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Schattenland - Begegnung mit Victor (German Edition)

Schattenland - Begegnung mit Victor (German Edition)

Titel: Schattenland - Begegnung mit Victor (German Edition)
Autoren: Mia Berger
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der Zigarette und harre dessen, was heute passieren wird. Welche Episode wird heute zur virtuellen Realität? Wie wird er mich verführen, welche Worte werden heute meine Lust entfachen und mich die Beine eng zusammenpressen lassen vor Begierde?
    In diesen Momenten stehen alle Uhren still, bemerke ich nicht, was um mich herum passiert. Auch heute versinke ich wieder in diesem Reich der Fantasie, in dem ich sein kann, was ich will und in dem es keine Tabus, keine Peinlichkeiten gibt.
    Aber ich frage mich schon manchmal, ob er ein Fremder für mich ist, ob er es immer bleiben wird. Wie lang das geschriebene Wort in der Lage ist, körperliche Nähe zu ersetzen, warme Lippen auf meinem Mund, zärtliche Hände auf meinem Körper, leidenschaftliche Bewegungen tief in mir.
     
    Es musste ein Treffen her. Ich brauchte Gewissheit, auf wen ich mich da so schnell eingelassen hatte.
    Konnte gut sein, dass ich nicht penetrant genug war, was das Fixen eines Termins anbelangte, aber auch die nächsten Wochen war er ständig ausgebucht. Mal war es der Geburtstag seiner Mutter, dann der Fahrradausflug mit seinem besten Freund. Und um auch komplett abschalten zu können, würde er natürlich Handy und Laptop zuhause lassen. Das könnte ich doch sicher verstehen.
     
    So plausibel klang also seine Wochenendplanung. Ich hatte keinen Grund, das anzuzweifeln.
     
    Die Abstände, in denen er nichts von sich hören ließ, wurden größer. Ich hatte nun schon seit über einer Woche nichts von ihm gehört. Mist, bitte verschwinde jetzt nicht von der Bildfläche, bevor ich dich nicht wenigstens einmal sehen konnte. Du bist doch mein Mr. Big, das sagt mir mein Bauchgefühl. Oder war es doch eher die Libido, die da lauthals schrie?
     
    „Ich mache mir langsam Sorgen, Victor! Hoffe dir ist nichts passiert, da ich schon über eine Woche nichts mehr von dir gehört habe. Falls du den Kontakt abbrechen möchtest, wäre es nur fair, wenn du mir das mitteilst, auch wenn ich das sehr schade finden würde!“
     
    Seine Antwort, die geschlagene drei Tage und gefühlte 500 000 dramatische Minuten auf sich warten ließ, beruhigte mich ein wenig, denn sie ließ darauf hoffen, dass es doch noch ein Treffen geben würde. In meinem Leben drehte sich inzwischen alles nur noch darum, diesem Mann zu begegnen. Ich war längst süchtig nach ihm.
     
    „Noch bin ich nicht aus der Welt und auch nicht mit dem Willen beseelt, aus deinem Leben auszusteigen. Zumal ich nicht denke, dass ich da bisher zu tief eingestiegen bin. Die Grippe hat mich doch mehr lahm gelegt als vermutet, aber ich hoffe, dass sich jetzt auch die letzten Viren aus meinem Körper verabschieden. Leider ist meine Prepaidkarte leer, besorge aber schnellstens eine neue. Somit können wir auch bald wieder kontakten. Also meine Liebe, nicht verzagen, bald kommen wieder virtuelle Reizungen. Ich bin ehrlich gespannt, ob wir es bis zum realen Treffen bringen.“
     
    Machte er Witze? Das hörte sich ja gerade so an, als würde es an mir liegen, dass wir uns bisher noch nicht treffen konnten.
     
    Nach dieser Mail hörte ich übrigens wieder drei Wochen nichts von Victor. Was mich dazu animierte, einen weiteren Versuch zu starten, um ihn endlich dazu zu bewegen, mich zu treffen. Zugegeben, meine Mail klang ein wenig dramatisch. Aber hatte ich nicht das Recht dazu? Ich hatte zum ersten Mal das Gefühl, als würde mir die Situation komplett entgleiten.
     
    „Victor, ich habe das Gefühl, dass du für mich vielleicht bald nicht mehr erreichbar sein könntest. Da gibt es aber noch ein paar Dinge, die ich dir gern sagen möchte. Weißt du, wer oder was auch immer du bist, spielt eigentlich nur eine untergeordnete Rolle. Niemand hat es je zuvor geschafft, meine Fantasie so dermaßen zu beflügeln. Ich sehe jetzt viele Dinge klarer, genieße, fühle mich großartig! Ich würde mir wünschen, dass du nicht ganz aus meinem Leben verschwindest, weiß aber auch, dass es nicht in meiner Macht liegt. Aus meinen Gedanken jedenfalls wirst du nie verschwinden. Klar bin ich extrem neugierig und würde nur zu gern wissen wollen, wer du bist, wie du bist, wie reales Vergnügen mit dir wäre! Das ganze Gerede auf den Punkt gebracht: Lass uns bitte endlich treffen.“
     
    War ich mit meiner Mail zu weit gegangen? Was, wenn er nicht antwortete? War mein Traum von Mr. Big wirklich schon ausgeträumt, bevor er begonnen hatte? Das durfte nicht sein! Nicht nach all diesen wundervollen und intensiven Monaten. Nicht, nachdem ich
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