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Schattenkampf

Titel: Schattenkampf
Autoren: John Lescroart
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sagte er und wich zurück. »Eigentlich habe ich tiefer unten am Stiel gezielt.«
    »Lass das in Zukunft bloß bleiben, sonst ziele ich auch tiefer.« Sie deutete mit der Schere einen raschen verspielten Schlag nach ihm an.
    Hardy wich noch einmal einen Schritt zurück, dann legte er den Kopf auf die Seite und schaute über Frannies Schulter. »Schau mal, wer da kommt.«
    Von dem schmalen Durchgang auf der Seite ihres Grundstücks kam Glitsky auf sie zu. Er war in Zivil und hatte die Hände in den Taschen seiner abgewetzten Lederjacke. Als er sie erreichte, legte er kurz den Arm um Frannie und akzeptierte einen Kuss auf die Wange, dann wandte er sich ihrem Gatten zu. »Du solltest endlich mal dein Handy anlassen.«
    »Ich weiß. Schlechte Angewohnheit von mir«, sagte Hardy. »Aber heute ist Sonntag. Deshalb dachte ich, egal, was es ist, es kann warten. Aber wie es aussieht, doch nicht.«
    »Nein, tatsächlich nicht. Weißt du etwas darüber?«
    »Worüber?«
    »Jack Allstrong.«
    Hardy bekam ein flaues Gefühl im Bauch. Er hielt den Atem an, räusperte sich, versuchte zu schlucken. »Nein. Was ist mit ihm?«
    »Als er heute Morgen unten in Hillsborough in sein Auto stieg und den Motor anließ, flog es in die Luft und sein halbes
Haus mit dazu. Es kommt schon die ganze Zeit in den Nachrichten.«
    »Sonntags sehe ich auch keine Nachrichten.«
    Glitsky stand nur da.
    Frannie berührte Glitsky am Arm. »Abe? Stimmt etwas nicht?«
    »Das weiß ich nicht, Fran. Ich weiß nicht, ob etwas nicht stimmt. Ich dachte, das könnte mir vielleicht Diz sagen.« Er hielt den Blick weiter auf Hardy gerichtet.
    Der holte einmal tief Luft und dann noch einmal, bevor er geräuschvoll ausatmete und auf ein Knie niederging.

EPILOG
    2008
    An einem warmen Spätsommertag etwa fünfzehn Monate nach Jack Allstrongs Tod spielte in Eileen Schollers Garten ein hervorragendes Jazzquartett Arrangements von Big-Band-Nummern. Die Gastgeberin kam gerade aus dem Haus und bahnte sich unter den Luftballons einen Weg durch die Menge der Gratulanten, berührte da einen Arm, hier einen Rücken, lächelte und tauschte Komplimente und Glückwünsche mit ihren Gästen aus. Schließlich kam sie zu dem Tisch unter einem der dicht behangenen Zitronenbäume, an dem Dismas und Frannie Hardy mit Aaron Washburn Weißwein tranken.
    »Ah, hier sind Sie, im hintersten Ende. Was dagegen, wenn sich eine alte Frau zu Ihnen setzt?«
    »Ich sehe zwar keine alten Frauen«, sagte Washburn, »aber blendend aussehende Mütter von Kriegshelden sind immer willkommen.«
    Hardy zog ihr einen Stuhl heraus, und als sie sich setzte, traten ihr von Washburns Worten Tränen in die Augen. Sie lächelte in die Runde. »Kriegsheld. Ich hätte nie geglaubt, dass ich jemals wieder jemanden Evan so nennen hören würde. Und jetzt …« Sie drehte sich um und deutete auf die zahlreichen
Gäste, bevor sie sich an Hardy richtete. »Wie soll ich Ihnen das nur jemals vergelten?«
    »Glauben Sie mir, Eileen«, antwortete Hardy, »das Ergebnis war mir Belohnung genug.« Nachdem das Berufungsgericht einen neuen Prozess für Evan angeordnet hatte, hatte es der District Attorney von San Mateo County abgelehnt, noch einmal Anklage gegen ihn zu erheben. Das FBI war anscheinend nicht kooperationsbereit und berief sich auf die nationale Sicherheit und die Erfordernis, seine eigenen internen Ermittlungen vertraulich zu handhaben. Ungeachtet des leidenschaftlichen Einspruchs von Mary Patricia Whelan-Miille hatte der District Attorney dies nur zu bereitwillig zum Anlass genommen, die Anklage fallenzulassen. »Allein Evan als freien Mann in Ihrem Garten herumgehen zu sehen. Schauen Sie doch nur, dort drüben, wie heiter und gelöst er ist.«
    Alle schauten zu Evan, der, den Arm um Tara gelegt, von einer Menschentraube umringt war, darunter sein Vater und mehrere Männer und Frauen in seinem Alter, Tony Onofrio und sogar Stan Paganini.
    »Es kommt mir immer noch alles wie ein Traum vor«, sagte Eileen. »Als könnte ich jeden Moment aufwachen, und er ist immer noch im Gefängnis.«
    Frannie legte eine Hand auf ihre. »Dazu wird es bestimmt nicht kommen. Dafür werden er und Tara nächsten Monat heiraten, und es würde mich nicht wundern, wenn Sie schon ziemlich bald Großmutter würden.«
    Eileen drückte Frannies Hand, schaute kurz zum Himmel hoch, wandte sich dann wieder ihr zu. »Ihr Wort in Gottes Ohr, obwohl ich es nach all dieser langen Zeit kaum mehr schaffe, noch groß zu hoffen.«
    »Sie werden sich
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