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Schatten Des Dschungels

Schatten Des Dschungels

Titel: Schatten Des Dschungels
Autoren: Katja Brandis , Hans-Peter Ziemek
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von vergangenen Aktionen an den Wänden.
    Dann bemerkt er mich – und auf einmal hellt sich sein Gesicht ein kleines bisschen auf, ist da eine neue Wärme in seinen grauen Augen. Auch den anderen fällt es auf, sie blicken mich an, verblüfft und ein wenig neidisch, aber ich registriere es nur am Rande. Falk und ich lächeln uns zu, kaum merklich. Es ist wie ein Geschenk, dass ich nun weiß, wie er heißt.
    Sarah und die anderen besprechen die neusten Aktionsvorschläge, die auf der Networking-Plattform von Living Earth eingestellt worden sind. Ich sage so wenig, dass Lena-Marie schließlich ruft: »Cat! Hallo, jemand zu Hause?«, und versucht, mir gegen die Stirn zu klopfen.
    Schnell weiche ich aus, zwinge mir ein Lächeln ab und versuche, irgendetwas zur Diskussion beizutragen. Falk sagt ebenfalls nicht viel, er hört zu und beobachtet. Auch hin und wieder mich. Unwillkürlich frage ich mich, ob ihm gefällt, was er sieht. Irgendjemand hat mir mal gesagt, dass ich ein Durchschnittsgesicht habe, was mich eine Woche lang zutiefst erschüttert hat, und meine Figur ist eher sportlich als sexy. Aber immerhin erkennt man mich sofort an meinen kurzen, hellblonden, stachelspitzen Haaren und an meinen grünen Augen. Ja, klar, Katzenaugen, den Vergleich habe ich schon ungefähr tausendmal gehört.
    Während die anderen diskutieren, beugt sich Andy zu mir und fragt leise: »Sag mal, was ist das da auf dem Regal? Das Gehörknöchelchen eines Wals oder so?«
    Ich muss lachen und flüstere zurück: »Das ist nur ein Stück Treibholz, das mal irgendwer von einem Projekt in Feuerland mitgebracht hat.«
    »Ach so. Lustig. Gibst du mir mal die Adresse eurer Networking-Plattform?«
    Kann er haben. Er tippt sie sofort in sein Notebook, dann kann ich mich wieder den anderen zuwenden.
    Als das Treffen beendet ist, verabschieden wir uns und schließen im Hinterhof unsere Fahrräder auf. Ich lauere auf eine Gelegenheit, mit Falk zu reden, aber er achtet nicht mehr auf mich. Lena-Marie quatscht gerade mit ihm und fragt ihn über seine Aktivitäten in Berlin aus. Währenddessen trödele ich im Hinterhof herum, packe umständlich meinen Rucksack neu und trinke einen Schluck aus meiner Wasserflasche. Andy lehnt sich neben mich an die mit Efeu überwachsene Backsteinmauer des Hofes. »Hat mir eigentlich ganz gut gefallen bei euch«, sagt er und ich zwinge mir ein Lächeln ab. »Schön. Kannst ja mal bei einem Projekt mitmachen, wenn du Lust hast.«
    Falk schiebt sein Rad, ein altes schwarzes Mountainbike, auf den Bürgersteig, und mir wird klar, dass er gleich weg sein wird. Enttäuschung schneidet in mein Herz. Wir haben kein einziges persönliches Wort gewechselt, und ich habe keine Ahnung, ob er noch einmal bei uns aufkreuzen wird. Vielleicht habe ich mir ja nur eingebildet, dass da irgendetwas zwischen uns ist … eine Schwingung, eine besondere Wärme. Oder ist er ein Frauenheld, dem sowieso alle nachlaufen, mache ich mich komplett lächerlich, wenn ich ihn nach seiner Handynummer frage?
    Gerade verabschiedet er sich von Lena-Marie, winkt kurz in meine Richtung und schwingt sich auf sein Rad. Einen Moment später ist er außer Sicht.

Am Ufer
    Niedergeschlagen stehe ich vor dem Büro von Living Earth und Worte prasseln gegen meine Ohren. Andy erzählt irgendetwas, aber ich habe keine Lust mehr, zuzuhören. »Ciao, man sieht sich«, sage ich zu ihm und radele selbst los.
    Ich bin so fertig, dass ich fast übersehen hätte, dass vor einer Bäckerei zwei Straßen weiter ein altes schwarzes Mountainbike steht. Moment mal, gehört das nicht Falk? Ich kehre um, halte an und steige mit weichen Knien ab.
    Er steht gerade an der Theke und bestellt ein Roggenbrötchen. Fragend blickt mich die andere Verkäuferin an und ich krächze: »Ein Croissant, bitte.«
    Falk wendet sich zu mir um, erkennt mich. »Alles klar?«, fragt er beiläufig und ich nicke. Wir setzen uns vor die Bäckerei auf eine niedrige Mauer und ich beiße in mein Croissant, Blätterteig krümelt auf den Boden. Jetzt oder nie, schießt es mir durch den Kopf.
    »Den Akku hab ich noch nicht weiterverschenkt«, sage ich. »Gab noch keine Gelegenheit. Vielleicht behalte ich ihn auch einfach, als Glücksbringer.«
    »Gilt nicht«, sagt Falk und wir grinsen uns an. Das fühlt sich gut an, plötzlich ist da wieder eine Verbindung zwischen uns.
    »Na gut, dann wechselt er bald den Besitzer«, gebe ich nach.
    »Was macht deine Schulter? Wieder okay?«, fragt er.
    Unwillkürlich knete ich
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