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Schattenblume

Schattenblume

Titel: Schattenblume
Autoren: Karin Slaughter
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Pistole?», rief Smith.
    «Ich bin Streifenpolizist. Ich trage keine zweite –»
    «Erzähl keinen Scheiß!» Er schoss in Brads Richtung,
    und anstatt der Schreie, mit denen Sara gerechnet hatte,
    herrschte Schweigen. Sie blickte zurück unter die Tische,
    um zu sehen, ob jemand getroffen worden war. Drei schock‐
    geweitete Augenpaare starrten zurück.
    Das Schweigen erfüllte das Zimmer wie giftiges Gas.
    Sara zählte bis einunddreißig, bevor Smith fragte: «Bist du noch da, Mann?»
    Sie legte sich die Hand auf die Brust, voller Angst, dass ihr Herz zu laut schlug. Nach allem, was sie sehen konnte, bewegte sich Brad nicht. Ein Bild tauchte vor ihren Augen auf, Brad, der die Arme um die Kinder gelegt hatte, doch sein Kopf war weggeschossen. Sie schloss die Augen und
    versuchte das Bild zu verscheuchen.
    Sie wagte einen Blick auf Smith, der jetzt an der Stelle stand, wo Maria sie vor weniger als zehn Minuten begrüßt
    hatte. Er hatte eine Neun‐Millimeter in der einen Hand
    und die Schrotflinte in der anderen. Seine Jacke stand offen,
    und Sara sah zwei leere Holster mit zusätzlicher Munition für die Schrotflinte. Im Bund seiner Jeans steckte eine weitere Pistole, und zu seinen Füßen lag eine große schwarze Tasche, die wahrscheinlich noch mehr Munition enthielt.
    Der zweite Schütze stand hinter dem Tresen, das Gewehr
    immer noch auf die Eingangstür gerichtet. Sein Körper war
    angespannt, der Finger auf dem Abzug des Gewehrs. Er
    kaute Kaugummi, und Sara fand sein geräuschloses Kauen
    fast noch zermürbender als Smiths Drohungen.

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    Smith wiederholte: «Bist du noch da, Mann?» Er schwieg
    ein paar Sekunden. «Hey, Mann?»
    Endlich sagte Brad: «Ja, ich bin hier.»
    Sara atmete leise aus, Erleichterung machte sich in
    ihrem Körper breit. Sie drückte sich flach auf den Boden.
    Am besten käme sie zu Jeffrey vor, wenn sie sich hinter einer Reihe von umgestürzten Aktensch ranken vorbei-robbte. Langsam bahnte sie sich den Weg über die kalten
    Fliesen und streckte ihre Hand nach seiner aus. Endlich be‐
    rührten ihre Fingerspitzen seinen Jackenärmel. Sie schloss
    die Augen und schob sich vorwärts.
    Die Pistole in seiner Hand war leer geschossen. Sara
    hätte auch von selbst darauf kommen können, wenn sie
    nachgedacht hätte. Jeffrey wollte sie gerade laden, als er getroffen wurde, das Magazin war zu Boden gefallen und
    durch den Aufprall waren die Patronen herausgesprungen,
    sie lagen überall herum – nutzlose, unbenutzte Patronen.
    Es war im Grund klar gewesen. Genau so wie die Tatsache,
    dass sein Handgelenk, als ihre Finger es endlich berührten,
    kalt war, oder die Tatsache, dass er keinen Puls mehr hatte.

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KAPITEL ZWEI

    9.22 Uhr

    than», sagte Lena, den Telefonhörer zwischen Ohr und
    Schulter
    E geklemmt, während sie die Schnürsenkel ih‐
    rer neuen schwarzen Basketballschuhe zuband. «Ich muss
    los.»
    «Warum?»
    «Du weißt warum», gab sie zurück. «Es ist mein erster
    Tag wieder bei der Truppe, da darf ich nicht zu spät kommen.»
    «Ich will nicht, dass du hingehst.»
    «Ach, wirklich? Als hättest du das nicht schon achtzehn
    Millionen Mal gesagt.»
    «Weißt du was?» Er klang beherrscht. Anscheinend war
    er so naiv zu glauben, dass er es ihr noch irgendwie ausre‐
    den könnte. «Du kannst eine ganz schöne Zicke sein.»
    «Da hast du aber lange gebraucht, um das rauszufin‐
    den.»
    Jetzt legte er mit einer seiner Standpauken los, doch
    Lena hörte kaum zu, als sie sich im Spiegel an der Tür betrachtete. Sie sah gut aus heute. Sie hatte sich das Haar hochgesteckt, und der Anzug, den sie letzte Woche im
    Ausverkauf gefunden hatte, saß genau richtig. Sie schob

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    das Jackett zurück und legte die Hand auf das Holster mit der Neun‐Millimeter. Das Metall fühlte sich gut unter ihren Fingern an.
    «Hörst du mir überhaupt zu?», fragte Ethan.
    «Nein», antwortete sie. «Ich bin Cop, Ethan. Kriminal‐
    beamtin. Fertig.»
    «Wir wissen doch beide, was du bist», sagte er, jetzt
    schärfer. «Und wir wissen beide, wozu du fähig bist.» Er wartete ab. Lena biss sich auf die Zunge. Sie würde darauf
    nicht antworten. Dann änderte er die Taktik. «Weiß dein
    Boss, dass du wieder mit mir zusammen bist?»
    «Es ist kein Versteckspiel.»
    Ethan registrierte den defensiven Ton und schlug in die
    Kerbe. «Das würde dir die Arbeit richtig versüßen, was ? In
    weniger als einer Woche weiß jeder, dass du dich von
    einem Exknacki vögeln lässt.»
    Sie ließ die Waffe
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