Schattenlord 13 – Der Dolch des Asen

Schattenlord 13 – Der Dolch des Asen

Titel: Schattenlord 13 – Der Dolch des Asen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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kein Weg mehr daran vorbei.«
    »So wie bei denen dort unten.« Harmeau deutete ein weiteres Mal nach unten. Die Erde brannte. Sie spuckte Feuer, lodernde Geschosse flogen hoch wie Teile der Aufführung eines Feuerwerks, das nicht enden wollte. Weit voraus brachen weitere Bodenplatten ein, auf einer Fläche von mehreren Quadratkilometern. Ein Fluss verschwand wie ein Rinnsal, das im Nichts versickerte.
    Aus der Tiefe drangen Horden seltsamer Wesen an die Oberfläche, verfolgt von Wurzeln, so dick, dass sie die größten Baumriesen wie Miniaturfiguren wirken ließen. Die Tiere ähnelten den Mardegrase, waren aber noch größer und noch ehrfurchtgebietender. Eine Vielzahl von ihnen starb in den nächsten Sekunden und wurde von gigantischen Staubwolken verdeckt. Einige wenige überlebten und sahen zu, dass sie sich von einer Scholle zur nächsten retteten, bevor Beben die fragilen Gebilde zerstörten und die Tiere erneut ins Erdinnere rissen.
    »Das geschieht, wenn sich Wesen über natürliche Gegebenheiten erheben wollen. Die Natur wehrt sich. So war es immer, so wird es bleiben.«
    Arun nickte. »Was ist mit deinen Verletzungen?«, fragte er.
    »Was soll damit sein? Sie werden verheilen. Ich muss sie auskühlen lassen und auf meine Selbstheilungskräfte vertrauen. Ich werde drei, vier Jahre nichts oder nur wenig sehen. Danach wird mein Augenlicht wieder so weit hergestellt sein, dass ich sehen kann, welche Bilder ich mithilfe meiner Pfeife erzeuge.«
    »Warum trägst du eine Klappe vor dem gesunden Auge?«
    »Es hilft mir dabei, die Dinge klarer zu sehen«, antwortete Harmeau geheimnisvoll.
    Er ging ohne ein weiteres Wort, verschwand irgendwo im Unterdeck. Arun ahnte, dass er sich für längere Zeit einfach zurückziehen würde, und ließ ihn gewähren. Es war gut, wenn er blieb, denn ... bei dem, was dem Schiff bevorstand, wurde Harmeau noch dringend benötigt. Und wohin sollte der Alte auch gehen? Alles andere wäre seiner nicht würdig gewesen. Er gehörte genau wie jeder andere zu diesem Schiff.
    Arun schüttelte den Kopf, beutelte alte und verbrauchte Gedanken aus. Er durfte nicht länger über das Erlebte und Gesehene grübeln. Es zählte bloß, was vor ihm lag.
    In ausreichender Höhe überflogen sie jene Mauer, die das Reich der Gog/Magog von den anderen Lebensbereichen Innistìrs trennte. Auch dieses Monumentalwerk wirkte so, als würde es in Kürze zusammenbrechen. Der Eisenkern war zwar nach wie vor als Störfaktor zu spüren, selbst aus dieser Distanz – doch er verlor seine irritierende Wirkung.
    Arun seufzte. Ein Kapitel seiner wechselvollen Geschichte ging zu Ende, ein anderes wurde aufgemacht. Vielleicht das letzte.
     
    »Siehst du es?«, fragte Nidi aufgeregt. »Siehst du es?«
    »Ich wäre als Kapitän denkbar ungeeignet, hätte ich nicht schon längst diese Staubwolke entdeckt, die bis weit in den Himmel reicht.«
    »Was ist es?« Der Kleine hielt den Dolch Girne eng an seinen Leib gepresst wie immer. »Unterirdische Teile des Reichs der Gog/Magog? Bricht auch hier das Land zusammen?«
    »Nein, mein Kleiner. Die Tiefe war zwar groß, aber auch durch die Mauer begrenzt.« Arun kniff die Augen zusammen und versuchte Details zu erkennen. »Ich vermute, dass es sich um die Reiter und Soldaten eines Heeres handelt, das sich auf das Ostgebirge zubewegt.«
    »Warum können wir nicht sehen, was sich unter dem Staub verbirgt?« Nidi schüttelte den kleinen Kopf.
    »Es handelt sich wohl um einen magisch verstärkten Schutz. Da will jemand unerkannt bleiben.«
    »Das heißt?«
    »Kennen wir noch jemanden außer Alberich, der seine Leute und sich verbergen wollte?«
    »Der Schattenlord ...?«
    »Nein, der lagert vor Morgenröte mit dem Rest der Gog/Magog. Und er hat ganz andere, bessere Methoden, um unerkannt zu bleiben. Wir würden nicht einmal bemerken, dass er sich von einem Ort zum nächsten bewegt. Ich bin sicher, es handelt sich um die Heerscharen unseres Drachenfreundes. Er ist unterwegs nach Cuan Bé. Yevgenji befindet sich aller Wahrscheinlichkeit nach auch dort unten bei ihm.«
    »Das sind schlechte Nachrichten, oder?«
    Arun bejahte. »Das sind ganz und gar schlechte Nachrichten.« Er schloss die Augen und konzentrierte sich. Er dachte darüber nach, Aswig und den Schrazel ein weiteres Mal als Spurensucher einzusetzen. Vielleicht würden sie etwas ertasten oder erfühlen, was ihm bei der Beobachtung dieses magischen Phänomens weiterhalf. Er entschied sich letztlich dagegen. Die Übergabe des
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