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Schatten eines Gottes (German Edition)

Schatten eines Gottes (German Edition)

Titel: Schatten eines Gottes (German Edition)
Autoren: Jutta Ahrens
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vergeben, wenn du weißt, was ich meine.«
    Agnes stutzte, dann begriff sie und stieß einen erleichterten Seufzer aus. »Ach so ist das! Und ich glaubte, er sei zu hochmütig, um mich nach Rom zu begleiten. Ich muss meine Meinung über ihn wohl ändern.«
    »Dich empört das nicht? Diese Art von Liebe wird außerhalb dieser Mauern mit dem Tode bestraft.«
    »Ja, von den Christen. Ich bin keine Christin, das weißt du. Mich stört das mit Sinan kein bisschen. Dich?«
    »Ich – war anfangs bestürzt, das gebe ich zu, aber inzwischen habe ich mich daran gewöhnt.«
Von den ärgeren Neigungen Sinans will ich lieber schweigen,
fügte er im Stillen hinzu. Er dachte an die beiden Toten in Lucca, die für Sinan nur Kurzweil gewesen waren.
    Monthelon, der vorausgegangen war, blieb stehen und wies auf ein Haus, das sich von den anderen kaum unterschied. »Wartet hier. Ich will die Herren auf Damenbesuch vorbereiten.« Für den Meister des Lichts beinahe zu spitzbübisch.
    Als Octavien und Agnes das Haus betraten, kamen ihnen Emanuel und Bernardo entgegen. Emanuel blass, um Fassung bemüht, Bernardo herzlich und ohne jegliche Scheu vor der Berührung mit Agnes. Emanuel überließ Bernardo das Willkommen, er sagte kein Wort, aber schon das war ein Fortschritt. Jedenfalls ergriff er nicht schreiend die Flucht wie damals in Rom. Monthelon verließ sie nach ein paar kurzen Worten, und sie waren allein, denn Sinan hatte umgehend das Haus verlassen. Gegen den Meister wollte er sich nicht auflehnen, aber eine Frau in Neubabylon, das empfand er als Sakrileg. Er wollte sie weder begrüßen noch beachten.
    Agnes blieb wenig Muße, sich in dem hellen und luftigen Haus umzusehen. Zuerst musste sie die Zwietracht zwischen sich und Emanuel beseitigen, sonst bliebe die Atmosphäre vergiftet. Sie ging gleich zum Angriff über. »Emanuel«, sagte sie leise. »Was damals geschah, tut mir von Herzen leid. Ich bitte dich um Verzeihung, und ich hoffe, wir können gute Freunde werden.«
    Emanuel starrte sie an, und sie befürchtete schon, dass er nicht antworten oder sie brüsk zurückweisen werde, doch dann schluckte er, als müsse er einen großen Klumpen hinunterwürgen, warf Bernardo einen, wie Agnes fand, rätselhaften Blick zu, und erwiderte: »Ich habe dir nichts zu verzeihen. Ich selbst hatte mich damals unverantwortlich verhalten. Es ist wahr, ich habe lange an der Sache gelitten, doch es ist vorbei. Ja, es ist vorbei«, wiederholte er und tat einen tiefen Atemzug. Dabei berührte er Bernardo am Arm. »Ich verdanke es ihm, dass ich darüber hinweggekommen bin. Er hat mich gelehrt, dass gewisse Dinge nicht sündhaft sind.«
    Agnes atmete auf. Die Sache schien ausgeräumt, aber Octavien warf Emanuel einen vorwurfsvollen Blick zu. So offen hätte er vor Agnes nun doch nicht plaudern müssen.
    ***
    Für Agnes verging die Zeit wie im Fluge. Die Spannung zwischen ihr und Emanuel ließ tatsächlich nach, bis sie sich ganz unbefangen begegnen konnten. Emanuel verriet Octavien, dass er Agnes nun, da er sie besser kennengelernt hatte, sehr amüsant finde, und er gratulierte ihm zu seiner Wahl. Octavien drückte Emanuel dafür bewegt die Hände. »Danke, mein Freund. Ich glaube, dass sich vieles wieder zum Guten fügt, liegt auch an diesem Ort.«
    Er klärte Agnes umfassend über die Bestimmung Neubabylons und die Ziele der Bewegung auf. Natürlich ging das nicht ohne Reibereien ab. Sie beklagte immer wieder, wie stiefmütterlich die Frauen selbst von so klugen Köpfen, wie sie hier versammelt waren, behandelt wurden. »Diese Leute scheinen mir nicht so klug zu sein, wie sie vorgeben«, meinte sie schnippisch. »Es ist nämlich sehr dumm, den Frauen nichts zuzutrauen, sie für einfältig zu halten und sie nicht für die Lehre zuzulassen. Frauen, wenn sie was zu sagen hätten, würden vieles anders machen als Männer und vieles besser.«
    Was sollte Octavien dazu sagen? Er gab ihr natürlich recht. Er musste ihr auch versprechen, daheim auf Dreieichen die Regeln Neubabylons einzuführen, denn sonst blieben sie bloßes Geschwätz. »Wenn du auch meine Mutter davon überzeugen kannst«, hatte er schmunzelnd hinzugefügt. Ansonsten war Sieglinde natürlich keine Mauer mehr, an der sie sich die Köpfe blutig stoßen würden. Seit Agnes von der Existenz des Dokumentes wusste, das ihre Mutter Octavien gegeben hatte, war sie überglücklich und Octavien äußerst dankbar, dass er sich so um sie bemüht hatte.
    Obwohl ihr das Leben auf Neubabylon gefiel,
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