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Schatten ueber Broughton House

Titel: Schatten ueber Broughton House
Autoren: Candace Camp
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Bestimmt hatte Dennis irgendetwas, das der Engländer für sich haben wollte.“
    „Und er soll Dennis getötet haben, um es zu bekommen?“, fragte Megan. „Was sollte Dennis gehabt haben, was der Engländer sich nicht hätte kaufen können? Er ist immerhin sehr vermögend.“
    „Etwas, das Dennis auf der Reise entdeckt hat“, erwiderte Frank.
    „Im Dschungel?“ Megan musterte ihn fragend. In diesem Augenblick entsann sie sich der Geschichte Südamerikas. „Aber natürlich!“, rief sie. „Haben nicht auch die Spanier dort Gold und Edelsteine gefunden?“
    „Genau! “ Franks Augen glänzten vor Eifer. „So muss es gewesen sein. Wenn es mir gelingt zu finden, was Dennis aufgespürt und was der Mörder ihm gestohlen hat, wäre das ein Beweis dafür, dass er den Mord begangen hat. Und deshalb muss ich nach England.“
    Megan erhob sich. Die Aufregung ihres Vaters hatte sie angesteckt. Seit zehn Jahren lebte sie nun schon mit der Trauer um ihren Bruder und dem bitteren Bewusstsein, dass der Mörder ungestraft davongekommen war. Ein Großteil ihrer journalistischen Leidenschaft hatte sich aus ihrem Wunsch nach Gerechtigkeit gespeist. Sie wusste, dass sie ihrem Bruder nicht mehr helfen konnte, doch anderen würde sie helfen können, deren Leben zerstört oder deren Rechte mit Füßen getreten wurden. Unter ihresgleichen galt Megan als Kämpferin, und am besten war sie immer dann, wenn sie mit ihren Reportagen Betrug und Ungerechtigkeit aufdecken konnte.
    Sie mochte zwar kaum glauben, dass Deirdre ihren Bruder tatsächlich gesehen hatte, doch ihr Vater könnte durchaus recht haben. Dennis’ Mörder musste ein Motiv gehabt haben - und war Habgier nicht schon immer eines der wichtigsten Motive für einen Mord gewesen?
    „Du hast recht“, meinte sie daher. „Aber es ist besser, wenn ich nach England gehe.“ Sie lief aufgeregt im Zimmer auf und ab, und die Worte sprudelten nur so aus ihr heraus. „Warum bin ich nicht schon früher auf den Gedanken gekommen! Ich könnte den Tod von Dennis genauso recherchieren wie jede andere Geschichte auch. Es wäre nichts anderes, als was ich, ohnehin jeden Tag mache - einen Fall untersuchen, mit Beteiligten sprechen, Fakten prüfen, Zeugen aufspüren. Das hätte ich schon längst tun sollen! Selbst nach all den Jahren muss es noch Beweise geben, und wenn sie auch vor Gericht nicht anerkannt werden, so hätten wir wenigstens Gewissheit.“
    „Aber Megan, das ist ... gefährlich“, wandte ihre Schwester ein. „Dieser Mann hat schon einmal einen Mord begangen. Wenn du nun dort auftauchst und beginnst, Fragen zu stellen ...“ „Ich habe nicht vor, einfach zu ihm zu gehen und ihn zu fragen: ,Warum haben Sie meinen Bruder umgebracht?“, erwiderte Megan. „Er wird nicht wissen, wer ich bin. Ich werde mir einen guten Vorwand einfallen lassen, weswegen ich mit ihm sprechen will. Sei unbesorgt, darin bin ich sehr gut.“«
    „Da hat sie recht“, meinte ihr Vater, woraufhin seine beiden Töchter ihn erstaunt ansahen. Er zuckte mit den Schultern. „Ich bin ja einsichtig, und Megan hat tatsächlich Erfahrung in derlei Dingen. Bloß“, fügte er mit strengem Blick auf Megan hinzu, „wenn du meinst, ich würde dich davonziehen lassen, um ganz allein einem Mörder nachzuspüren, dann bist du wohl keineswegs so klug, wie ich glaube. Ich werde mit dir kommen.“ „Aber Dad ...“
    Er schüttelte den Kopf. „Nein, Megan. Wir werden gemeinsam gehen. Und wenn wir Theo Moreland ausfindig gemacht haben, wird er dafür zahlen müssen, dass er euren Bruder umgebracht hat.“

1. KAPITEL
    London
    Theo Moreland, Lord Raine, ließ die Hände auf der Balustrade ruhen und träge den Blick über das untere Geschoss schweifen, wo sich die Tanzenden tummelten. Selbst die dunklen Wimpern, welche so lang und dicht wuchsen, dass sie in einem weniger markant männlichen Gesicht weiblich gewirkt hätten, konnten den missmutigen Ausdruck in seinen grünen Augen nicht verbergen.
    Nicht zum ersten Mal an diesem Abend fragte er sich, was er hier eigentlich wollte.
    Elegante Abendgesellschaften waren nicht nach seinem Geschmack. Er mochte es lieber, draußen in der Natur zu sein, vorzugsweise an einem exotischen Ort, wo er spannendere - und zumeist auch gefährlichere - Dinge tun konnte.
    Natürlich barg Lady Rutherfords Ball ganz eigene Gefahren in Form ehrgeiziger Mütter und derer Töchter, die ihm wie Haifische auflauerten. Doch dies waren Gefahren, die er nach Kräften zu vermeiden suchte: Er
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