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Schattenlord 1 - Gestrandet in der Anderswelt

Schattenlord 1 - Gestrandet in der Anderswelt

Titel: Schattenlord 1 - Gestrandet in der Anderswelt
Autoren: Susan Schwartz
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grau vor Müdigkeit wird, so wird dieses Grau getrennt sein vom Grau des niemals mehr erwachenden Morgens.
    Das gefällt mir. Spürt ihr die Kälte? Oh, wie ich sie genieße. Ich liebe diese Stunde am meisten, es ist die einzige, zu der ich mir eine Ruhepause gestatte und mich ganz und gar hingebe. Es ist wie der Rausch, den ihr bei der Paarung empfindet, wenn ihr dem Höhepunkt entgegenschwingt.
    Das ist mein Glück. Aber nicht mein Streben. Das ist viel höher, größer, weiter … und ihr werdet es erleben, schon bald. Die Zeit wird kommen, da ich aus der Verborgenheit heraustrete, da ihr mich alle schauen werdet, und erkennen, wer euer wahrer Herrscher ist, euer König, euer Gott.
    Ihr werdet mich sehen und erzittern, und ihr werdet euch unterwerfen.
    Der Tag ist nahe.
    Bald wisst ihr, dass ich wahrhaftig bin, bald seid ihr alle mein.
    Glaubt an mich!
    Ich bin der Schattenlord.

Prolog
    Die Sucher
     
    S ie trafen sich am Rande der Ebenen zwischen Blättern und Tautropfen, dort, wo die Faune den Hohlraum für ihre Flöten sammelten, um darin die Töne zur Verzauberung der Frauen einzufangen.
    Auf den ersten Blick unterschieden sie sich nicht voneinander. Sie alle trugen lange dunkle Umhänge mit übergeschlagenen Kapuzen und darunter filigrane Masken aus Porzellan, Metall und sogar Kristall. Sie offenbarten einander nicht ihre Namen, denn das konnte sie in große Gefahr bringen.
    Niemand durfte wissen, dass es diese Vereinigung gab.
    Niemand durfte wissen, wonach sie auf der Suche waren.
    Sie hingegen wussten nicht, wem sie berichteten.
    Sie traten aus ihren flimmernden Zugängen heraus und kamen im Kreis zusammen. Knisternd floss die Magie über ihre Umhänge, die Atmosphäre um sie herum flackerte in hellbeigen und orangefarbenen Tönen. Über ihnen, am Rand der Zone, schillerte wie ein riesiger Glasmond ein Tautropfen, der sich im freien Fall befand.
    »Es ist lange her, seit wir zuletzt zusammengetreten sind«, erklang eine ruhige, männliche Stimme. Wie das Gesicht, so war auch sie in gewisser Weise »verhüllt« und gab nichts über ihren Träger preis.
    Es war möglich, dass sie nicht mehr dieselben waren, die sich beim letzten Treffen an dieser Stelle eingefunden hatten. Doch das würde keiner von ihnen je erfahren. Persönliche Fragen waren tabu und mit einem Schweigezauber belegt.
    »Ich habe euch darum gebeten«, erklang eine andere, um eine winzige Nuance höher klingende Stimme. »Denn ich glaube, ich habe ihn erreicht.«
    Unruhiges Scharren, Laute der Überraschung, Aufkeuchen.
    »Das erwähnst du so … unverblümt und ohne Ausschmückung?«, sagte eine dritte Stimme, die etwas Hölzernes an sich hatte.
    »Ich sage, es ist kühn.« Der vierte Sprecher in sanfter Melodie. »Seit Jahrhunderten, nein Jahrtausenden suchen wir nach ihm. Nach dem Beweis seiner Existenz, denn noch nie hat ihn jemand leibhaftig gesehen oder gesprochen. Und du willst allen Ernstes behaupten, ihn gefunden zu haben?«
    »Ja.«
    »Wer ist er?«
    »Das weiß ich nicht.«
    Nun machten verärgerte Laute die Runde.
    »Wenn du uns zum Narren halten willst…«, setzte der Fünfte an, die Stimme wie ein Atemhauch.
    »Nichts liegt mir ferner«, versicherte der Zweite. »Es ist so: Ich habe erfahren, wo er sich aller Wahrscheinlichkeit nach aufhält. Nicht auf direktem Wege, doch ich hege keinen Zweifel daran, dass er genau dort ist. Es geht um das Land Innistìr. Dort ist eine große Katastrophe geschehen. Trotz der geschlossenen Grenze gelangte ein Hilferuf zu mir.«
    »Was für eine Katastrophe hat sich dort ereignet?«, unterbrach der Erste.
    »Das habe ich leider nicht erfahren«, gestand der Zweite. »Ich vernahm nur einen kurzen, aber sehr verzweifelten Ruf. Wie es scheint, ist die Grenze von dieser Seite aus durch einen magischen Einfluss durchlässig, und etwas kam hindurch, was … großes Leid brachte.«
    »Und was veranlasst dich dazu anzunehmen, dass er es ist, der dies verursachte?«
    »Ich bin ein guter Sucher. Mein Gespür sagt es mir. Ein eiskalter Hauch des Bösen umfing mich, als ich den Hilferuf erhielt, und ich erkannte sofort etwas Einzigartiges, das mit nichts zu vergleichen ist. Deswegen wurde ich ausgewählt, weil es meine besondere Begabung ist. Ich kann mich nicht irren!«
    »Wenn es nur wahr wäre …«, flüsterte der Fünfte. »Das wäre ein großes Wunder, nach so langer Zeit dem Ziel der Suche endlich nahe zu kommen.«
    »Ich habe nie daran gezweifelt, dass er existiert«, sagte der Vierte. »Denn sonst
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