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Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit

Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit

Titel: Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit
Autoren: Anna Winter
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unverwandt auf mich.
    Ich zucke mit den Schultern. „Du müsstest ihr Vormund werden.“
    Ich gehe zu ihm und setze mich auf den Platz daneben.
    „ Also ist dir das zumindest klar“, nickt er und verschränkt seine Hände ineinander. „Von wie vielen Kindern reden wir hier?“
    „ Dreißig.“
    Es gibt keinen Weg, es besser darzustellen. In dem Punkt will ich ihm nichts vormachen. Schließlich bin ich kein Staubsaugervertreter, der ihm etwas andrehen will. Mir ist Ehrlichkeit wichtig und ich hoffe und bete inständig, dass er trotz der Fakten ja sagt.
    Er schließt die Augen und holt mehrmals Luft.
    „ Im Stockwerk drüber wäre genügend Platz für Schlafräume“, spinne ich den Gedanken fort.
    „ Dreißig“, wiederholt er, als müsste er die Zahl anprobieren. „Plus Personal.“
    Zumindest die Erzieher braucht er nicht zu adoptieren, doch einige von ihnen müssten hier schlafen können. Es ist keine Frage der Räumlichkeiten. Wie Desmodan einmal sagte, könnte hier ein Dorf einziehen.
    „Du hast schon jemanden in deinem Haus wohnen, der mitarbeiten würde“, informiere ich ihn.
    Er lächelt ironisch und sieht mich fragend an. „Desmodan?“
    „Nein.“ Ich schüttle den Kopf. „Mich.“
    Diese Bemerkung macht etwas mit ihm. Ich kann es beobachten. Er hat die ganze Zeit nach einem Ventil gesucht, ungeschehen zu machen, was passiert ist. Ich hatte mich schon gefragt, wann er damit aufhört. Man kann die Zeit nicht zurückdrehen. Es scheint, als habe er nun einen passenden Ersatz gefunden. Doch das allein kann ich nicht zulassen.
    Ich greife nach seiner Hand.
    „ Schatz, ich will dir nichts aufbürden, wenn du es nicht möchtest. Nicht ich wäre ihr Vormund, sondern du. Es bestimmt auch dein eigenes, weiteres Leben. Die ganze Verantwortung liegt offiziell bei dir.“
    „ Aber du willst es gern?“
    Ich kann mein Leuchten in den Augen nicht verbergen. „Weißt du, ich liebe Kinder und ich finde, es gibt nichts Wichtigeres, als Zusammenhalt und Familie. Sie hätten bei dir ungekannte Möglichkeiten für ein schönes Leben. Wer weiß, was anderswo mit ihnen gemacht wird? Und ich selbst habe keine Qualifikation und darf keine erwerben. Aber hier steht ausdrücklich, dass man für diese Arbeit keine braucht. Wieso sollte ich es dann nicht tun?“
    „Okay. Du hast ein gutes Herz und willst dich einbringen“, stellt er fest. „Das finde ich gut. Was ist mit eigenen Kindern?“
    „ Daran hat sich nichts geändert. Ich möchte eigene Babys. Das kommt sicher, aber so lange üben wir schließlich noch nicht.“ Ich zwinkere ihm zu. „Sieh es mal so: Wenn du tatsächlich die Weiterführung der Einrichtung bei dir übernimmst, kommt es zum einen auf ein paar Kinder mehr oder weniger nicht an und zum anderen hätten wir immer genügend Nannys, um trotzdem noch auszugehen, wenn uns danach ist. Wir wären eine sehr, sehr große Familie.“
    Er lächelt hinreißend. „Du würdest das so sehen, oder? Für dich wäre es eine Adoption und keine Vormundschaft.“
    „Manche sehen dann wohl eher eine ältere Schwester in mir. Ich bin erst achtzehn. Ich könnte von einem achtjährigen Jungen oder Mädchen rein rechnerisch nicht die Mutter sein.“
    „ Es ist schwer, dir einen Wunsch abzuschlagen, wenn dein Herz so daran hängt“, sagt er.
    „ Du willst es also nicht? Du würdest lieber nein sagen?“, frage ich besorgt. Eine Faust legt sich um mein Herz und quetscht zu.
    „ Unsinn“, beruhigt er mich. „Ich sage nur, es wäre praktisch unmöglich.“
    Gütiger Himmel! Meine Erleichterung ist unbeschreiblich.
    Sein Blick huscht durch das Zimmer.
    „ Dreißig“, wiederholt er.
    Ich nicke.
    Er nickt auch und grinst. „Diese ganzen Laken sind schon wirklich ziemlich hässlich.“
    Meine Augen werden weit vor Freude.
    „Heißt das: ja?“ Ich schlage meine Hände zusammen und sende ein Stoßgebet ab. Bitte lieber Gott, bitte. Bitte!
    „ Herzensprojekten soll man nachgehen“, stimmt er zu. „Wenn meine Frau glücklich ist, bin ich es auch. Aber ich habe Bedingungen.“ Er hebt mahnend einen Finger.
    „ Alles, was du willst“, hauche ich.
    Das entlockt ihm ein Lachen. „Das will ich gleich mal schriftlich. Und warte…“ Er zückt sein Handy. „Sag es noch mal.“
    „Alles, was du willst?“, frage ich irritiert.
    „ Das sollte überzeugender klingen“, weist er mich an.
    Ich muss lachen.
    „Alles, was du willst“, singe ich.
    Er hebt zufrieden den Daumen. „Super. Das ist mein neuer
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