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Schatten über Ulldart

Schatten über Ulldart

Titel: Schatten über Ulldart
Autoren: Markus Heitz
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Herrn Sohnes nicht mehr in der Stadt sehen.« Ohne einen weiteren Gruß verschwand der Regent.
    »Ihr seid ein Glückspilz«, sagte Stoiko zu dem Oberst, dessen Gesicht eine weißliche Färbung angenommen hatte. »Ihr sitzt hier im gemütlichen Zuhause, während der Tadc und ich uns in Granburg den Hintern abfrieren. Wer weiß, was dort oben alles passieren kann. Man hört viel über wilde Tiere.« Der Offizier wurde eine Spur weißer und griff gedankenverloren nach seinem Hals.
    »Ist es wirklich so kalt in Granburg?«, fragte Lodrik und betastete seine verbundene Hand. »Dann will ich nicht. Außerdem tut mir bestimmt alles weh, wenn wir mit der Kutsche fahren.« Der Tadc berührte vorsichtig seinen Arm und verzog das Gesicht. »Wie weit ist es nach Granburg, Oberst?«
    »Schätzungsweise vierhundert Warst.« Mansk überlegte, ob er nicht vielleicht doch selbst mitkommen sollte, dann könnte er sich wenigstens an Ort und Stelle umbringen, wenn der dicke, ungeschickte Junge vom Pferd fiel und sich den Hals brach. Andererseits schreckten ihn die Reise und die Gedanken an die Wintermonate ab. Er würde doch lieber Waljakov mitschikken.
    »Was? So weit? Dann will ich nicht.« Lodrik zog eine Schnute und setzte in seinem runden Gesicht wenigstens so einen Akzent. »Wir könnten doch so tun, als ob wir abreisen und schleichen uns wieder her, Stoiko, oder?!«
    Der Vertraute schüttelte den Kopf. »Ich will Euren Vater nicht verärgern. Er wird sicher Späher aussenden, um zu sehen, ob wir wirklich in Granburg ankommen. Er ist da ein sehr vorsichtiger Mann.«
    »So ein Mist.« Der Thronfolger suchte mit seiner unverletzten Hand in seiner Bauchbinde und förderte einen verdrückten Keks hervor, den er sich mit einer schnellen Bewegung in den Mund schob.
    Stoiko und der Oberst seufzten gleichzeitig, als sie dem hinauswatschelnden Lodrik nachschauten.
    »Ich sehe meinen Kopf schon rollen«, murmelte der Offizier ahnungsvoll.
    »Wer hatte denn die Idee, dass Aufgaben einen Mann ausmachen?«, warf der Diener des Tadc ein.
    »Ich hatte es doch nicht so gemeint, wie es der Kabcar verstanden hat.« Mansk zog die Handschuhe über und wünschte sich, ein unbekannter Aspirant in einem Ulldraelkloster zu sein.
    »Ihr bleibt hier, seht es so. Während ich erfriere. Auch kein schöner Tod, erzählt man sich.« Stoiko klapperte mit den Zähnen und schüttelte sich.
    »Was tust du? Es ist nicht kalt hier drin.«
    »Ich übe, Oberst. Ich übe.«

»Tzulans Geist lockte Ulldrael mit einer List an einen Ort jenseits von Raum und Zeit, warf einen mächtigen Zauber über ihn und zwang ihn zu einem hundertjährigen Schlaf, damit er auf seinem Kontinent nicht eingreifen könne.
    Und Sinured tötete den weisen König Hultras, den Herrscher von Barkis, hinterrücks und eigenhändig. Danach brachte er dessen Frau und die vier kleinen Kinder auf den höchsten Turm der Burg und warf sie von den Zinnen, damit kein legitimer Nachfolger existiere. Sinured bezichtigte einen der Ratgeber der furchtbaren Tat, schuf falsche Beweise und erzwang Geständnisse auf der Folter.
    Als das Volk hörte, dass der König tot und keiner der Erben lebendig war, verlangte es, dass Sinured den Thron besteigen solle. Der Kriegsherr lehnte, listig wie er war, zunächst ab, entschied sich dann aber nach scheinbarem, großem Zögern doch dafür.
    Und die Menschen jubelten dem neuen Herrscher von Barkis zu, von dem sie sich so viel versprachen …«
    ULLDARTISCHER GESCHICHTSALMANACH, XXI. Band, Seite 1046

    Provinz Granburg, Königreich Tarpol, Winter 441 n.S.
    Die ersten dreihundert Warst legte die Reisegruppe auf dem Repol mit Hilfe von gemieteten Handelsschiffen sehr schnell zurück, dann jedoch mussten sie ihren Weg zu Land fortsetzen.
    Der Winter, in Ulsar nur ein drohender Schatten, hatte weiter nordöstlich seine eisige Hand mit Macht ausgestreckt, und je weiter sie in Richtung Granburg kamen, desto kälter wurde es. Lodrik hatte das Gefühl, dass sie niemals in der Provinzhauptstadt angelangten.
    Abgesehen von kleineren Ebenen waren kahle Laubwälder das Hauptbild, das sich dem Tadc aus seiner Kutsche heraus bot.
    Trostlos und ohne Leben breiteten sie sich aus, Menschen entdeckte man unterwegs selten. Nur vereinzelte Rauchsäulen, die in den grauen Himmel stiegen, verrieten ein verstecktes Dorf, ein Gehöft oder einen einsamen Köhler. Es sah zu allem Überfluss nach Schnee aus.
    Die Gruppe reiste in einem Gebiet, das vom tarpolischen Straßenbauprogramm offensichtlich
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