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Schatten ueber Broughton House

Titel: Schatten ueber Broughton House
Autoren: Candace Camp
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zu begleiten. Megan wäre es lieber gewesen, wenn sie die Angelegenheit allein hätte untersuchen können, ohne sich auch noch um die beiden sorgen zu müssen.
    Doch Frank Mulcahey hatte all ihre Einwände entkräftet. Ihre jüngeren Brüder Sean und Robert seien sehr wohl in der Lage, den Laden zu führen, weshalb die Anwesenheit ihres Vaters nicht nötig sei. Sie hingegen würde seine Hilfe brauchen. Er wies Megan darauf hin, dass Frauen nur selten allein reisten und ein männlicher Begleiter dem Verlauf ihrer Reise nur zuträglich sein könne. Zudem gäbe es Orte, zu denen Frauen gar keinen Zutritt hätten. Megan wusste, dass beides stimmte, so sehr es ihr auch widerstrebte, sich das einzugestehen. Und gegen seinen letzten Beweggrund konnte sie nun gar nichts mehr einwenden - dass es sein gutes Recht wäre, den Mörder seines Sohnes zu finden und vor Gericht zu bringen.
    Trotz ihres an sich nachgiebigen Wesens, war Deirdre genauso beharrlich gewesen. Sie wünsche sich ebenso sehr wie Megan, den Mörder ihres Bruders seiner gerechten Strafe zugeführt zu sehen, und letztlich sei sie es gewesen, der Dennis in einer Vision erschienen war.
    „Außerdem“, hatte Deirdre abschließend gesagt, „wenn ich euch nicht begleite, wer sollte dann für dich und Dad putzen und kochen?“
    Das war in der Tat eine gute Frage. Megan hatte noch nie gerne Hausarbeiten verrichtet und war deshalb die letzten Jahre über recht zufrieden gewesen mit der familiären Arbeitsteilung, in der sie wie ihr Vater jeden Tag außer Haus gearbeitet und Deirdre ihnen dreien den Haushalt geführt hatte.
    Megan war allerdings davon ausgegangen, dass ihre ältere Schwester Mary Margaret ihre Meinung teile, dass Frank und Deirdre sie nicht begleiten sollten. Als ältestes Kind der Mulcahey hatte Mary Margaret von ihrem zwölften Lebensjahr an ihrem Vater geholfen, die jüngeren Kinder großzuziehen, und sie war schon immer die Vernünftigste und Verantwortungsvollste in der Familie gewesen. Nun, wo sie mit einem wohlhabenden Anwalt verheiratet war und selbst drei Kinder hatte, war Mary-Margaret der Inbegriff einer gesetzten Matrone.
    Zu Megans großer Ernüchterung war Mary Margaret der Ansicht, dass Deirdre und ihr Vater Megan sehr wohl begleiten sollten - oder, wie sie es ausdrückte, „achtgeben sollten, dass Megan nicht in Schwierigkeiten geriet“ - Und hatte sich sogar erboten, bei der Finanzierung der Reise behilflich zu sein.
    Und so kam es, dass Megan schließlich mitsamt ihrem Vater und Deirdre an Bord des Dampfschiffes nach Southampton gegangen war, mit dem sie vor Kurzem in London eingetroffen waren. Die ersten beiden Tage waren damit vergangen, ein Haus zu suchen und sich dort einzurichten. Es hatte Megan einen weiteren Tag gekostet, Theo Morelands Anschrift ausfindig zu machen.
    Heute Nachmittag war sie sich das Haus ansehen gegangen, um sich ein Bild davon zu machen, womit sie es zu tun haben würde. Es war ein beeindruckender Bau, der einen ganzen Straßenblock einnahm und Ruhm und Reichtum der Familie ebenso offensichtlich belegte wie deren ehrwürdige Tradition. Lange bevor die ersten Europäer sich in der neuen Welt angesiedelt hatten, waren die Morelands schon englische Dukes gewesen, und Earls hatten sie sich bereits Jahrhunderte zuvor nennen können. Das Haus selbst machte den Eindruck, als stünde es seit jenen Tagen hier, da New York noch Neu Amsterdam geheißen hatte.
    Doch statt sich von dem imposanten Gebäude überwältigen zu lassen, weckte sein Anblick in Megan nur noch größere Entschlossenheit, den Sohn des Dukes zu Fall zu bringen. Sie hatte es mit New Yorker Bandenchefs und mächtigen Fabrikbesitzern aufgenommen - ganz gewiss würde sie sich nicht einschüchtern lassen, weil diese Leute sich einer längeren Familiengeschichte rühmen konnten als irgendjemand sonst, den sie kannte.
    Allerdings fragte sie sich angesichts all dessen, wie es ihr bloß je gelingen sollte, sich Zugang zum Haus zu verschaffen und etwas über Theo Moreland herauszufinden ...
    Seufzend wandte Megan sich vom Fenster ab, ging zu der schmalen Kommode hinüber und nahm aus der obersten Schublade eine rosafarbene Schatulle heraus. Seit Kindertagen war das ihre kleine Schatztruhe, eine Spieldose mit einer Rose auf dem Deckel und einer winzigen Ballerina, die einst getanzt hatte, sobald der Deckel geöffnet wurde und die Musik spielte. Der Klangmechanismus war lange schon verstummt, und doch hatte Megan die Dose behalten, denn sie schätzte sie
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