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Schattenherz

Schattenherz

Titel: Schattenherz
Autoren: David Farland
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auf den Fersen, in forschem Tempo auf Carris zuhielt.
    Sein Streitroß donnerte über eine hölzerne Brücke, jagte über das Land. Es keuchte, als sei jeder Atemzug sein letzter. Die Ohren hatte es flach angelegt, der Schaum stand ihm vor dem Maul und troff von Trense und Zaumzeug. Das Kraftpferd rannte mühelos sechzig Meilen in der Stunde, und trotzdem holten die Unbesiegbaren auf.
    Baron Polls Roß war Roland eine halbe Meile weit
    vorausgeeilt. Soeben flog es im Galopp über einen Hügel. Polls Vorsprung war groß genug, der dicke Ritter mußte sich keine großen Sorgen machen. Sobald die Unbesiegbaren Roland erreicht hätten und ihn niedermachten, waren sie sicher ausreichend abgelenkt, damit Baron Poll seine Flucht erfolgreich beenden konnte.
    Roland war mütterlicherseits in eine Familie von
    Schiffsbauern hineingeboren worden. Er fragte sich, ob er vielleicht schneller vorankäme, wenn er Ballast über Bord warf. Jedoch trug er weder Waffen noch Rüstung. Eigentlich hatte er überhaupt nichts Schweres in seinen Satteltaschen dabei. Seinen schweren Bärenfellmantel hatte er der grünen Frau vermacht. Sein Geldbeutel war voller Gold. Zwar hatte er Reichtum gegenüber noch nie so etwas wie eine gefühlsmäßige Bindung empfunden, trotzdem entschied er, lieber mit ihm zu sterben als ohne.
    Der einzige Gegenstand, dessen Gewicht ihm zu schaffen machte, war das Kurzschwert, das Baron Poll ihm überlassen hatte, und er gelangte zu dem Schluß, daß es in seiner Hand womöglich wertvoller wäre als anderswo.
    Also ließ er sein Pferd galoppieren, trat ihm, tief vorgebeugt, in die Flanken und hielt sich fest.
    Carris war nur acht Meilen entfernt und lag in dichten Nebel gehüllt, dennoch konnte er von jeder Hügelkuppe aus sehen, wie die weißen Türme aus dem Dunst aufragten.
    Er sah sich um. Die Unbesiegbaren waren bis auf
    zweihundert Meter herangekommen. Zwei Bogenschützen in der Vorhut hatten ihre Reiterbögen gespannt und bereiteten sich auf den Schuß vor. Roland jagte auf die Hügelkuppe zu.
    Sein Pferd hob einen Augenblick lang ab, bevor seine Hufe mit dumpfem Schlag abermals auf der unbefestigten Straße landeten.
    Das Kraftpferd machte einen Schritt nach links, um einer Rille auszuweichen, die Karren in den Boden gefahren hatten.
    Das alleine rettete Roland das Leben, denn genau in diesem Augenblick sirrten zwei Pfeile an seiner Schulter vorbei und verfehlten seinen Rücken um weniger als einen Fuß. Sein Pferd machte einen Satz nach vorn und rannte auf einen Hain aus mächtigen Eichen zu, deren braun werdendes Herbstlaub sich im sanften Wind wiegte und deren Stämme und Äste von dunkelgrünem Efeu überwuchert waren.
    Roland hoffte, die Straße werde sich weiter in Biegungen winden, denn dann boten ihm die Bäume vielleicht ein wenig Schutz. Während er auf das Wäldchen zuraste, warf er einen Blick über die Schulter.
    Die Unbesiegbaren hielten auf dem Kamm des Hügels an, rissen ihre Hengste herum und galoppierten davon.
    Roland überlegte, ob sie einen Hinterhalt befürchteten.
    Vielleicht versteckten sich befreundete Truppen unter diesen Eichen.
    Oder sie wurden von einer weiteren von Raj Ahtens
    Patrouillen bewacht. Roland, der sein Pferd keinen Deut langsamer laufen ließ, sah in dem kleinen Wäldchen keine Menschenseele – weder Freund noch Feind.
    Als er auf der anderen Seite wieder herauskam, führte die Straße vor ihm gewunden weiter. Baron Poll war nirgends zu entdecken. Die unbefestigte Straße führte hinauf in ein höhergelegenes, waldloses Gebiet, vorbei an einem kleinen Dorf. Heckenreihen blieben an der linken Straßenseite zurück, Steinzäune auf der rechten. Noch immer keine Spur von Baron Poll.
    Ich habe ihn endgültig aus den Augen verloren, stellte Roland fest.
    Im Wald hatte er ein paar Wege gesehen, ausgetretene Pfade mit ungewissem Ziel. Baron Poll mußte einen von ihnen eingeschlagen haben. Roland hatte jedoch weder eine Ahnung, welchen, noch die Absicht umzukehren.
    Also galoppierte er weiter über das höhergelegene Land, am Dorf vorbei, bis die Straße jäh in eine Nebelbank abfiel. Er war jetzt kurz vor Carris, vielleicht noch fünf Meilen entfernt. Falls Poll recht hatte, verbargen sich in diesem Nebel freundlich gesinnte Truppen, die Soldaten von Herzog Paldane.
    Er ließ sein Pferd langsamer gehen, da er nicht blindlings in den Nebel hineinrasen wollte, wo er leicht auf Lanzenträger oder Bogenschützen treffen konnte.
    Nachdem er ein Dutzend Meter weit in den dichten
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