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Schattenherz

Schattenherz

Titel: Schattenherz
Autoren: David Farland
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würde.
    Und da sämtliche Protokollanten gemeinsam in einer
    Siedlung lebten, tauschten sie ihr Wissen aus. Tatsächlich erfuhren sie alles, was unter den Runenlords ruchbar wurde.
    Daher glaubte Gaborn, daß die Days zuviel wußten und dieses Wissen zu selten preisgaben.
    Binnesman bekam den vorwurfsvollen Blick mit, mit dem Gaborn den Days bedachte, und fragte sich laut:
    »Angenommen, wir müßten die Samen für den Garten im nächsten Jahr aussuchen, wäre ich mir nicht sicher, ob ich die meisten oder nur die besten retten wollte.«
KAPITEL 2
    Seltsame Bettgefährten
     
    D
    as Dorf Hay war ein verwahrloster Flecken in einer ansonsten wenig bemerkenswerten Landschaft, aber es besaß ein Gasthaus, und ein Gasthaus war alles, was Roland wollte.
    Mitternacht war längst vorüber, als er nach Hay hineinritt, ohne auch nur einen einzigen Dorfköter zu wecken. Der Himmel im fernen Südosten besaß die Farbe von Feuer.
    Stunden zuvor war Roland einem der Weitseher des Königs begegnet, einem Mann, der über ein halbes Dutzend Gaben der Sehkraft verfügte. Dieser hatte von einem Vulkanausbruch berichtet, Roland war allerdings zu weit entfernt, um die Explosion zu hören. Der Feuerschein jedoch wurde von einer Säule aus Rauch und Asche zurückgeworfen. Das ferne Inferno trug seinen Teil zum Leuchten der Sterne bei und tauchte alles in ein unnatürlich klares Licht.
    Das Dorf bestand aus fünf steinernen Katen mit Stroh-dächern. Der Gastwirt hielt sich Schweine, denen es gefiel, im Schlamm vor seiner Schwelle zu wühlen. Als Roland abstieg, wachten ein paar der Tiere grunzend auf, kamen taumelnd auf die Beine, sogen witternd die Luft ein und blinzelten weise.
    Roland hämmerte an die Eichentür und starrte auf die dort angenagelte Hostenfeststatue – ein abgestoßenes Holzbildnis des Erdkönigs, bekleidet mit einem neuen grünen Reisegewand und mit einem Kranz aus Eichenlaub um den Kopf. Das Zepter des Erdkönigs hatte jemand gegen einen Thymianzweig mit violetten Blüten ausgetauscht.
    Die Schürze des feisten Gastwirts, der ihn begrüßte, war so verdreckt, daß man ihn kaum von seinen Schweinen
    unterscheiden konnte. Roland schwor sich insgeheim, noch vor dem Frühstück wieder loszureiten. Jetzt aber wollte er schlafen, also zahlte er für ein Zimmer.
    Da sämtliche Zimmer mit Reisenden auf der Flucht von Norden her belegt waren, war er gezwungen, das Bett mit einem riesenhaften Kerl zu teilen, der nach Fett und zuviel Bier stank.
    Immerhin, das Zimmer war im Gegensatz zum Boden
    draußen trocken, also kletterte Roland zu dem Hünen ins Bett, drehte ihn auf die Seite, damit er zu schnarchen aufhörte, und versuchte einzuschlafen.
    Das Vorhaben mißlang. Kaum zwei Minuten später hatte sich der Kerl wieder herumgewälzt und schnarchte Roland laut ins Ohr. Immer noch im Schlaf legte er ein Bein über Roland und griff ihm schließlich an die Brust. Der Mann hatte einen so festen Griff, daß er Gaben der Muskelkraft übernommen haben mußte.
    Roland flüsterte drohend: »Laß das, oder morgen früh bleibt eine abgetrennte Hand in diesem Bett zurück.«
    Der dicke Kerl, in dessen buschigem Bart sich Eichhörnchen hätten verstecken können, sah Roland im trüben Schein des Feuers, der durch das Pergamentfenster drang, blinzelnd an.
    »Oh, verzeiht!« entschuldigte er sich. »Ich dachte, Ihr wärt meine Frau.« Er drehte sich um und fing augenblicklich wieder an zu schnarchen.
    Ein schöner Trost. Roland hatte Geschichten von Männern gehört, die unter ähnlichen Umständen sodomisiert worden waren.
    Roland drehte sich auf die Seite und wärmte seine
    Hinterbacken am Rücken des Kerls, dann versuchte er zu schlafen. Eine Stunde darauf packte ihn der Kerl wieder an die Brust. Roland versetzte ihm einen heftigen Ellenbogenstoß in die Rippen.
    »Verdammt, Weib!« stöhnte der Kerl im Schlaf und wälzte sich mit einem ärgerlichen Schnauben herum. »Du bist ja nichts als Haut und Knochen.«
    Roland nahm sich vor, in der nächsten Nacht bei den Felsen auf dem Feld zu schlafen.
    Der Gedanke schien ihm eben erst durch den Kopf gegangen zu sein, als er aus einem tiefen Schlummer erwachte.
    Abermals lag er in den Armen dieses Kerls verschlungen, Arme, groß wie Baumstämme. Sein Bettgefährte hatte ihn soeben auf die Stirn geküßt.
    Durch das Fenster fiel das trübe Licht des Morgens. Der Mann schien fest zu schlafen. Er atmete tief und hatte die Augen geschlossen.
    »Entschuldigung«, meinte Roland, zog den Kerl am Bart und
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