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Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Titel: Schattenkrieger: Roman (German Edition)
Autoren: Luke Scull
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endlich zu bluten aufgehört, aber sie war schwach wie ein Neugeborenes und wusste, wie schrecklich sie aussah.
    Den Söldnern, die sie immer noch angrinsten, schenkte sie einen finsteren Blick und drehte sich um. Sie verfluchte sich selbst, weil sie den Halbmagier nicht aufgehalten hatte, um sich nach Coles Verbleib zu erkundigen. Zu ihrem Verdruss stellte sie fest, dass sie sich um den jungen Mann sorgte.
    Der Tempel der Großen Mutter, dachte sie. Vielleicht haben sich die Splitter jetzt dort versammelt. Sie drängte sich durch die stetig weiter anschwellende Menge zum Rand des Platzes. Diejenigen, die nicht an der Schlacht teilgenommen hatten, feierten nun endlich die Befreiung der Stadt, sofern man wirklich von einer Befreiung reden konnte. Allmählich regten sich Zweifel in ihr, weil die Absichten der Weißen Lady womöglich doch nicht ganz so selbstlos waren, wie Brianna behauptet hatte.
    Abgelenkt von diesen beunruhigenden Gedanken prallte sie beinahe mit einer Frau zusammen, die in die andere Richtung wollte. Es war eine Dame mit harten Gesichtszügen, einige Jahre älter als sie, die sich das hellblonde Haar mit einer hübschen Haarnadel festgesteckt hatte. Ihre Blicke trafen sich einen Moment lang. Das Gesicht der Frau kam ihr irgendwie bekannt vor, aber bevor sie sich entschlossen hatte, die Frau zu fragen, waren sie schon aneinander vorbei.
    Der Tempel lag direkt vor ihr. Sie hoffte, ihre Eingebung war richtig, und Cole, Garrett und die anderen waren dort. Cole wäre inzwischen vermutlich unerträglich. Sie musste sich sicherlich sehr anstrengen, um ihn im Zaum zu halten.
    Dann fragte sie sich, ob sie Brodar Kayne noch einmal sehen würde, ehe er wegging. Der alte Hochländer war für sie in den letzten Wochen ein Fels in der Brandung gewesen, und die Neuigkeit, dass seine Frau noch lebte, hatte ihre Stimmung nach den Schrecken der Kämpfe, deren Zeugin sie geworden war, deutlich verbessert. Was seinen Gefährten anging, so war Jerek ihr nach wie vor ein Rätsel. Auf einmal wurde ihr klar, dass ihr unter allen Menschen dieser alte Kämpe mit dem grimmigen Gesicht als Rückendeckung der Liebste wäre. Wie war das denn nur passiert? Die Menschen überraschten sie immer wieder.
    Sie erreichte den verborgenen Eingang und sah, dass erst vor Kurzem jemand die Ranken beiseite geschoben und vergessen hatte, sie wieder zurechtzurücken. Lächelnd dachte sie an Cole, der jetzt tatsächlich der Held geworden war, der zu sein er sich immer gewünscht hatte. Manche Dinge änderten sich freilich nie.
    Auf einmal bemerkte sie hinter sich eine abrupte Bewegung. Der Griff nach ihrem Kurzschwert kam zu spät. Eine schmutzige Hand presste ihr den Mund zu und unterdrückte ihren Schrei, dann schlang der Angreifer einen behaarten Arm um ihren Oberkörper. Sie wehrte sich verzweifelt, doch der Mann war viel stärker als sie.
    »Wehr dich nicht«, sagte er. Sie erkannte die Stimme und musste beinahe würgen, als ihr der Gestank des Besitzers in die Nase drang. »Damit machst du es nur schlimmer.«
    Nun ergriff eine unermessliche Furcht Besitz von ihr. Voller Entsetzen starrte sie die Finger an, die er ihr auf den Mund presste, und zählte sie wieder und wieder, als käme sie dadurch irgendwann zu einem anderen Ergebnis.
    »Vom ersten Moment an, seit ich dich sah, wusste ich, dass ich dich haben muss«, keuchte Dreifinger. »Und wenn der Junge noch so viel Mist erzählt hat, du bist wirklich ein Hingucker.«
    Er zerrte sie rückwärts vom Tempel weg. Sie trat um sich, warf den Kopf zurück und versuchte, ihn in die Hand zu beißen, doch der ehemalige Sträfling war zu groß und zu stark. »Ruhig«, kicherte er. »Sobald wir außer Sichtweite der anderen sind, nehme ich die Hand weg, und dann kannst du ein bisschen schreien. Du hast ein schmutziges Mundwerk, das gefällt mir.«
    Er zerrte sie durch eine offene Tür in ein leeres Lagerhaus. Die äußere Welt verblasste, als er sie immer weiter ins Dunkel zog.
    »Dank dir habe ich einen Pfeil in die Schulter bekommen. Beinahe vier Stunden lang habe ich so getan, als wäre ich tot. Hast du dich schon mal unter einem Stapel stinkender Leichen versteckt? Das macht keinen Spaß, glaub’s mir.«
    Dreifinger schob sie an der Wand entlang, während er sich der offen stehenden Tür näherte. Er senkte die Stimme zu einem drohenden Flüstern; sie spürte den stinkenden Atem über ihr Ohr streichen. »Vielleicht hast du gehört, dass ich nur noch einen halben Schwanz habe. Lass dich davon
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