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Schattenkampf

Titel: Schattenkampf
Autoren: John Lescroart
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Stelle fortfahren, wo ich aufgehört habe. Habe ich damit die Situation einigermaßen zutreffend auf den Punkt gebracht?«
    Allstrong, der zu seinem hellgrünen Gabardineanzug Kroko-Cowboystiefel trug, lehnte sich zurück und schlug ein Bein über das andere. Sein Gesicht war entspannt, fast freundlich. »Jedenfalls haben Sie damit Ihre Sicht der Dinge unmissverständlich klargemacht«, erwiderte er. »Allerdings ist, wie ich bereits bei unserem letzten Gespräch erklärt habe, jede Annahme Ihrerseits, ich könnte irgendeine Straftat begangen haben, falsch. Ich bin sicher, die bundesbehördlichen Ermittlungen werden keinerlei Beweise erbringen, die zwischen mir oder Allstrong Security und dem, was dem Ehepaar Bowen zugestoßen ist, einen Zusammenhang herstellen.«
    »Ich weiß, dass sie das nicht werden«, entgegnete Hardy trocken.
    »Und ebenso wenig werden sie Beweise dafür finden, dass ich Ron Nolan beauftragt habe, irgendjemanden zu töten. So etwas ist nicht mein Stil.« Nachdem er seinen Spruch abgelassen hatte, zückte er ein kurzes Vertreterlächeln.
    »Nachdem Sie dafür gesorgt haben, dass Stevie Wonder und Ray Charles mit den Ermittlungen betraut wurden«, sagte Hardy, »würde es mich wundern, wenn die beiden auch nur in der Lage wären, Allstrong im Telefonbuch zu finden. Aber darum geht es hier nicht. Was ich aufdecken werde, sind die Beweise, die das FBI bereits gesammelt hat und die Nolan
und Ihre Firma mit dem in Verbindung bringen, was im Irak passiert ist und zur Ermordung der Khalils geführt hat. Und wenn Ihre Firma im Zuge der Bemühungen, Nolans Beteiligung daran aufzudecken, in einen öffentlichen Skandal verwickelt wird, ist das nur ein Zusatzbonus.«
    Allstrong sah ihn ungerührt an. »Wie kommen Sie darauf, das FBI könnte Beweise haben, die Allstrong mit diesen Morden in Verbindung bringen?«
    »Weil es Agenten der Familie Khalil erzählt haben. Und was diese Agenten gefunden haben, kann auch ich finden.«
    »Wenn ich es recht verstanden habe, haben ihnen die Agenten aber auch erzählt, dass den Auftrag dazu Kuvan Krekar erteilt hat«, sagte Allstrong.
    Hardy nickte. »So habe das auch ich verstanden.«
    »Na, sehen Sie.«
    »Was soll ich sehen?«
    »Dann ist doch offenkundig, von wem der Auftrag kam. Von Kuvan und nicht von mir und auch nicht von Allstrong Security.«
    »Das wäre offenkundig, wäre da nicht eine Sache. Oder genauer: zwei Leute. Die Bowens. Die ganze Geschichte mit Nolan und Kuvan und den Khalils war so lange ein in sich geschlossener Kreis, bis ihn Charlie Bowen wieder aufbrach. Wären die Bowens noch am Leben, hätte ich vielleicht tatsächlich geglaubt, dass die Beseitigung der Khalils Kuvans Idee war und von ihm in Auftrag gegeben wurde. Aber Kuvan war bereits tot, als Charlie Bowen herumzuschnüffeln begann, und das schließt eigentlich die Möglichkeit aus, dass Kuvan hinter Bowens Ermordung stand. Trotzdem hatte jemand ein Interesse an Bowens Tod, denn Bowen hätte herausgefunden und publik gemacht, wer den Mord an den
Khalils tatsächlich in Auftrag gegeben hat. Und wer das war, wissen Sie sehr genau, Jack. Das waren nämlich Sie.«
    Allstrong ließ kurz die Schultern sinken. »Wären wir also wieder an diesem Punkt.«
    »Leider ja.« Hardy hielt dem Blick seines Gegenübers stand.
    Mit einem Schulterzucken und einem Nicken bückte sich Allstrong, griff nach seinem Aktenkoffer, stellte ihn in seinen Schoß und ließ ihn aufschnappen. »Bedauerlicherweise«, begann er, »nimmt diese Angelegenheit immer unerfreulichere Züge an.«
    Und einen irrationalen Augenblick lang glaubte Hardy, er hätte sich verschätzt und wäre in einer halben Sekunde tot. Bevor er auch nur reagieren könnte, um nach seiner Pistole zu greifen, die er - wie dumm von ihm - in die geschlossene oberste Schreibtischschublade gelegt hatte, würde Allstrongs schallgedämpftes Geschoss ohne Vorwarnung durch den Deckel des teuren Aktenkoffers krachen und Hardy ins Jenseits befördern. Das würde Hardys Drohung hier und jetzt ein Ende machen.
    Hardys linke Hand fuhr zu der Schublade, begann, sie herauszuziehen.
    Ihm bliebe nicht genügend Zeit.
    Es war aus. Aus und vorbei.
    Aber statt abzudrücken und mit der Waffe, die er möglicherweise in seinem Aktenkoffer verborgen hatte, einen Schuss abzugeben, redete Allstrong einfach nur weiter. »Ich muss Ihre Hartnäckigkeit und Ihren Eifer bewundern. Deshalb hätte ich gern, dass Sie einen Teil meiner rechtlichen Angelegenheiten übernehmen, und möchte
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