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Schatten Des Dschungels

Schatten Des Dschungels

Titel: Schatten Des Dschungels
Autoren: Katja Brandis , Hans-Peter Ziemek
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heilige Aura der Schulleiterin.
    »Hey.« Andy ist schon wieder da, ohne Curry. Er muss auf halbem Weg zum Buffet umgekehrt sein. »Sorry. Hab ich alles nicht bös gemeint, okay? Hast du Lust, bei Gelegenheit mit mir zu einem Multiplayer-Game zu gehen oder so?«
    »Eher nicht«, sage ich höflich; er gefällt mir nicht mal annähernd so gut wie der blonde Junge von der Demo.
    »Schade. Oder lieber in den Biergarten?« Andy gibt noch nicht auf.
    Der Typ nervt. Aber ich weiß schon einen Weg, um ihn loszuwerden. »Du könntest zu einem Treffen von Living Earth mitgehen«, schlage ich mit honigsüßer Stimme vor. »Da merkst du bestimmt auch, wie toll es ist, Bäume zu umarmen.«
    Das hätte ich besser nicht gesagt, denn drei Tage später steht er tatsächlich neben mir in der Zentrale von Living Earth, einem umgebauten Laden im Westend. Wir haben sogar ein eigenes Schaufenster, normalerweise hängt darin ein riesiges Bild des Planeten Erde. Darauf blenden wir kleine Info-Marker ein, sodass man sieht, wo auf der Welt gerade unsere Projekte laufen und was wir genau machen.
    »Na, hast du dich inzwischen von dem ganzen Moonwater erholt?«, fragt Andy mich, und wir quatschen noch einen Moment über die Party, die am Schluss ein kleines bisschen wild geworden ist – ich erinnere mich nicht mehr an alles, muss ich zugeben. Besonders Eloísas Freunde aus Südamerika wissen wirklich, wie man feiert, ich weiß noch ganz vage, dass wir zum Schluss auch auf der Straße getanzt haben, weil drinnen nicht genug Platz war.
    Während wir reden, schaut sich Andy neugierig in unserer Niederlassung um. »Wenigstens riecht’s gut bei euch –nach Heu«, sagt er und es stimmt. Das mit dem Heu liegt irgendwie an unserem biologisch abbaubaren Teppich, und heute duftet es noch dazu nach Honig, weil mitten auf dem Tisch ein offenes Glas steht. Ein junger Hobbyimker, der seine Bienenstöcke auf einem Hausdach am Westpark stehen hat, lässt uns mal wieder kosten.
    »Was hast du erwartet, Kuhstall-Aroma?«, fragt ihn Sarah, unsere Büroleiterin.
    »So was in der Art«, sagt Andy und setzt sich dann neben mich. War wohl nicht zu vermeiden. Wir unterhalten uns ein bisschen, und ich erfahre, dass er Molekularbiologie studiert. Wahrscheinlich ist sein IQ höher als der bescheidene Betrag auf meinem Bankkonto.
    Außer uns und Sarah sind noch zwei andere Mitglieder da: Lena-Marie, eine der Fleißigsten in unserem Team und der einzige Mensch in meinem Bekanntenkreis, der sich für Stabheuschrecken begeistern kann. Außerdem Jonas Kübler, ein Doktorand, der unglaublich gut organisieren kann und leider überhaupt keinen Humor hat. Während ich mit den dreien quatsche, bekomme ich mit, dass heute noch ein Neuer zum Treffen kommen wird. Einmal war er schon da, und anscheinend hat er Eindruck gemacht, denn irgendwie wollen alle nur über ihn reden und über sonst nichts.
    »… und in Berlin hat er bei diesem Fischadler-Projekt mitgemacht, hab ich gehört – die haben sogar ’nen Hubschrauber eingesetzt«, erzählt Sarah gerade, setzt sich auf die Kante ihres Schreibtisches und wippt mit dem Fuß. Sie trägt rote Ballerinas, natürlich aus Kunstleder. Keiner von uns findet es besonders gut, Tieren die Haut abzuziehen und daraus Kleidung zu machen.
    »Weißt du, warum er nach München gekommen ist?« Lena-Maries Augen glänzen ganz seltsam. Sarah schüttelt den Kopf. »Nö. Keine Ahnung. Vielleicht wegen dem Unfall mit dem Hubschrauber, ich glaube, da hat er sich verletzt. Kann sein, dass er danach genug hatte von der ganzen Sache in Berlin.«
    »Wegen des Unfalls «, korrigiert Jonas, und Sarah, Lena-Marie und ich rollen die Augen zur Decke. Es fällt Jonas nicht auf, oder vielleicht ist es ihm egal, jedenfalls redet er einfach weiter: »Ich habe gehört, er hatte irgendwie Ärger dort an der Uni und will jetzt hier weiterstudieren.«
    »Aber er …« Lena-Marie unterbricht sich. Jemand ist hereingekommen, ein blonder junger Mann.
    Mein Herz stolpert, fängt sich wieder, rast weiter. Ich habe ihn sofort erkannt.
    »Hallo, Falk! Alles klar?«, sagt Sarah lässig und der Neue sagt »Hi«. Lena-Marie schiebt ihm den Sessel hin, nicht irgendeinen Stuhl, sondern den Sessel, das Prunkstück unseres Büros, rot mit eingestickten silbernen Mustern. Aber der Neue setzt sich nicht. Er sieht sich ganz in Ruhe in unserer kleinen Niederlassung um, mustert die hellen Holzmöbel, die Kaffeetassen mit den witzigen Sprüchen drauf, die Stapel von Broschüren und Poster
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