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Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Titel: Schattenkrieger: Roman (German Edition)
Autoren: Luke Scull
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Jemanden zu haben, der immer für dich da ist, ganz egal, was passiert und welchen Unfug du auch anstellst? So eine Frau verdient einen Gemahl, der ihr immer treu bleibt.«
    »Wie du meinst, guter Mann. Heute Abend kommen hier sicher noch viele andere entlang, die hoffentlich in der richtigen Stimmung sind und obendrein besser gefüllte Taschen haben.« Damit schob sich die Frau an ihm vorbei.
    Tarn schnaubte gereizt. Das linke Knie tat weh, wie so oft seit dem Unfall.
    Er nahm die langsame Wanderung nach Hause wieder auf.
    Das Licht verblasste bereits, und in der halben Stunde, die Tarn brauchte, um das Handwerkerviertel zu erreichen, das die Einwohner als »Ost-Tar« bezeichneten, zogen dunkle Wolken auf. Die Ausdünstungen dieser Gegend legten eine weitere graue Schicht über den ohnehin schon vom Dunst verhüllten Ort. Aufgrund der Feiertage waren die Schmiedeöfen kalt und verlassen, doch in diesem Teil von Schattenhafen war nicht viel von der Festtagsstimmung zu erkennen. Ost-Tar war ein schnöder, bedrückender Ort. Für Tarn war es die Heimat.
    Er fluchte über das schlimme Bein, als wieder einmal ein Stich durch das Knie fuhr. Vor Schmerzen stolperte er unversehens in einen verdächtigen feuchten Fleck.
    Da hörte er einen Jungen lachen. »Sieh mal, Tomaz! Der fette Kerl wäre beinahe mit dem Gesicht in deine Pisse gefallen.«
    »Wahrscheinlich ist er schon wieder betrunken.«
    Tarn ballte die Hände zu Fäusten. Es waren sechs Burschen aus diesem Stadtviertel. Ein hässlicher Haufen.
    Einer der Jungen kam breitbeinig zu ihm marschiert und schnüffelte. »Er ist nicht betrunken.«
    »Ausnahmsweise. Dann dürfte seine Frau heute Abend vor ihm sicher sein. Hast du die blauen Flecken gesehen, die er ihr verpasst hat?«
    »Und ob. Ihr Gesicht war gelb und braun wie Hundekacke.« Der Sprecher, der in den sicheren Kreis seiner Kumpane zurückgekehrt war, blickte Tarn feixend an. »Aber wenn man ihr einen Sack über den Kopf stülpt, kann man sie vielleicht gerade eben noch ertragen.« Der Bursche stieß die Hüften vor und gab Grunzlaute von sich, was der Rest der Bande begeistert zur Kenntnis nahm.
    Bebend vor Zorn und mit wutverzerrtem Gesicht ging Tarn auf sie los. Sofort verflog die lässige Belustigung der Burschen, sie wurden todernst und starrten ihn mit wilden Augen an. Die Hände wanderten zu den Gürteln. Tarn wusste, dass er diesen Kampf kaum gewinnen konnte, aber das war ihm einerlei. Er wollte ihnen wehtun.
    In diesem Moment fielen die ersten Regentropfen, und mit ihnen kam etwas Unsichtbares und Unfassbares über die Stadt. Mächtige Energien machten sich bemerkbar, die jeder spürte, aber niemand genau beschreiben konnte.
    »Oh«, machte einer aus der Bande und sah sich zu seinen Gefährten um.
    »Ich muss los«, meinte Tomaz. »Ich muss Tyro reinlassen. Er mag den Regen nicht.«
    Die anderen nickten, während die Mordgelüste der Sorge um den Hund ihres Freundes Platz machten. Im Handumdrehen verschwanden sie ohne ein weiteres Wort im prasselnden Regen, nachdem sie Tarn noch einige drohende Blicke zugeworfen hatten.
    Tarn senkte im beißenden Regen den Kopf und tappte unsicheren Schritts weiter durch die rutschigen Straßen. Er musste heim, Sara wartete sicher schon auf ihn. Der Wind hatte aufgefrischt und blies ihm kaltes Wasser ins Gesicht, sodass er heftig blinzeln musste. Wie eine Decke legte sich die nächtliche Dunkelheit über die Stadt.
    Er hasste sich selbst für das, was aus ihm geworden war, aber was konnte er schon tun? Der Schnaps hatte ihn zerbrochen. So gründlich, wie ihm das herabfallende Frachtgut das Bein zerschmettert hatte. All das Geld, das er in den letzten zehn Jahren zur Seite gelegt hatte, ganze zehn Golddukaten, hatte er für den Arzt ausgeben müssen, der immerhin sein Bein gerettet hatte, auch wenn Tarn jetzt ein humpelnder Krüppel war. Sara hatte etwas Besseres verdient.
    Inzwischen war er fast zu Hause. Wenn sie nun fortgegangen war, ohne ihm die Gelegenheit zu geben, sich zu entschuldigen? Sie war jünger als er, eine Frau in den besten Jahren. Kinder hatte sie ihm nicht schenken können, doch in der Stadt gab es Apotheker, die vielleicht hätten helfen können. Vor dem Krieg hatte das gesamte Trigon die Fortschritte der Wissenschaften in Schattenhafen gerühmt.
    Da seine Taschen inzwischen so gut wie leer waren, bestand jedoch keine Hoffnung mehr, einen Apotheker in Anspruch nehmen zu können.
    Endlich näherte er sich der Tür seines bescheidenen Heims. Drinnen
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